
Dennoch löste die Entdeckung der Namen eine lebhafte Diskussion aus, vor allem beim sonntäglichen Frühschoppen nach dem Gottesdienst im Kleinbardorfer Pfarrhaus.
Erwin Hermann, der seit Jahrzehnten den jüdischen Friedhof bei Kleinbardorf betreut, schickte die fotografierte hebräische Grabinschrift inzwischen an Elisabeth Böhrer in Sondheim/Rhön. Die Forscherin in Sachen jüdischer Geschichte nahm sich der Sache an und investierte gemeinsam mit einem kleinen Mitarbeiterstab nach eigenem Bekunden mittlerweile rund 25 Arbeitsstunden, um Näheres herauszufinden. Sie recherchierte, verschickte Mails und nutzte persönliche Kontakte.
Die Daten passten nicht
Elisabeth Böhrer, Kennerin der jüdischen Geschichte in der Region, besuchte auch das Staatsarchiv in Würzburg und nahm sich dort neun fränkische Orte vor, in denen Joseph Sachs gelebt haben könnte: Bad Kissingen, Oberelsbach, Rödelmaier, Sulzdorf an der Lederhecke, Kleineibstadt, Maroldsweisach, Altenschönbach, Schweinshaupten und Mühlfeld. Sie fand zwar auf einer Liste „einen Joseph Sachs“, doch für den passten die Daten mit dem Gesuchten nicht überein. Nur eines ist sicher: „Bei Joseph Sachs handelt es sich um einen Menschen, der vermögend gewesen sein muss, darauf lässt die Ausführung und die Qualität seines Grabsteines schließen“
Die Forscherin stellte aufgrund der Grabinschrift weiter fest, dass Joseph Sachs 1826 geboren wurde, Frau und Kinder hatte und am 14. August 1868 im Alter von 42 Jahren gestorben ist.
Geburtsort wäre wichtig
Wo er das Licht der Welt erblickte, konnte sie bislang nicht herausfinden. Bei der Lösung dieses Rätsels hofft sie auf die Hilfe eines Hebräisch-Experten aus Deutschland, der zurzeit in Israel zu Gast ist und der in absehbarer Zeit zurückerwartet wird. Mit ihm möchte Elisabeth Böhrer zum jüdischen Friedhof bei Kleinbardorf gehen, um am Grabstein die letzten Details zu klären. „Wenn ich wüsste, wo und wann Joseph Sachs geboren wurde, wäre alles nur noch ein Klacks“, meint die Fachfrau für jüdische Geschichte in der Rhön.
Der jüdische Friedhof bei Kleinbardorf stammt aus dem 16. Jahrhundert. Verstorbene aus 27 fränkischen und thüringischen Gemeinden fanden dort ihre letzte Ruhe. Zu den Orten, die ihre Toten dorthin brachten, gehörte auch Trappstadt. Dort wurde 1821 jener Marcus Goldman geboren, der später nach Amerika auswanderte und das bekannte Bankhaus gründete.
Es ist sehr bemerkenswert, mit welchem Engagement nach den beiden Namen geforscht wird. Zeigt es doch, dass die Geschichte der Juden in Franken von großer Bedeutung ist. Zumal es sich hier noch dazu um berühmte Personen handelt. Die „Jüdische Allgemeine“, eine deutschlandweit erscheinende Wochenzeitung, hat inzwischen ebenfalls von den berühmten Namen auf den Grabsteinen auf dem jüdischen Friedhof bei Kleinbardorf erfahren und in ihrer ersten Ausgabe des neuen Jahres in Text und Bild darüber berichtet.