Nüchtern betrachtet ist es ein Vorgang, der in Unternehmen nichts Ungewöhnliches ist. In den Altenheimen der Julius-Spital-Stiftung Mellrichstadt wurde mit Beginn dieses Monats ein Wechsel in der Heimleitung vollzogen: Ebba-Karina Sander hat die Leitung des Franziska-Streitel-Altenheims und des Seniorenheims St. Niklas an Petra Bonfig übergeben. Ein Stabwechsel, der im bestem Einvernehmen erfolgt ist.
Kritisch betrachtet war die Situation zuvor eine ungewöhnliche, mussten doch schwierige Monate, um nicht zu sagen Krisen-Monate, bewältigt werden, da beide Häuser als Sanierungsfall galten, wie es der Stiftungsvorsitzende, Bürgermeister Eberhard Streit, bei der Übergabefeier in aller Deutlichkeit sagte. Mit der Leitungsbefugnis an Ebba-Karina Sander hatte die Julius-Spital-Stiftung vor 14 Monaten den Rettungsanker geworfen. Nun will Nachfolgerin Petra Bonfig „durch den vorgebenen Kurs das Schiff in ruhige Gewässer bringen“.
Und weil die zurückliegenden Monate in die Geschichte der Julius-Spital-Stiftung als „turbulente Zeiten“ eingehen, nutzten sowohl der Stiftungsvorsitzende wie auch Sander und Bonfig Sprachbilder als Stilmittel. Überwiegend in der Seemannssprache – von stürmischer See und schlingerndem Schiff, das zu kentern drohte, war die Rede.
So bot die Übergabefeier, an der neben Mitarbeitern beider Häuser auch Vertreter des öffentlichen Lebens, des Landratsamts und der Regierung von Unterfranken teilnahmen, Eberhard Streit die Gelegenheit, auf die leidliche Vorgeschichte einzugehen. Anfang 2011, damals noch unter dem Stiftungsvorsitz von Pfarrer Florian Judmann, habe der Blick „hinter die Kulissen“ gezeigt, dass sich die Julius-Spital-Stiftung mit ihren Altenheimen und vor allem mit der Lichtblick Mellrichstadt GmbH in schwieriger Lage befand. Streit: „Allen war klar, dass das gesamte Unternehmen neu aufgestellt werden muss.“
Der Stiftungsvorsitzende sprach von einem „Glücksgriff“, dass Sander mit ihrer großen Erfahrung, unter anderem aus der Kreisklinik, die Leitung der Häuser „auf Zeit“ übernommen hat. Es sei gelungen, die Weichen neu zu stellen, „dass wir wieder zuversichtlich in die Zukunft schauen können“. Organisatorische Änderungen, der personelle Umbau, die Neuorganisation im EDV-Bereich und der verbesserte Auftritt nach außen, so auch im Internet, hätten viel bewegt. „Die gute Auslastung unserer Häuser und die guten Noten aus den letzten Überprüfungen zeigen, dass wir auf einem sehr guten Weg sind“, stellte Streit mit Erleichterung fest. So kam sein Dank an Ebba-Karina Sander von Herzen, dass sie „trotz stürmischer See das Ruder übernommen hat, konsequent ans Werk gegangen ist und auch vor unbequemen Entscheidungen nicht zurückschreckte“. Neben Blumen überreichte er ein Windlicht, das bei Kerzenschein das Wappen der Stadt Mellrichstadt ins rechte Licht rückt.
War beim Blick zurück eher noch die eine oder andere Sorgenfalte zu sehen, so hellte sich beim Blick in die Zukunft Streits Miene sichtlich auf. Denn: „Jetzt steht das Team.“ Mit Petra Bonfig an der Spitze, die das Vertrauen genieße, weil sie Hand in Hand mit ihrer Vorgängerin den Weg durch die wohl schwierigste Zeit der Stiftung mitgestaltet hat. Pflegerische Fachkompetenz ist laut Streit die „Kernkompetenz in der Altenpflege“ – mit diesen Worten hieß Streit mit Christiane Niedermeier und Simone Kiefl die Pflegedienstleiterinnen für das Franziska-Streitel-Altenheim und das Seniorenheim St. Niklas an Bonfigs Seite willkommen.
Nicht ganz unwichtig für die Zukunft der Häuser ist auch der betriebswirtschaftliche Aspekt, für das Kostenmanagement hat die Stiftung die Steuerkanzlei Böhm (Bad Neustadt) zur Seite. „Die Stadt braucht die Häuser, die Senioren brauchen die Häuser“, nahm Eberhard Streit mit diesem Quasi-Neuanfang alle Mitarbeiter in die Pflicht.
Stiftung verabschiedet sich von Lichtblick GmbH
2010 war die Lichtblick Mellrichstadt GmbH als Tochterunternehmen der Julius-Spital-Stiftung gegründet worden. Lichtblick hatte es sich zur Aufgabe gemacht, Patienten mit dauerhafter Beatmungspflicht und Intensivpflege zu betreuen. Das erfordert einen hohen Personalaufwand. Da diese Intensivpflege nicht zur Kernkompetenz der beiden Häuser der Spital-Stiftung zählt, wurde die Gesellschaft aufgelöst. Mit einer guten Lösung für die Lichtblick-Patienten und Mitarbeiter. Das Rote Kreuz, das als Kooperationspartner einspringt und Patienten wie Mitarbeiter übernimmt, wird eine solche Pflegeleistung aufbauen – dies aber in anderer Organisationsform.