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Ginolfs
Stille Idylle im einstigen Vulkan
Thomas Pfeuffer
 |  aktualisiert: 19.10.2020 11:04 Uhr

Der Basaltsee ist ein friedlicher Ort. Die Bäume rundum spiegeln sich im Wasser, ein kleiner Zulauf plätschert, der Wind rauscht in den Blättern, Vögel zwitschern. Ein Ort der Ruhe und Harmonie, versteckt im Rhöner Wald. Das ist er heute, der See oberhalb des kleinen Rhöndorfes Ginolfs am Rande des Naturschutzgebiets Lange Rhön.

Der echte Basaltsee und seine Sage

Den Namen Basaltsee trägt in der Rhön so manches Gewässer. Weist er doch auf die Entstehungsgeschichte hin: In der Rhön wurde und wird noch heute Basalt abgebaut. Dann hat sich die Natur die aufgegebenen Steinbrüche wiedergeholt, manche füllten sich mit Wasser und tragen nun Namen wie „Tintenfass“ und „Silbersee“.

Unser Basaltsee ist auch bekannt als „Steinernes Haus“. Für diesen Namen gibt es eine heimatkundliche Spekulation und eine Sage als Erklärung. So stammt der Name wohl daher, dass die ursprünglich südlich des Maihügels aus dem Boden ragenden Basaltsäulen und das angrenzende Blockmeer die Form eines Hausdaches hatten.

Die Sage, die auch am Rande des Sees auf einer Tafel erzählt wird, ist da schon romantischer. Nach dieser versprach der in der Rhön scheinbar stets reichlich aktive Teufel einem armen Burschen ein großes steinernes Haus, damit er seine Angebetete heiraten könne. Er müsse ihm allerdings versprechen, dass dort nicht gebetet werde. Im Überschwang der Hochzeit war das Versprechen dann aber schnell vergessen und als das Paar seinem Gott für das große Glück dankte, zerschmetterte ein Blitz das Haus, Schwefelduft erfüllte die Luft und aus dem Boden schlugen Flammen. Schließlich blieben nur die Trümmer übrig, die heute noch zu sehen sind. Das junge Paar aber lebte glücklich weiter – wenn auch in einer Lehmhütte.

Wie das „Steinerne Haus“ entstand

Dass Flammen und Schwefelgestank bei der Entstehung des „Steinernen Hauses“ eine Rolle gespielt haben, ist gar nicht so weit hergeholt. Das „Steinerne Haus“ mit seinen Basaltsäulen ist vulkanischen Ursprungs.

Bei diesen vulkanischen Aktivitäten im mittleren Tertiär vor 30 bis 50 Millionen Jahren wurde allerdings keine glühende Lava aus einem Krater geschleudert, das Magma blieb stattdessen im Schlot des Vulkans stecken und erkaltete in der Erde zu Basaltsäulen.

Durch die Erosion über Millionen von Jahren hin wurden diese Basaltschlote freigelegt, manche Säulen brachen und rutschten den Hang hinunter. So kam es zu den eindrucksvollen Basaltmeeren – auch am „Steinernen Haus“. Anfangs wurden hier die Basaltblöcke von den Rhönern nur für den Eigenbedarf genutzt.

In den 1930er Jahren begann eine Basalt AG mit dem kommerziellen Abbau. Die mühevoll mit Hammer und Brechstangen gebrochenen Blöcke wurden mit einer kleinen Bahn zu einem Sammelplatz gebracht und dann abtransportiert.

Baumaterial aus dem Steinbruch

Die schlechte wirtschaftliche Lage nach dem Krieg war der Grund für die Gemeinde Oberelsbach, die bis zu zwölf Meter langen Säulen erneut zur wirtschaftlichen Nutzung freizugeben. 1950 wurde am „Steinernen Haus“ das Basaltwerk Oberelsbach gebaut. Die Gemeinde verpachtete das Gelände ein Jahr später an die Basalt AG Linz am Rhein. In dem Steinbruch fanden bis zu 40 Männer aus Oberelsbach und Ginolfs eine Arbeit, die sehr hart und nicht ungefährlich war.

Die Säulen wurden in Handarbeit auf 20, 40 und 50 Zentimeter Länge gebracht. Mit Loren wurden sie zu einer Halte gefahren und mit Lkws abtransportiert. Genutzt wurden die gleichförmigen Säulen zum Bau von Dämmen an der Zuidersee in Holland und nach der Flutkatastrophe in Hamburg 1962 zu Dammbauten an der Nordsee in Schleswig-Holstein. Doch auch für Schotter und Splitt für Bahntrassen und den Straßenbau wurde der Basalt verwendet.

Die Vorkommen an der Oberfläche waren bald abgebaut und man musste in die Tiefe gehen. Dann stellte sich heraus, dass unterhalb von 15 Metern mehr Grundwasser einbrach, als herausgepumpt werden konnte. 1969 wurden Steinbruch und Basaltwerk daher stillgelegt.

Als Naturdenkmal zerstört, als Erholungsort neu geboren

Damit war ein einmaliges Naturdenkmal zerstört, anstelle eines „steinernen Meeres“ gähnte ein Krater. Da der Boden wasserundurchlässig war, füllte er sich mit Wasser. Der Basaltsee entstand. Wo vordem Rhöner Arbeiter schufteten, findet sich nun die Erholungsanlage „Steinernes Haus“.

Die idyllische Lage machte den See auf 723 Metern Höhe bald zu einem beliebten Anlaufpunkt für Wanderer und in jüngerer Vergangenheit auch für Radfahrer. Der knapp einen Hektar große See lässt sich auf einem schönen Weg in zehn Minuten gemütlich umrunden. Nördlich des Sees ist im Ansatz noch der Steinbruch zu erkennen, einige Basaltsäulen wären hier noch zu sehen, wäre das Gelände nicht so zugewuchert.

Die Hochrhöntour führt hier vorbei

Viele Besucher stoßen auf das Idyll, da hier einige Rad- und Wanderwege vorbeiführen. Besonders beliebt ist die „Hochrhöntour“, die vor einiger Zeit als Deutschlands schönster Wanderweg gekürt wurde. Gerne genießen Gäste auf einer der Bänke die Ruhe und den Blick über das Gewässer. Mitglieder des Angelvereins „Steinernes Haus“ warten, dass Forelle, Zander oder Aal anbeißen. Auch wenn das Baden im nur noch 6,20 Meter tiefen See eigentlich verboten ist, sind immer mal wieder Schwimmer unterwegs, die sich weder vom kalten Bergwasser noch von einem Verbotsschild abhalten lassen.

Ein friedlicher Ort

Wer Hunger und Durst hat, für den ist auch gesorgt. An seinem Kiosk versorgt der stets gut gelaunte und freundliche Hansi Gründl seine Gäste mit Getränken, Gegrilltem oder Kuchen. Gruppen, die hier oben gerne einmal feiern, finden ebenfalls an der Nordseite des Sees drei gemauerte Grillstellen. Vielleicht wird es dann auch einmal lauter, aber nur kurz. Bald kehrt wieder Ruhe ein. Der Basaltsee ist ein friedlicher Ort.

 
Nicht nur Familien genießen die Atmosphäre am Basaltsee „Steinernes Haus“ inmitten der Rhön.
Foto: Thomas Pfeuffer (2), Archiv Johannes Gründl | Nicht nur Familien genießen die Atmosphäre am Basaltsee „Steinernes Haus“ inmitten der Rhön.
Knochenarbeit war der frühere Basaltabbau im heutigen See.
Foto: Thomas Pfeuffer | Knochenarbeit war der frühere Basaltabbau im heutigen See.
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