Der Protest gegen den angekündigten Stellenabbau bei Siemens in Bad Neustadt strebt einem neuen Höhepunkt entgegen: Für Mittwoch ruft die IG Metall zu einer Kundgebung unter dem Motto „Die Rhön steht auf! SIEMENSianer wehren sich“ auf. Stattfinden soll diese auf dem Bad Neustädter Marktplatz. Wie aus Gewerkschaftskreisen verlautete wird dort möglicherweise der designierte Vorsitzende der Partei Die Linke, Klaus Ernst, dabei sei.
Ab 13 Uhr sind alle Bewohner der Region eingeladen, „Flagge und Solidarität mit den Siemens-Mitarbeitern zu zeigen“, so Werner Schmitt von der Neustädter IG-Metall-Vertrauenskörperschaft. Bad Neustadt solle aus allen Nähten platzen, damit in der Siemenszentrale ein deutliches Zeichen ankommt, dass die Rhön eine starke Region ist und die Rhöner sich nicht unterbuttern lassen, wie Oliver Mauer, Bad Neustädter Mitglied des Gesamtbetriebsrats, erläuterte.
Und auch Betriebsratsvorsitzender Bernhard Omert, fordert nicht nur die Siemensianer, sondern die Bevölkerung der ganzen Region zur Teilnahme an der Kundgebung auf, damit man den Siemens-Verantwortlichen in Nürnberg und München einmal deutlich zeige, was Widerstand in der Rhön bedeutet.
Unterstützt wird die Kundgebung außerdem von den Kirchen vor Ort. „Kirchen und Gewerkschaften sind sich sicherlich nicht in allen Themen einig. Aber da, wo man sich einig ist, sollte man sich auch solidarisieren“, erklärte Günter Werner, Geschäftsführer des Diözesanbüros Bad Neustadt.
Die Katholische Betriebsseelsorge der Dekanate, das Diözesanbüro, die Familienseelsorge sowie die Regionalstelle für Kirchliche Jugendarbeit haben in einem Aufruf am Freitag alle „Mitchristinnen und Mitchristen“ aufgefordert, sich solidarisch zu zeigen und auf die Kundgebung am Mittwoch ab 13 Uhr verwiesen. Dekan Gerhard Hausmann von der evangelischen Kirche schloss sich dem an.
Ab 14.30 Uhr findet als weiteres Zeichen der Solidarität ein ökumenisches Gebet in der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt statt. Gehalten wird es gemeinsam vom katholischen Dekan Bernold Rauch und vom evangelischen Dekan Gerhard Hausmann. Anschließend besteht im Gemeindehaus Mariä Himmelfahrt die Möglichkeit zur Begegnung.
„In dieser Situation ist es wichtig, unsere Solidarität mit den Beschäftigten von Siemens zu zeigen und uns mit ihnen gemeinsam für den Erhalt der Arbeitsplätze einzusetzen“, heißt es in dem Aufruf der Katholischen Kirche. „Wir fühlen mit den Beteiligten, die um ihren Arbeitsplatz bangen“, heißt es weiter, „wir machen uns auch Sorgen um die Zukunft unserer Region.“
Am Freitag hat das Diözesanbüro außerdem Kirchenmitarbeiter in allen Pfarreien dazu aufgerufen, Plakate mit der Aufschrift „Solidarität mit Siemens“ und „Ich bin dabei!“ in Kirchen, Schaukästen sowie an weiteren wichtigen Orten aufzuhängen. Entworfen worden waren die Plakate gemeinsam von Kirche und Siemens-Betriebsrat. Außerdem wurden die Pfarrer gebeten, in den Gottesdiensten am Sonntag den Aufruf zur Solidarität zu verlesen.
Auch das Regio-Team von der Regionalstelle für kirchliche Jugendarbeit rief Jugendgruppen dazu auf, mit Transparenten, Trillerpfeifen und Rasseln zur Demo am Mittwoch zu kommen. „Vielleicht können die Schüler unter euch ja auch mit der Schulleitung verhandeln, dass ihr etwas früher gehen könnt“, heißt es in einem Schreiben des Regio-Teams.
Wie kampfbereit die Siemensianer selbst sind, wurde am Freitagmittag beim Besuch des SPD-Fraktionsvorsitzenden im bayerischen Landtag Markus Rinderspacher und der Maßbacher SPD-Landtagsabgeordneten Sabine Dittmar in Bad Neustadt deutlich. 400 bis 450 Mitarbeiter des Werks in Brendlorenzen legten spontan die Arbeit nieder und versammelten sich vor dem Werkstor, wo die beiden Politiker dem Betriebsrat eine Solidaritätserklärung ihrer Landtagsfraktion überreichten.
Herr Bürgermeister?