Wird eine Deponie im Gemeindegebiet von Oberstreu errichtet? Leitender Regierungsdirektor Manfred Endres und Gerald Roßhirt (Vorstand des Kommunalunternehmens, das sich als Dienstleister für den Landkreis Rhön-Grabfeld um die Abfallentsorgung und –verwertung kümmert) stellten sich den unbequemen Fragen des Gemeinderats.
Die Abfallbeseitigung auf Deponien stellt die letzte Stufe der Abfallhierarchie dar. Zunächst muss immer versucht werden, Abfälle zu vermeiden. Deponien gelten als unverzichtbarer Bestandteil einer modernen Kreislaufwirtschaft, so die einführenden Worte.
"Momentan gibt es keine Deponie der Klasse DK 1 im Landkreis", erklärte Endres. Nachdem die stillgelegte Sandgrube der Firma Streck-Eisenmann ein geeigneter Standort wäre, wollte man das Gremium und Bürgermeister Stefan Kießner nun zum Sachstand informieren.
Auf Deponien der Klasse 1 werden laut Gesetz nicht gefährliche Abfälle gelagert - das heißt mäßig belastete mineralische Abfälle mit geringem organischen Anteil.
Durch die Deponieverordnung sind Errichtung und Betrieb, Stilllegung und Nachsorge deutschlandweit einheitlich streng geregelt. Bei der Errichtung einer Deponie müssen die Anforderungen an den Standort, die geologische Barriere sowie die Basisabdichtung eingehalten werden. Die Oberflächenabdichtung hat vorrangig den Zweck, das Eindringen von Niederschlagswasser zu verhindern und somit der Bildung von Sickerwasser entgegenzuwirken. Dabei sind je nach Deponieklasse verschiedene Schichtungen vorgesehen.
Die wichtige Rolle bei der Trinkwasserversorgung
Wenn alle Grenzwerte passen, erfolge die Sickerwasserableitung in die Streu, antwortete Gerald Roßhirt auf Nachfrage. "Eine Ableitung in die Streu ist unterirdisch", begehrte Ratsmitglied Thomas Streit auf. Er führte den Wasserspielplatz ins Feld und erinnerte daran, welch wichtige Rolle die Gemeinde Oberstreu bei der Trinkwasserversorgung innerhalb des Landkreises spiele.
Umso unverständlicher sei der Gedanke, ausgerechnet hier eine Deponie eröffnen zu wollen. Manfred Endres hielt dagegen: "Wir brauchen Deponieraum, der ist knapp und bislang hat sich kein besserer Standort angeboten." Den Umstand, dass das Loch praktischerweise bereits vorhanden sei, nannte Streit "ein schlechtes Argument."
Besonders der Ortsteil Mittelstreu ist für seinen Wasserreichtum bekannt. Drei gefasste Quellen am Fuße des Eiersberges sind die Basis für den Wasserzweckverband Mellrichstädter Gruppe. Auch, wenn es heißt, die Fließrichtung verlaufe von der Quelle wegwärts, plagten Ludwig Geis starke Zweifel. Was geschieht mit wasserlöslichen Stoffen?
Das Sickerwasser bereitet Kopfzerbrechen
Laut Thomas Streit könne keiner genau sagen, wo das Quellwasser herkomme. Mit dem Wissen, dass das Abwasser in die Kläranlage nach Mellrichstadt gehe, könnte man beruhigter schlafen.
Andreas Türk zeigte grundsätzlich Verständnis. "Die sachliche Begründung zur Errichtung einer Deponie ist gegeben. Jeder von uns verursacht Abfall, und der muss entsorgt werden." Doch auch ihm bereitete das Sickerwasser Kopfzerbrechen. Außerdem wollte der Landwirt wissen, was bei Starkregen passiere.
Das ganze Vorhaben sei sehr bedenklich – gerade im Hinblick darauf, dass Kinder an der Streu spielen, mahnte Marcus Herbert. Gerald Roßhirt versicherte, sämtliche Werte würden scharf überprüft. "Ich halte nichts von Grenzwerten, die kann man beliebig anpassen", wischte Herbert den Erklärungsversuch beiseite.
"Wasserspielplatz obsolet"
Bürgermeister Stefan Kießner appellierte an beide Landkreisvertreter, alle genannten Bedenken ernst zu nehmen. "Diese Thematik muss auf jeden Fall mit uns und nicht an uns vorbei angegangen werden. Dabei sollte die Belastung so minimal invasiv wie möglich sein. Wir stehen als Gemeindevertreter in der Verantwortung für unsere Bürgerinnen und Bürger", brachte Kießner es auf den Punkt. Sein letztes Wort: "Mit der Errichtung einer Deponie ist der Wasserspielplatz obsolet."