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OBERELSBACH
„Sprach-Camp“ ohne Grenzen
Intensive Arbeit: Gebannt folgen die Austauschschüler dem Unterricht. Ziel der beiden Wochen „Sprach-Camp“ in der Umweltbildungsstätte ist es, ein Gefühl für die deutsche Sprache zu entwickeln.
Foto: Marc Huter | Intensive Arbeit: Gebannt folgen die Austauschschüler dem Unterricht. Ziel der beiden Wochen „Sprach-Camp“ in der Umweltbildungsstätte ist es, ein Gefühl für die deutsche Sprache zu entwickeln.
Marc Huter
 |  aktualisiert: 16.08.2017 03:17 Uhr

US-amerikanische und mexikanische Jugendliche halten sich in den Armen, Brasilianer und Argentinier bestreiten ein Fußballmatch gegen Jungs und Mädchen aus Finnland und Italien – und das alles in einem „babylonischen Sprachwirrwarr“: Die 25 Jugendlichen, die sich dieser Tage in der Umweltbildungsstätte Oberelsbach aufhalten, stammen aus zehn Nationen.

Dabei wird nicht nur gespielt. Es geht darum, das Sprachwirrwarr zu entwirren und Deutsch zu lernen. Das Ziel des zweiwöchigen Aufenthalts der jungen Leute in der Rhön: Sich gemeinsam auf „die 365 spannendsten Tage ihres Lebens“ vorbereiten. Denn im Anschluss an das „Sprach-Camp“ verbringen die Jugendlichen ein Jahr in Deutschland.

Das Deutschland-Jahr findet unter dem Dach des Rotary-Clubs statt. Ausrichter der Willkommenstage, die erstmals in Oberelsbach stattfinden, ist der Landesverband Hessen der Deutschen Jugend in Europa (DJO) mit Bildungsreferent Harald Schäfer, der schon vor 21 Jahren dieses Sprach-Camp mitgegründet hat. Schäfer ist seitdem sowohl als Organisator sowie als 24-Stunden-Team-Leiter nicht mehr wegzudenken.

Erst kurz vor dem Beginn des Programms sind die meisten jugendlichen Teilnehmer in Deutschland eingetroffen. „Oberelsbach ist für die meisten der erste Ort, den sie in Deutschland kennenlernen“, so Harald Schäfer. Allen steht dann ein einjähriger Aufenthalt bei verschiedenen Gasteltern in Deutschland bevor. Jetzt sind sie meist ohne Sprachkenntnisse und ohne Alltagskompetenz, wie man sich in Deutschland verhält.

Völlig andere Kultur

Daher kam schon vor 21 Jahren die Idee auf, den Jugendlichen aus aller Herren Länder den Start ihres Austauschprogramms mit zwei intensiven Begegnungs- und Lernwochen zu erleichtern. Insbesondere die deutsche Sprache soll hier erlernt werden, jedoch auch alltägliche Dinge, wie das Bettenmachen, das Mülltrennen oder auch ein Waschbecken zu putzen.

„Vieles haben die jungen Menschen in ihrer Heimat nicht gelernt“, erläutert Harald Schäfer. Teilweise sei es in der Heimat eben auch eine ganz andere Kultur und das Heimweh sei zu Beginn auch oft sehr groß.

Die Deutschlehrerinnen Marlene Münster und Andrea Seifert vom Spracherlebniscamp Münster haben alle Hände voll zu tun, den Jugendlichen in kürzester Zeit so viel wie möglich beizubringen. Auf spielerische Art und Weise, mit modernen Lernmethoden und sehr viel Gruppendynamik schaffen sie es, die Austauschjugendlichen für die deutsche Sprache zu begeistern.

Ob Rollenspiele, Medien-Workshops, Rallye bis zu ganz traditionellen Grammatiklehrstunden und Sprechübungen: Alle hören zu und machen gerne mit. „Das Ziel ist es, ein Gefühl für die Sprache zu entwickeln, erklärt Andrea Seifert. Der „Crash-Kurs“ schließt mit der ersten Deutsch-Prüfung des Goethe-Instituts ab.

„Ein Kind geht in ein fremdes Land und kommt als junger Erwachsener wieder“, so beschreibt Schäfer das Ergebnis, das der Aufenthalt in Deutschland, fernab vom Elternhaus und dem heimischen Umfeld, mit den jungen Leuten mache. „Die einjährige Auslandsreise soll ganz bewusst der Persönlichkeitsbildung dienen“, so Harald Schäfer. „Just for Fun“ gibt es hier nicht. Die Austauschkinder müssen ebenso wie ihre Gastgeschwister zur Schule gehen, im Haushalt mithelfen und mit kleinem Taschengeld auskommen.

Oft entwickeln sich bei solch einem Aufenthalt tiefe Freundschaften, obwohl die Heimatorte viele Tausend Kilometer voneinander entfernt sind. „In Kontakt zu bleiben ist dank Skype und Co heute einfacher“, erklärt Schäfer, der noch heute mit sehr vielen ehemaligen Austauschschülern in Kontakt steht.

Doch nicht nur lernen steht in den beiden Wochen in Oberelsbach auf dem Programm. So wird beispielsweise ein Ausflug zur ehemals deutsch-deutschen Grenze, dem „Grünen Band der Rhön“ unternommen, die Schokoladenmanufaktur wird besucht, eine Brauerei besichtigt. Oft wurde auch schon Tanz- und Musikunterricht gegeben. „All dies ist eine Einstimmung auf unvergessliche 365 Tage für die Jungen und Mädchen“, so Schäfer.

Ganz nebenbei werden Freundschaften geknüpft. Schon am ersten Tag lernen sich alle kennen, über sämtliche Sprachbarrieren hinweg. Nach dem Pressefoto umarmen sich die Gäste aus den USA und aus Mexiko, beide mit ihren Flaggen. Grenzen sind hier nun wirklich kein Thema.

International: Jugendliche aus Italien, Finnland, Brasilien, USA, Mexiko, Japan, Argentinien, Chile, Venezuela und Peru sind derzeit in der Umweltbildungsstätte zu Gast, um sich auf ein Jahr Deutschland-Aufenthalt vorzubereiten. Die Lehrerinnen Marlene Münster und Andreas Seifert (rechts) sowie Bildungsreferent Harald Schäfer vom Landesverband Hessen der Deutschen Jugend in Europa (weiter von rechts) unterstützen dabei.
Foto: Marc Huter | International: Jugendliche aus Italien, Finnland, Brasilien, USA, Mexiko, Japan, Argentinien, Chile, Venezuela und Peru sind derzeit in der Umweltbildungsstätte zu Gast, um sich auf ein Jahr Deutschland-Aufenthalt ...
 
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