Zugegeben, an einem Montag Vormittag war noch nie wirklich viel los in der Innenstadt. Aber an diesem Montag ist es noch ein wenig anders. Die Sonne lacht vom Himmel, aber die Temperaturen bewegen sich im unteren einstelligen Bereich. Beim Gang durch die Hohnstraße und über den Marktplatz wird offensichtlich, was in Zeiten der Corona-Krise mit der Altstadt passiert. Es ist kaum ein Mensch unterwegs. Die Stadt wirkt wie ausgestorben, wie sonntags morgens um halb sechs.
"Ich geh nur schnell zum Kupsch was einkaufen", lässt ein Passant auf dem Marktplatz im Vorbeigehen verlauten. "Dann geht es wieder heim ins Homeoffice." Ganz so eilig hat es eine Dame nicht, die bei einem Modegeschäft eher beiläufig ins Schaufenster blickt. "Mein Hörgerät ist kaputt gegangen", sagt sie. Zum Glück hat das entsprechende Fachgeschäft am Marktplatz einen Notdienst für solche Fälle eingerichtet. "In einer Stunde kann ich es wieder abholen."
Bürger halten sich an die Ausgangsbeschränkungen
Viel eiliger hat es ein junger Mann, der aus der Apotheke am Marktplatz forschen Schrittes kommt. Beim Zahnarzt war er gewesen, weil "da was raus musste". Schnell noch in der Apotheke ein Medikament mitgenommen und dann zurück nach Hause ins Bett. "Ansonsten gehe ich mit dem Hund regelmäßig raus", sagt er. Sonst nicht.
An die von der Bundes- wie der Staatsregierung auferlegten Ausgangsbeschränkung halten sich die Bürger tunlichst. Die Gespräche mit dem Autor dieser Zeilen erfolgten in gebührenden Abständen, meist mehr als die vorgeschriebenen 1,5 Meter. Beim Gang durch die Stadt wird jedoch eines offensichtlich: Welche Folgen die Ausgangsbeschränkung durch die Corona-Pandemie auf den Einzelhandel in der Altstadt und darüber hinaus haben wird, ist derzeit noch gar nicht abzusehen.
Durchhalten heißt das Gebot der Stunde
"Ich kann das eine Weile durchhalten", sagt Ralf Hecker, "aber irgendwann müssen wir auch wieder aufsperren." Der Inhaber des Juweliergeschäftes Meißner Uhren und Schmuck am Marktplatz befürchtet jedoch, dass sich in den kommenden zwei Monaten an der Lage nichts ändern wird. "So lange dauert das bestimmt", so Hecker. "Wir haben für das Geschäft alles in die Wege geleitet, was wir tun können." Sogar die Markise vor dem Schaufenster wurde kurz vor der Schließung noch geputzt. Die Schließung kommt für Hecker zur Unzeit, weil in den Frühlingswochen gerne Trauringe gekauft werden. Wer diese schon vor der Schließung bestellt hat, der erhält sie per Post. "Wir haben bereits Paare, die mit der Gravur im Trauring noch warten, weil noch gar nicht sicher ist, ob sie an dem geplanten Tag tatsächlich heiraten werden", so Hecker. Dass er Ende April seine Ladentüren wieder öffnen kann, glaubt Ralf Hecker nicht. "Wenn ich im Mai wieder aufschließen kann, bin ich froh."
Auch für Peter Dietz aus dem gleichnamigen Schuhhaus in der Hohnstraße kommt der Zeitpunkt für die Schließung äußerst ungelegen. "In diesen Wochen werden die Schuhe für Frühling und Sommer gekauft", sagt Dietz. "Dieses Geschäft bricht uns in diesem Jahr komplett weg!" Für Peter Dietz wie auch Ralf Hecker ist die Entscheidung der Politik zur Eindämmung der Corona-Pandemie absolut richtig und nachvollziehbar. Die Folgen für den Einzelhandel bezeichnen beide als schwerwiegend. "Der Umsatz, der uns jetzt im Frühling verloren geht, wird uneinholbar sein", sagt Peter Dietz. Bis 20. April rechnet Dietz mit geschlossenen Türen seines Schuhgeschäfts, für seine sechs Mitarbeiterinnen hat er Kurzarbeit beantragt. Draußen baumeln rechts und links vor dem Eingang Luftballons, denen schon ein wenig die Luft ausgegangen ist, wie zur Begrüßung der Kundschaft in besseren Zeiten. "Die sind nur dazu da, auf Verankerungen für das Vordach aufmerksam zu machen, damit niemand darüber stolpert", sagt Dietz. Vor einigen Wochen hatte ein Bus das Vordach gerammt und zerstört. Wenn das Fachunternehmen demnächst zur Montage anrückt, muss es nicht auf Kunden Rücksicht nehmen, die im Schuhhaus Dietz ein- und ausgehen. "Die können das Vordach dann in aller Ruhe anbringen", so Peter Dietz.