Singt da Arjopa wirklich alleine oder verbergen sich hinter den mal tief dunklen mal fast schrillen Tönen weitere Sängerinnen und Sänger? Schon der Auftakt zum Konzert-Gastspiel der Berliner Obertonsängerin Arjopa verblüfft und fasziniert gleichermaßen die vielen Besucher in der Klosterkirche „St. Cosmas und Damian“ von Wechterswinkel.
Der weitaus größte Teil des Publikums war sicherlich gekommen, um das Stimmphänomen der in der westlichen Welt führenden „Khoomeiji“ /Kehlsängerin kennenzuleren. Und die Besucher wurden nicht enttäuscht. Neben ihrer einzigartigen Stimme hatte Arjopa noch historische sibirisch-mongolische Instrumente, wie die Pferdekopfgeige (tuvinisch „Igil“ oder mongolisch „Morin Khuur“) , die „Düng Dür“ (Rahmen-/ Schamanentrommel) oder auch die Maultrommel (tuvinisch „Khomus“) mitgebracht.
Dankbar waren die Besucher für die ausführlichen Erläuterungen zwischen den Stücken, die mal mystisch, gespenstisch, mal harmonisch, eingängig, ja auch mal rockig rüberkamen.
Dank ihrer besonderen Kehlkopftechnik kann Arjopa zwei bis drei Töne gleichzeitig singen. Kehlsänger trifft man v.a. im Herzen Asiens, in der Republik Tuva oder auch in der Mongolei, an. Gerne erläuterte Arjopa den Kehlgesang dem Publikum und demonstrierte dann auch gleich die drei Basistechniken, zu denen u.a. auch „Sygyt“ (tuvinisch „Pfeife“ - Kehlgesang in der hohen Lage) oder auch „Kargiraa“ (tuvinisch „Utertongesang“ – Kehlgesang in der tiefen Lage) gehören, wobei das gänsehauterzeugende „Kargiraa“ entfernt dem „Herrn der Ringe“ entlehnt scheint.
Wenn Arjopa, die auch das „Sygyt-Monster“ genannt wird, loslegt, dann erinnert ihr Kehlgesang oft an ein Didgeridoo, klingt er wie eine „Maultrommel“, was Arjopa dann auch prompt und nachhaltig mit einem Song unter Beweis stellt.
Der Kehlgesang dient in der Mongolei und in Tuva zur Illustration von Volksliedern, was sie anhand von Beispielen, wie dem Song über das schöne Pferd oder zum Fluss, vor Augen führte. Seine Wurzeln findet er, so Arjopa, im tuvinischen „Dyngyldai“, der schamanischen Trance. Und in eine solche singt sich Arjopa auch immer wieder einmal, wenn sie eben den „Evergreen“ Dyngyldai erklingen lässt oder – die Schamanentrommel schlagend einen fast ein wenig indianisch anmutenden Gesang vom „Magic drum“ anstimmt. Mit der Maultrommel beschreibt sie das Gebiet „Jenseit des ausgetrockneten Flussbettes“ und sorgt mit „Magic mushrooms“ für „magic moments“ innerhalb der uralten Klosterkirchenmauern.
Arjopa, die in der Zeit des deutschen „Krautrocks“ von angesagten deutschen Bands, wie „Embryo“ oder „Guru Guru“ unterstützt worden war, zeigt, dass sie nicht nur traditionelle russisch-sibirische Volksmusik, sondern auch rockig daherkommen kann. Gerade beim „roten Mond über Kyzyl“, der Hauptstadt von Tuva, lässt sie es auch einmal mit der Gitarre richtig krachen. Der melodische, facettenreiche Kehlgesang im „Trance Siberian Khoomei Sound“ kommt beim anfangs staunenden, dann immer mehr begeistert mitgehenden Publikum sehr gut an.
Zufälliger Kontakt
Der Schlussapplaus will fast kein Ende nehmen. Auch Kreiskulturmanager Thomas Eckert ist überwältigt „sensationellen Klangerlebnis“ dieses Abends – und vom Zuspruch. Dabei ist der Kontakt mit Arjopa nur dank eines fehlgeleiteten Telefongesprächs entstanden. „Sie ersetzen ja locker ein 50- bis 60-köpfiges Orchester“, stellte er bewundernd fest. Auch Arjopa, die sich selbst als „Besessene“ bezeichnete, war angetan von dem warmen Empfang und dem Publikum in der Rhön. Hier hat sie auch ihre ursprünglich aus dem mongolischen Volksensemble stammende Pferdekopfgeige erworben, die zu den am schwierigsten zu spielenden Streichinstrumenten zählt.
Wer mehr über das Kehlkopfsingen erfahren und auch einmal in diese Kunst hineinschnuppern möchte, kann an einem Workshop teilnehmen, der angedacht ist.
Kontakt: Kulturagentur im Landratsamt: Tel. (0 97 71) 9 46 85.