Was war los innerhalb eines Jahres in Bad Neustadt? Das erfährt man unter anderem auf 144 Seiten im Jahresbericht der Stadt, der vor kurzem für 2022 erschienen ist. Traditionell geht es auf den letzten Seiten um den Bereich "Öffentliche Sicherheit und Ordnung". Darin enthalten ist die Statistik des Verkehrsüberwachungsdienstes mit einer "Knöllchen-Hitliste" aus dem Stadtgebiet.
Was auffällt: Die Zahl der Verwarnungen hat mit dem Ende von vielen Corona-Beschränkungen wieder zugenommen. Waren es 2021 noch 4505, stieg die Zahl nun auf 5750 an. Diese Zahl bezieht sich auf 14 aufgeführte Stellen (siehe Grafik), die restlichen Verwarnungen verteilen sich auf weitere Straßen im Stadtgebiet.
Wie sich ein Corona-Effekt bei den Strafzetteln in Bad Neustadt bemerkbar macht
Ein Corona-Effekt zeigt sich zudem an der Örtlichkeit mit den meisten verteilten Strafzetteln. 1115 Knöllchen hat die Stadt Bad Neustadt im vergangenen Jahr am Festplatz verteilt. Zum Vergleich: 2021 waren es lediglich 163. Laut Melanie Walter und Oliver Seufert vom Ordnungsamt liegt das unter anderem daran, dass viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wieder vor Ort im Büro und nicht im Home-Office arbeiten. Verstärkt kontrolliert hat das Amt jedenfalls nicht.
Viele Parkverstöße rühren daher, dass die Fahrzeughalter auf den hinteren Teil des Festplatzes (hier gilt die Regelung fünf Stunden frei mit Parkscheibe) entweder gar keine Parkscheibe einstellen oder die Maximaldauer überschreiten.
Auf dem vorderen Teil – hier muss ein Parkticket gezogen werden – gibt es dagegen weniger Verstöße. Der Grund: Hier stellen viele Inhaberinnen und Inhaber von Monatsparkscheinen ihr Fahrzeug ab. Eine Ausnahme stellt das Ordnungsamt im Sommer fest, wenn dann vermehrt in Reichweite des Triamares geparkt wird.
Das sind die weiteren Plätze der "Knöllchen-Hitliste" von Bad Neustadt
Die weiteren Plätze der "Knöllchen-Hitliste" belegen die Roßmarktstraße mit 477 Verwarnungen (Vorjahr: 378), der letztjährige Spitzenreiter Marktplatz mit 432 (580) und die Spörleinstraße mit 409 (397). Wie schon 2021 zeigt sich die Parksituation am Rhön-Klinikum Campus (Von-Guttenberg-Straße) aufgrund des Parkhauses entspannt. Außerhalb von diesem gäbe es zudem häufig noch freie Parkplätze, so Walter.
Die knapp über 5700 ausgesprochenen Verwarnungen spülten rund 146.900 Euro in die Stadtkasse, 2021 waren es nur knapp über 70.000 Euro. Neben dem "Corona-Ende" lag dies an einer Erhöhung der Bußgelder. Deren Höhe gibt nicht die Stadt, sondern der bundesweit geltende Bußgeldkatalog vor.
Was passiert, wenn man den Strafzettel nicht bezahlen möchte?
210 Anzeigen musste das Ordnungsamt von Bad Neustadt an die Zentrale Bußgeldstelle weiterleiten. Das passiert dann, wenn ein Fahrzeughalter den Parkverstoß beziehungsweise das "Verwarnungsangebot" aussitzt und die Zahlungsfristen verstreichen lässt. 141 Ordnungswidrigkeiten sind nach genauer Prüfung eingestellt worden.
Gestiegen sind im Jahr 2022 die Parkeinnahmen – über 223.000 Euro (Vorjahr: über 184.000 Euro) – aus den geleerten Parkscheinautomaten im Stadtgebiet.
Insgesamt, so bilanziert das Ordnungsamt, hätten sich die Zahlen nach den coronabedingten Schwankungen nun wieder "normal eingepegelt".
Nach wie vor Abzocke ohne Ende. Desweiteren wird nach wie vor mit zweierlei Maß gemessen.
Und dann stellt man die Abzocke noch in einer Hitliste vor.
Traurig ich hoffe nur das so langsam jeder Mitbürger mitbekommt was da so alles schief läuft und der gesamten Geschäftswelt von Bad Neustadt den Rücken zukehrt. Hoffendlich ist die Innenstadt bald noch töter als jetzt.
Der Begriff "Hitliste" stammt von der Redaktion, nicht vonseiten der Stadt. Die Informationen, auf die ich mich beziehe, sind nüchtern im Jahresbericht der Stadt abgedruckt und wurden dementsprechend für die Leserschaft aufgearbeitet. In dem Artikel geht es letztlich um die nackten Zahlen, die öffentlich einsehbar sind.
Viele Grüße
Christian Hüther