Ehre, wem Ehre gebührt. Diesem Leitspruch zufolge lud die Stadt Bad Königshofen die Tischtennis-Bundesliga-Mannschaft des TSV Bad Königshofen am Montagnachmittag zu einem Empfang in den historischen Rathaus-Saal ein. Um den erfolgreichsten Sportlern in der 163-jährigen Geschichte des Turn- und Sportvereins jene Ehre, Wertschätzung und Anerkennung zuteil werden zu lassen. Natürlich ist inzwischen mehr als ein Vierteljahr vergangen, dass der TSV Bad Königshofen und seine Tischtennis-Mannschaft in den Schlagzeilen standen und einen Bekanntheitsgrad erreichten wie keine andere vorher.
Der Anlass ist weitestgehend bekannt: Play-off-Halbfinalist und drittbestes Team in Deutschland. Die Mannschaft hat damit Großes geleistet in der vergangenen Saison, in die sie als krasser Außenseiter deshalb gestartet war, weil sie gleich zwei potenziell erfolgreiche Spieler ersetzen musste. Kilian Ort, der seine ganze Karriere lang respektvoll als "TSV-Eigengewächs" bei den Heim- und Auswärtsspielen vorgestellt und so in den Medien genannt wurde, drohte zunächst für die Vorrunde auszufallen. Er wurde zweimal am Rücken operiert, konnte kein einziges Mal zu einem Spiel den Schläger in die Hand nehmen und seiner Mannschaft in ähnlicher Weise helfen wie zuvor.
Operiert wurde "Killy" in München, therapiert an seinem Wohnort in Düsseldorf. Aber so richtig vorwärts ging nie was mit seinem Gesundheitszustand. Als die Hinrunde sich dem Ende entgegen neigte, musste man sich darauf einstellen, die ganze Saison ohne ihn auskommen zu müssen. Das bedeutete, verzichten auf den Lokalmatador, der jede Runde mit einer positiven Bilanz abgeschlossen und gegen alle deutschen Spitzenspieler wie Timo Boll, Patrick Franziska, oder Benedikt Duda schon gewonnen hatte, ebenso gegen Weltklassespieler wie Källberg, Gauzy oder Calderano. Ein potenzieller Olympia-Kandidat, wenn denn die Gesundheit mitgemacht hätte.
Dann passierte noch dieser Formfehler beim Wechsel des Japaners Jin Ueda nach Deutschland, explizit sogar mit Wohnort Bad Königshofen. Alles rund um seine Verpflichtung war gedeckelt, mit dem DTTB, der TTBL und dem japanischen Verband. Nur eine Unterschrift auf einem Formular des BTTV kam zwei Tage zu spät an.
Rumpfteam sicherte bis zum Rückrundenbeginn Platz 5
Die zwei damaligen Geschäftsführer Andy Albert und Udo Braungart haderten und lamentierten nicht, sondern nahmen die Sperre bis 31. Dezember an und appellierten an den Kampfgeist der Mannschaft. Sie solle bis zum Rückrundenbeginn am 5. Januar den Anschluss an die Plätze nicht verlieren, auf denen es um den Klassenerhalt geht. Es gelang nicht nur dieses. Das Trio Bastian Steger, Filip Zeljko und Martin Allegro, von dem keiner ausfallen, krank werden oder sich verletzen durfte, schaffte nach der Hälfte aller Spiele ein ausgeglichenes Punkteverhältnis und Platz 5, in unmittelbarer Nähe der Play-off-Plätze 1 bis 4, die man in den sieben Bundesligajahren vorher noch nie hatte erreichen können.
Dann rückte Jin Ueda ins Team, der sich mit einem Vertrag beim österreichischen TTC Wiener Neustadt exklusiv in der Europäischen Champions League in Form halten konnte. In der Rückrunde erreichte Ueda eine positive Spielbilanz für den TSV. Besonders beeindruckend war, wie er sich auf dem für ihn neuen Kontinent in die Mannschaft integrierte. Jetzt hatte der TSV wenigstens wieder vier statt nur drei Spieler zur Auswahl, minimaler Luxus im Vergleich zu den meisten anderen Gegnern.
Bastian Steger, liebe- und respektvoll Leitwolf genannt, auf jeder Position einsetzbar, blieb, trotz seiner 43 Lenze, ein Glücksfall für den TSV. Wer ihn spielen sah, entdeckte alles andere als einen Alterungsprozess, vielmehr einen Jungbrunnen. Viele behaupten, er werde sogar immer besser, nicht nur wegen seiner hoch positiven Einzel-Bilanz. Seine Körpersprache, Reflexe und vor allem seine Winner-Mentalität haben nicht gelitten und wenig gemein mit "normalen" Mittvierzigern.
Selbst die Nummer 4 im Team, Martin Allegro, machte sich ungeheuer wertvoll dadurch, dass er in allen Doppeln mit verschiedenen Partnern zum Einsatz kam und alle gewann. So dass der TSV Bad Königshofen nach dem letzten TTBL-Spieltag sensationell als Deutschlands Nummer 3 dastand. Weiter vor ging´s in den Play-offs dann nicht mehr. Aber der 3:1-Sieg im Heimspiel gegen den späteren Deutschen Meister Borussia Düsseldorf, das würdigte auch der 3. Bürgermeister Dr. Roland Köth in Vertretung für den erkrankten Thomas Helbling, "war aller Ehren wert."
Köth stellte der Mannschaft weiterhin die Historie der Stadt vor und ihre aktuelle Situation sowie "all das, was die rührige TT-Abteilung für die Stadt geleistet hat. Sie ist ein echtes Aushängeschild unserer Region." für den musikalischen Rahmen sorgte ein geladener Gast selber: Basti Steger setzte sich ans Piano und zeigte, dass er nicht nur sportlich, sondern auch musisch sehr gut ausgebildet ist.