Der morgendliche Gang über den Stergios-Platz wird nie mehr so sein wie früher, wenn Stergios Ntintis mit der Gießkanne in der Hand dort stand und die Blütenpracht am Eingang zu seiner „Akropolis“ mit Wasser versorgte. Am Mittwoch zündete seine Frau dort eine Kerze an – ihr Mann erlag am Dienstagmorgen in der Rhön-Kreisklinik seinem Krebsleiden.

Anfang des Jahres war die Krankheit zurückgekehrt, erzählt sein Sohn. Auch wenn Stergios aus seinem Griechenland-Urlaub ein paar Tage früher nach Hause zurückkehrte, um ins Krankenhaus zu gehen, sei er noch sehr optimistisch gewesen und habe geglaubt, dass es mit ihm wieder gut werde. Aber kurz nach seinem 73. Geburtstag, den er in Griechenland feierte, endete sein Lebensweg.

„Mein Vater war Teil dieser Stadt“, drückt sein Sohn aus, was viele empfinden. Stergios, einer der ersten Griechen, die 1969 nach Bad Neustadt kamen, schenkte den Gästen seines Lokals mit seiner herzlichen Art immer auch ein bisschen Urlaubsgefühl. Bei ihm blieb der Alltag draußen, ein gutes Essen, der Ouzo, den er spendierte, und seine heiteren Worte verbreiteten eine Atmosphäre, in die man gerne eintauchte. Viele Stammtische trafen sich hier regelmäßig.

Am 1. September 1973 hatte Stergios seine Akropolis eröffnet, nachdem er vorher einige Jahre bei Preh gearbeitet hatte. Wie stolz er auf sein Reich war, verrät die Leuchtschrift über der Gasse „42 Jahre Stergios“. Die zweite Ziffer wird er nun nicht mehr austauschen, was aus dem Lokal wird, darüber wird sich die Verwandtschaft erst in der kommenden Zeit Gedanken machen.

Aufgewachsen war Stergios in Trikala, unweit der Meteora-Klöster. In jungen Jahren widmete er sich dem Boxen, seine größte Leidenschaft aber war der Fußball. Einige Jahre lang hatte er auch einen eigenen Sportverein, bei „Hellas“ war er Spieler, Trainer und Vorstand. Zeitweise gehörte er 48 Fußballvereinen als Mitglied an. Wie sehr sein Herz für Bad Neustadt schlug, brachte er unter anderem mit seiner Kandidatur für den Stadtrat zum Ausdruck.

In den nächsten Tagen wird Stergios Ntintis nach Griechenland überführt und im Beisein seiner Familie nach griechisch-orthodoxem Ritus beigesetzt. Ein Gedenkgottesdienst, bei dem sich Bad Neustadt von ihm verabschieden kann, wird Mitte August in der Stadtpfarrkirche gehalten.