Egon Pfister (75), aus Eichenhausen stammend und inzwischen in Herschfeld wohnhaft, war in seinem Berufsleben vom Technischen Zeichner bis zum Verkaufsleiter eines Bad Neustädter Großunternehmens schon immer ein Anpacker und Macher. In seiner Nebenbeschäftigung als Fußballer und Trainer war er in der Region bekannt, als Spielerberater bei Profi-Clubs und -Spielern sogar international. Heutzutage ist der agile, umtriebige Rentner ein Kümmerer.
"Man muss sich doch um die Leute kümmern, dann wird das auch was mit der Integration", lautet sein Credo. Bei seinem ehrenamtlichen Engagement für zwei ukrainische Familien in Bad Königshofen sieht er sich als Mentor, der sich nicht bitten lässt, sondern fragt, wo´s hakt und woran es mangelt, Dinge in die Hand nimmt und durch sein Knowhow und Hartnäckigkeit im Umgang mit Behörden voranbringt. Ausschlaggebend für sein Engagement war wohl auch eine schwere Herz-OP wodurch er "ein zweites Leben geschenkt bekam und deshalb etwas an den da oben zurückgeben will."
Am Hauptbahnhof in München machte es "klick"
Seit einem Vierteljahr betreut er auf diese Weise die zwei ukrainischen Frauen Oksana Liashevych (40) mit ihren Söhnen Dmytro (16) und Andrii (14) sowie Iyrena Zhmurchuk (40) und ihren Sohn Artem (16). Seine Hilfe hat meistens etwas mit Sport zu tun, der wie ein Katalysator beim Integrationsprozess wirkt.
Die Initialzündung für sein Engagement kam durch einen Zufall am Hauptbahnhof in München, "wo ich einen Mann namens Igor, der an einem blau-gelben Schild als Ukrainer erkennbar war, einfach ansprach und ihn fragte, was er da mache. Er sei schon zehn Jahre in Deutschland und helfe hier ankommenden Flüchtlingen aus seiner Heimat bei den ersten Schritten und der Arbeitssuche."
Die beiden Frauen hatte Igor auch auf seiner Liste. Sie lebten seit Kriegsbeginn in Polen, waren dort aber ohne Arbeit. Man tauschte Handynummern aus, und wenig später kamen Oksana und Iyrena in einem Bus von Breslau nach Würzburg und von dort mit Egon Pfister nach Bad Königshofen.
Dort hatte er schon Verbindungen mit dem Kurdirektor Werner Angermüller geknüpft, der genug Arbeit für die beiden Masseurinnen mit Diplom hatte und ihnen ein Praktikum anbot. Eine Wohnung war auch mit Angermüllers Hilfe schnell besorgt. "Auch wenn es zuerst jeweils nur für ein paar Tage war, der gute Wille war bei allen zu spüren."
Der Kampf Humanität contra Bürokratie
Nicht ganz ohne Komplikationen war der Aufwand mit den Behörden. Die Arbeitsstellen waren da, die Arbeitserlaubnis aber nicht. "Da ging es von einer Behörde zur anderen. Obwohl man schon da war, musste man erst einen Termin beantragen. Dann galt es Formulare ausfüllen, Anträge stellen", waren Pfisters eher frustrierende Erfahrungen: "Alles, was Menschen in Arbeit bringt, muss man doch befürworten. Es war aber ein Kampf Humanität contra Bürokratie."
Pfister hatte es aber auch mit Sachbearbeiterinnen und Sachbearbeitern zu tun, die ihn sehr unterstützten. Auch hier wirkte der Sport wie ein Empfehlungsschreiben. "Ein älterer Fußballer aus Saals zweiter Mannschaft, der zuständig ist für die Erstaufnahme beim Jobcenter, war sehr behilflich. Alle in Bad Königshofen, mit denen wir zu tun hatten, waren äußerst bemüht. Es gab keinerlei Ärger, keine Ressentiments."
Ihre Zukunft sehen sie in Deutschland
Momentan absolvieren die beiden Damen das Praktikum im Kurzentrum. Danach beginnt für sie der dreimonatige Sprachkurs und dann die Festanstellung. Dmytro spielt in der U17 des TSV Aubstadt Fußball. Alle fünf sind von der Sportart und dem Flair bei den Tischtennis-Bundesliga-Spielen des TSV Bad Königshofen begeistert. Die beiden anderen Buben Artem und Andrii sind bereits beim Jugendtraining angemeldet. Selbst bei der Biathlon-WM in Oberhof waren Pfister und seine Ukrainer zu Gast.
Er bestätigt, dass die Fünf ihre Zukunft in Deutschland sehen. "Ich kann nur den Hut ziehen vor ihrer Bereitschaft, sich so schnell wie möglich zu integrieren." Und das Schöne: Er sprüht vor Unternehmungslust, ist alles andere als ausgebrannt oder mit der Kraft am Ende: "Was du gibt’s, geben sie mit Freundlichkeit, Höflichkeit und Dankbarkeit zurück." Er habe ja schließlich Unterstützung "wie etwa die Frau Storch von der Caritas oder die Integrationsbeauftragte Frau Wolf im Landratsamt. Da hast du Ansprechpartner, die die Situation verstehen und helfen, wo es nur geht."