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BAD KÖNIGSHOFEN
Standing Ovations für die junge Philharmonie
Die Streicher waren bei der Suite für Streicher von John Rutter ganz in ihrem Element.
Foto: Fotos (2): Hanns Friedrich | Die Streicher waren bei der Suite für Streicher von John Rutter ganz in ihrem Element.
Hanns Friedrich
Hanns Friedrich
 |  aktualisiert: 14.10.2016 03:37 Uhr

Stehende Ovationen, bereits vor der Pause und am Ende des Konzertes im großen Kursaal der Frankentherme, zeigten den Musikern der jungen Philharmonie Rhön-Grabfeld, dass sie sich spontan in die Herzen der rund 300 Zuhörer gespielt hatten.

Für Ernst Oestreicher, Leiter und Initiator des Orchesters war es auch Beweis dafür, dass er ein perfektes Programm zusammengestellt hatte, dass die Gäste sofort ansprach. Das zeigte bereits die Eröffnung mit der Candide Ouvertüre oder auch die Suite für Streicher, bei der man eine Stecknadel im Raum hätte fallen hören.

Viel musikalisches Potenzial

Der überaus gut besuchtee Konzertabend im Rahmen der 1275-Jahrfeier der Stadt Bad Königshofen zeigte, welch musikalisches Potenzial der Landkreis Rhön-Grabfeld vorzuweisen hat. Ernst Oestreicher, Leiter der Jungen Philharmonie und der Berufsfachschule für Musik, ist ein Mann, der sich mit Leib und Seele der Musik verschrieben hat. Sein Name bürgt für Qualität und sorgt immer wieder für zahlreiche Zuhörer. Die Moderation des Konzertnachmittags lag in den Händen von Carolin Fritz-Reich von der Kulturagentur des Landkreises Rhön-Grabfeld.

Kurz stellte sie die Junge Philharmonie Rhön-Grabfeld vor, die 2009 aus der Taufe gehoben wurde. Sie setzt sich aus 60 Instrumentalisten aus Rhön-Grabfeld zusammen, die auch das Konzert im Kursaal bestritten. Hinzu kommen Schüler und Lehrkräfte der Berufsfachschule für Musik Bad Königshofen. Außerdem, und darauf ist Schulleiter Ernst Oestreicher besonders stolz, auch aus Ehemaligen, sowie professionellen Orchestermusikern.

Neben Ernst Oestreicher sind Konzertmeisterin Kim-Leonore Bauer-Heilmann, Stimmführer der tiefen Streicher Uwe Schachner und weitere Lehrkräfte der Berufsfachschule für Musik mit im Boot. Die ausgewählten Musiktitel, so die Ouvertüre aus der Operette „Candide“ von Leonard Bernstein zeigte bereits zu Beginn, auf welch hohem Niveau Ernst Oestreicher mit seinem Team die junge Philharmonie geführt hat. Das setzte sich bei der Suite für Streicher von John Rutter fort. Die Streicher begeisterten durch wunderschöne Violinsoli, aber auch durch das lebhafte Finale dieser abwechslungsreichen Suite.

Das „Konzert für Violoncello und Blasorchester“ des österreichischen Komponisten Friedrich Gulda war ein weiterer Höhepunkt des Konzertnachmittags noch vor der Pause.

Stehende Ovationen forderten die Orchestermitglieder zu einer Zugabe auf. In den fünf Sätzen des Konzertes wurden verschiedenste Stile in humorvoller Weise vermischt, was für ein abwechslungsreiches und virtuoses Konzertvergnügen sorgte. Spontan begeisterte hier Solist Ingmar Escher am Violoncello, ein ehemaliger Schüler der Berufsfachschule für Musik, gemeinsam mit Johannes Tappert an der Gitarre. Erinnerte der erste Satz eher an eine Big Band oder gar Rock-Band, führte der zweite Satz fast in die volksliedhafte Idylle Österreichs. Im dritten Satz dominierte das Solo-Cello und danach fühlte man sich an einen königlichen Hof versetzt. Das elegant orchestrierte Menuett, eine Art höfischer Tanz, leitete über ins Finale mit Polka-Anklängen und einem Mix aus Blasorchestermotiven und Jazz.

Mit Ingmar Escher hatte man an diesem Abend einen hervorragenden Cellisten. Er stammt aus Kronach, besuchte nach dem Abitur die Berufsfachschule für Musik und wurde von Uwe Schachner ausgebildet. Seit 2011 studiert er an der Hochschule für Musik Würzburg.

Holst und seine Planeten

Mit fast kriegerischer Musik wurde der zweite Teil des Konzerts eröffnet. Das gesamte Orchester war auf der Bühne. Auf dem Programm stand „Die Planeten“ von Gustav Holst. Carolin Fritz-Reich berichtete dazu. dass die unterschiedlichen Planetencharaktere durch Orchestrierung zum Ausdruck gebracht werden, die von zarten, gedämpften Streicherklängen bis hin zu monumentalem Orchestersound reicht. Die junge Philharmonie begeisterte mit drei der sieben Sätze das Publikum – Mars, Uranus und Jupiter. Untertitel des ersten Musiktitels „Mars“ war „Der Kriegsbeginn“ weil der Mars unter anderem mit Aggression, Krieg und Zerstörung in Verbindung gebracht wird.

Mit marschartigem Allegro-Rhythmus im ungewöhnlichen 5/4-Takt, der beinahe schon beklemmend wirkte, begann der zweite Teil des Konzerts. Große Lautstärke kennzeichnete das Musikstück und es erinnerte an die Schrecken des Krieges. Durch den Rhythmus wurde man an aufmarschierende Armeen erinnert.

Weil Uranus für den Einfall, den Geistesblitz, die Inspiration steht, hat Gustav Holst diesen Satz mit „Uranus, der Magier“ überschrieben. Danach ausgewählt war auch das fanfarenartig von den Bläsern vorgetragene „Zaubermotiv“. Schließlich der Planet Jupiter. Ihn hat Holst mit „Jupiter, der Freudenbringer“ überschrieben. Er steht in der Astrologie für einen königlichen Planeten, für von Großzügigkeit und Wohltätigkeit. Der Jupiter ist bekanntlich der am schnellsten rotierende Planet von allen. Wohl auch deshalb begann der Satz flott, fast ausgelassen. Besonders bekannt war vielen der Hymnus im Mittelteil des Satzes. Er wird in England oftmals auf Hochzeiten, aber auch bei Beerdigungen gespielt. Carolin Fritz-Reich: „Zuweilen wird er heute aber auch von feiernden Rugby-Fans als Siegeshymne gesungen.“

Mit der Musik zum Planeten Jupiter das Festkonzert. Allerdings ließen die Zuhörer die Musiker nicht ohne eine Zugabe aus „Star Wars“ und den „Jupiter Hymnus“ von der Bühne. Stehender, nicht endend wollender Applaus zeigte der jungen Philharmonie, dass sie sich an diesem Abend selbst übertroffen hatte.

Mit Ingmar Escher am Violoncello hatte man einen Solisten, der einst Schüler an der Berufsfachschule für Musik war. Ernst Oestreicher dirigierte.
| Mit Ingmar Escher am Violoncello hatte man einen Solisten, der einst Schüler an der Berufsfachschule für Musik war. Ernst Oestreicher dirigierte.
 
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