
Die Freude im Landkreis war groß als Heimatminister Markus Söder (CSU) im März vergangenen Jahres sein Großprojekt der Behördenverlagerung zur Stärkung des ländlichen Raumes vorstellte. 70 neue Arbeitsplätze sollen in Rhön-Grabfeld entstehen. Alleine 50 neue Stellen wurden dem Finanzamt versprochen.
Wo kommen die 50 Stellen hin?
Doch wo werden die neuen Arbeitsplätze für das Finanzamt angesiedelt? Während Landrat Thomas Habermann (CSU) von Anfang an keinen Hehl daraus machte, dass er gerne Bad Königshofen bei der Behördenverlagerung berücksichtigt sähe, ist für den Bad Neustädter Bürgermeister Bruno Altrichter (Freie Wähler) die Sache klar. „Es gibt die Aussage des Heimatministeriums, dass die Stellen nach Bad Neustadt kommen“, erklärt er auf Anfrage dieser Redaktion. Die Stadt stehe deshalb auch schon mit verschiedenen Behörden in Verbindung.
Und auch der Leiter des Bad Neustädter Finanzamtes, Michael Röder, hegt keine Zweifel, dass die neuen Mitarbeiter nach Bad Neustadt kommen: „Nach meinem Erkenntnisstand ist die Standortentscheidung für Bad Neustadt gefallen.“ 50 Stellen des Finanzamtes Nürnberg-Süd wurden Rhön-Grabfeld zugeschlagen – in Zukunft werden Steuerfälle aus Mittelfranken in der Rhön bearbeitet. „Es kommen aber nicht die Mitarbeiter, es kommt die Arbeit“, erklärt Röder.
Zurück in die Region
Durch die Behördenverlagerung sollen schließlich Arbeitsplätze in der Region geschaffen werden. „Für Mitarbeiter aus der Region, Beschäftigte, die aus der Region stammen oder hierher zurück wollen“, so Röder. Er freut sich auf die zusätzlichen Mitarbeiter: „Es ist eine Chance für diese Kollegen wieder hierher zu kommen.“
In Bad Neustadt ist man schon auf der Suche nach den richtigen Räumlichkeiten. „Die Entscheidung steht noch aus, ob angebaut oder angemietet wird“, sagt Amtsleiter Röder. Pläne für einen Anbau am derzeitigen Gelände des Finanzamtes liegen aber bereits in der Schublade. „Im Moment werden noch Wirtschaftlichkeitsberechnungen durchgeführt“, erklärt er.
Baupläne in Bad Neustadt
Während in Bad Neustadt schon kräftig geplant wird, gibt man in Bad Königshofen die Hoffnung noch nicht auf. „Ich habe offiziell keine Absage bekommen“, sagt Bad Königshofens Bürgermeister Thomas Helbling (CSU). „Uns würden diese 50 Arbeitsplätze sehr gut tun“, so das Stadtoberhaupt. Schließlich habe die Stadt bei der Gebietsreform und dem Zusammenschluss der Altlandkreise einiges verloren.
Kapazitäten hätte die Stadt genug, so Helbling: „Wir können sowohl ein unbebautes Grundstück für einen Neubau als auch ein bestehendes Gebäude anbieten.“ Dieses Angebot hat Helbling auch dem Heimatministerium zukommen lassen. „Leider habe ich nie eine Rückmeldung erhalten“, sagt er.
Arbeitsplätze für Bad Königshofen
Landrat Thomas Habermann (CSU) hat eine eindeutige Präferenz, wo die neuen Arbeitsplätze am besten aufgehoben wären. „Wir haben uns mit mehreren Vorstößen für den Standort Bad Königshofen ausgesprochen“, sagt Habermann. Er begrüße die Initiative der Dezentralisierung, um den ländlichen Raum zu stärken. „Aber dann muss man dies konsequent bis unten hin durchziehen“, sagt der Landrat.
Er habe Söder im Mai einen Brief geschrieben und den Vorschlag unterbreitet, das Votum des Kreistages bei dieser Frage einzuholen: „Ich habe eine Einigung vor Ort vorgeschlagen.“ Und auch Wilhelm Schneider, Landrat in den Haßbergen (CSU), teilt Habermanns Sicht und hat ebenfalls im Mai einen Brief ans Ministerium geschickt. Eine Stärkung des Grabfelds hätte auch für dessen angrenzenden Landkreis positive Nebenwirkungen.
Keine Antwort auf die Frage bekommen
Ein Antwortschreiben von Staatssekretär Albert Füracker (CSU) erreichte die Landräte im Juli. „Auf den Vorschlag, das Votum im Kreistag abzuhalten, ist er gar nicht eingegangen“, sagt Habermann. „Ich werde ihn noch auffordern, das zu beantworten.“ Die zuständige Pressesprecherin im Heimatministerium, Tina Dangl, erklärt, dass der Staatssekretär ausführlich erklärt habe, warum die Stellen nach Bad Neustadt kommen.
„Es sind organisatorische Vorteile, wenn ich diese an ein bestehendes Finanzamt angliedern kann“, sagt Dangl. Da die Verlagerung eine Außenstelle des Finanzamts betrifft, zählt das Argument für Habermann nicht. „Das sind keine echten ausschließenden Antworten“, so der Landrat.
Stellenabbau bei Siemens als Argument
Ein weiteres Argument für Bad Neustadt war auch die Stellenabbau von 330 Stellen bei Siemens, der Ende September bekannt gegeben wurde. „Die Entscheidung dadurch wieder Bad Neustadt den Rücken zu stärken, ist dem Ministerium sehr wichtig“, sagt Dangl.
Die Pressesprecherin erklärt, dass die Entscheidung die 50 neuen Arbeitsplätze in Bad Neustadt anzusiedeln fest stehe: „Das war von Anfang an so geplant und daran hat sich auch nichts geändert.“
Schon die Zentrale Gebührenabrechnungsstelle für Asylbewerber und Aussiedler ist 2014 nach Mellrichstadt gekommen. „Daher wären Bad Königshofen und das Grabfeld jetzt einmal an der Reihe“, so Habermann: „Es hilft uns nicht weiter, wenn alles am Ende des Tages nach Bad Neustadt kommt und der Landkreis ausgedünnt wird.“
In den nächsten zwei Jahren kommen die Arbeitsplätze
Bad Neustadts Bürgermeister Altrichter weiß ob der Versuche von Landrat und Helbling. Er ist sich aber sicher, dass es nichts an der Entscheidung Bad Neustadt zu rütteln gibt. „Es ist nur eine Bearbeitungsstelle, die platziert wird. Es gibt daher die klare Ansage, diese an das bestehende Finanzamt anzudocken und das steht in Bad Neustadt und nicht in Bad Königshofen“, erklärt Altrichter. Er schätzt, dass die neuen Arbeitsplätze in den nächsten zwei Jahren in Bad Neustadt entstehen werden.
Ein neues Argument für den Standort Bad Neustadt ist Altrichters Meinung nach auch das Landesentwicklungsprogramm. „Die Ankündigung, dass Bad Neustadt und Bad Kissingen ein gemeinsames Oberzentrum bilden sollen, bedingt auch eine verstärkte Ansiedlung von Behörden“, sagt er. „Dies passt dann auch alles zusammen.“
Bad Neustadt ist auch München
Für Habermann ist die Diskussion noch nicht zu Ende: „Fest ist in vielen Fällen eben doch nicht fest“, gibt er die Hoffnung nicht auf. Er verstehe, dass das Ministerium durch feste Vorgaben aus München keine Diskussionen vor Ort aufreißen lassen will, so Habermann. „Bad Neustadt ist auch München“, sagt Habermann. „Wir dürfen nicht bejammern, dass zuviel in den Ballungszentren ist und es dann vor Ort selbst so machen.“
Tina Dangl zur Kts.
In jedem zukunftsorientierten Geschäft gibt es Vernetzung jeglicher Art.
Als Referenzsbeispiel darf diesbezüglich auf LIS, KIS, KSIS und Weitere auf kommunaler Ebene hingewiesen werden.
Weshalb sollten bei Anwendung dieser Kommunikationsausschöpfung keine
Vernetzung mit Behördenauslagerung zum Beleben in attraktiven Randzonen stattfinden?
Das "Beamtensesselsitzen" sollte evtl. mal einer Reform oder auch Nach-
schulung hinsichtlich moderner "Austauschmöglichkeiten " unterzogen werden.
Kein Wunder wenn Nachbarländer über unsere "High-tech-Politik" lachen.
Der Arbeitsplatzverlust Siemens dürfte ein hauseigenes Geschäftsproblem intern sein.
Diesbezüglich sollten mal so manche fragwürdige z.T auch fragwürdige subventionierte Geschäftsmodelle über deren echte Sinnhaftigkeit überdacht werden.
"Bad" Königshofen hat in den letzten Jahren zig Opfer gebracht wie z.B. Irena-Sendler-Schule u.s.w. An dieser Stelle sei angemerkt, dass der "Krankenhausverlust" in Bad
Königshofen letztendlich ein Vorteil zur Neuausrichtung für den Rhön-Klinikum Cambus mit Standort in Bad Neustadt war.
Somit sollte aus Solarität etwas mehr Weitblick hinsichtlich Zukunftsentwicklung des Landkreises in seinem Gesamtbild zum Negativtrend "Landflucht" gesehen werden.
Auch "Randgebiete" sollten aus Fürsorgepflichten am Leben erhalten werden.