Günter Göpfert aus Ostheim ist ein Tüftler. Und er ist ein leidenschaftlicher Drechsler. In der Werkstatt von seinem Kollegen Andreas Scholl in Stockheim hat er gerade eine Erweiterung für eine Drechselbank aufgebaut. Diese hat er über viele Jahre lang selbst entwickelt.
Göpfert ist schon seit vielen Jahren mit dem "Drechsel-Virus" infiziert. Diese uralte Technik fasziniert ihn bis heute. Die Initialzündung für dieses Hobby kam von seinem Onkel, der Drechsler in Thüringen war. 12 Jahre alt war Göpfert damals. Leider ließ ihm der Beruf in den Folgejahren nur wenig Zeit für die Ausübung seines Hobbys. Als Betriebswirt bei Siemens, wo er viele Jahre lang beruflich tätig war, ging es natürlich mehr um Zahlen als um handwerkliche Dinge.
Seit 1970 ist der Lebensmittelpunkt des mittlerweile 80-Jährigen bereits in Ostheim, doch erst 1980 baute er dort seine erste eigene Drechselbank. Das "Learning-by-doing" war dabei nicht leicht. Und so machte er vor etwa 30 Jahren einen Drechselkurs gemeinsam mit Andreas Scholl in der Volkshochschule in Bad Neustadt. "Dort habe ich auch gelernt, wie man das Drechseln geschickt angeht", erinnert sich der Rentner zurück. Andreas Scholl ist nun selbst seit vielen Jahren Drechsellehrer und in seiner Werkstatt in Stockheim hat Göpfert seine Neuentwicklung aufgebaut.
Drechseln ist ein schönes Hobby
Auch, wenn seine erste Drehbank noch durchaus Verbesserungspotential hatte: "Im Vergleich zu dem, mit dem mein Onkel tagein tagaus gearbeitet hatte, war es dennoch ein Unterschied wie Tag und Nacht", sagt Göpfert. Schon damals wusste er, dass er sich als Rentner intensiver mit diesem faszinierenden Hobby auseinandersetzen würde. "Man braucht einfach eine Beschäftigung, die Freude macht und die auf das Erreichte auch etwas stolz sein lässt, wenn man aus dem Erwerbsleben ausscheidet", war dem heute 80-Jährigen klar.
Das sogenannte "Passigdrehen" hat es ihm besonders angetan. Mit dieser Technik kann man eine Schale oder Dose nicht mehr einfach nur kreisrund drehen, sondern geschwungene Ornamente am Rand oder auch im Innern anfertigen. Dafür, dass diese gleichmäßig werden, braucht man sogenannte "Patronen", oder "Schablonen". Diese führen die elektrisch betriebene kleine Oberfräse, die fest in ein Futteral eingespannt ist und dem Holz die angestrebte Form gibt. Das Verfahren des Fräsens entlang des Werkstückes sowie das nachfolgende feine Glattschleifen des Holzes sind aber weiterhin Handarbeit.
Tüftler war herausgefordert
Die wunderschön verzierten Schalen, die Günter Göpfert beim Vor-Ort-Termin dabei hat, zeigen, welche Kunstwerke man mit dieser Technik herstellen kann. "Ich habe lange zum Passigdrehen recherchiert, vor allem auch im Internet", sagt er. Mit seinem Enkel, der ebenso vom Drechseln fasziniert ist, hat er sich zu diesem Thema ausführlich unterhalten. "Passigdrehbänke gibt es zwar zu kaufen. Allerdings sind sie sehr teuer und nur für den professionellen Einsatz gedacht", hat Göpfert herausgefunden. Sein Tüftlerherz war herausgefordert, so etwas müsste man doch günstiger anbieten können. "Da hat auch der Betriebswirt in mir durchgeschlagen. Ich wusste, dass sich so etwas nur dann verkaufen lässt, wenn es günstig ist und es sich jeder Hobbydrechsler leisten kann."
Akribisch hat er seine Idee über Jahre weiterentwickelt und ständig verbessert. Zahlreiche Zeichnungen und Prototypen hat er dafür angefertigt, bis alles gepasst hat. Sein Anbau für die Drechselmaschine ist universell, klein und kann an nahezu jedes Gerät angebaut werden. "Schön wäre es, wenn wir die Idee in kleiner Serie produzieren könnten. Für Hobbydrechsler wäre das wunderbar, allerdings wären die Stückzahlen, die man verkaufen könnte, nicht sehr groß", gibt der Bastler zu bedenken. Er würde sich freuen, wenn man für das Passig-Gerät Interessenten finden würde. "Mir geht es aber nicht darum, Geld damit zu verdienen, sondern darum, neue Möglichkeiten für Hobbydrechsler zu bieten", so Göpfert. Man muss sehen, wie sich das weiterentwickelt.
Begeistert von der Technik
Er und seine Freunde vom "DDT", dem "Dreiländer Drechsler Treff", sind von der Konstruktion auf jeden Fall begeistert. "Man kann mit dieser Vorrichtung die Werkstücke mittels Formgebung und auch mit Durchbrüchen verzieren, wie es mit den herkömmlichen Techniken nicht möglich ist", schwärmt Andreas Scholl. Für die Mitglieder des DDT ist das Drechseln ein Hobby, das sie nicht mehr missen möchten.
"Es ist schön, dass wir uns jetzt auch wieder regelmäßig treffen können, sofern das die Coronaregeln zulassen", so Scholl. Ab Juli will man den Stammtisch wiederaufleben lassen. Informationen hierzu gibt es unter: https://ddt-hobbydrechsler.hpage.com/. Wer sich genauer über den Passigdrehanbau von Günter Göpfert informieren will, kann sich direkt an ihn wenden. Erreichbar ist er per E-Mail unter h.goepfert@web.de sowie unter Tel.: (09777) 1266.