Eigentlich fällt es gar nicht auf, dass es nur zwölf Gusseiserne Kreuzwegstationen sind, die in die gemauerte Basaltsteinwand neben der Klosterkirche eingelassen sind. Was ist mit den fehlenden zwei?
mal läuft man auf dem Weg zur Wallfahrtskirche daran vorbei, nimmt die Darstellungen vom Leiden Christi am Rande wahr. Diese Platten gehören zum Kreuzberg zu. Nur wer stehen bleibt und die Darstellungen genauer betrachtet, stellt fest, dass es statt vierzehn nur zwölf Platten sind. Bei den fehlenden Darstellungen handelt es sich ausgerechnet um die Darstellung der Kreuzigung und der Grablegung.
Auch Pater Stanislaus Wentowski, dem Guardian des Klosters, ging es so. Dass diese zwei wichtigen Stationen fehlen, fiel ihm erst bei näherer Betrachtung auf. Er ging der Sache auf den Grund. Der Künstler Günter Metz aus Langenleiten konnte ihm weiterhelfen. „Die Tafeln waren ursprünglich in den Kreuzwegstationen entlang des Weges hinauf zum Gipfel eingebaut. Bei der Restaurierung dieser Stationen kamen die dahinter liegenden Barock-Sandstein-Darstellungen zum Vorschein. Es wurde beschlossen diese zu restaurieren und freizulegen, erklärte Metz.
Die übrig gebliebenen Tafeln wurden in die Wand eingelassen. Das Fehlen der Kreuzigung und Grablegung erkläre sich ganz einfach: „Die Kreuzigungsgruppe auf dem Gipfel stellt die zwölfte Station dar und das Grab auf halber Höhe der Treppe ist die vierzehnte Station“, sagt Pater Stanislaus. Für Kreuzigungsgruppe und Grab gibt es also keines der kleinen Andachtshäuschen. So war es auch nicht notwendig entsprechende Platten anzufertigen. „Man könnte das nun so lassen mit dem Hinweis auf die besondere Situation auf dem Kreuzberg“, sagte der Pater. Er ist damit aber nicht zufrieden. Er möchte die beiden fehlenden Platten nacharbeiten und einsetzen lassen. Seit einigen Jahren ist das Beten des Kreuzwegs an Karfreitag eingeführt worden, doch aufgrund der Witterung sei es nicht immer möglich, die Stationen hinauf zum Gipfel auch wirklich abzugehen. Eis und Schnee verhindern dies doch häufig. So sei dieser Kreuzweg hinter der Klosterkirche eine gute Alternative, um die Darstellungen zu betrachten und entsprechende Meditationen und Andachten zu halten.
Aber auch für Ältere und Gehbehinderte, die den Kreuzweg auf den Gipfel des Kreuzberg zu Fuß nicht schaffen, sei der Kreuzweg hinter der Kirche eine schöne Alternative.
Günter Metz will gar die Original-Vorlagen auftreiben. Seine Quellenforschung ergab, dass die Originale des Kreuzwegs früher im Fuldaer Dom hingen. Heute sind sie in einer anderen Fuldaer Kirche zu sehen. Metz nahm Kontakt mit dem Pfarrbüro auf und prompt wurden ihm Fotografien des Kreuzweges zugestellt. Es sind Holzschnitzarbeiten, farbig gefasst. Idealerweise gibt es auch die Darstellung der beiden am Kreuzberg fehlenden Platten, der Kreuzigung und Grablegung. Für Günter Metz war klar, dass er die zwei Platten nicht kopieren, sondern eigene Gedanken einarbeiten möchte. „Die neuen Platten werden aber dennoch in enger Anlehnung an die Originale entstehen“, erklärte er.
Im Entwurf will er die Kreuzigungsszene kompakter darstellen als im Original, das neben den Hauptpersonen auch undefinierbare Personen im Hintergrund zeige. In der Wand sei genügend Platz, um zwei weitere Platten einzulassen. Dazu müssen zwei neue Nischen und bestehende Platten umgesetzt werden. „Das ist ohne größere Schwierigkeiten machbar“, versicherte Metz.
Bis 2017 sollen die beiden Platten fertig sein. Laut Metz betragen die Gusskosten 4000 Euro pro Platte. Sie werden in Aluguss und nicht, wie die vorhandene Platten, in Gusseisen hergestellt. „Aluguss rostet nicht und ist leicht“, so Metz. Doch um die Kosten finanzieren zu können, werden Spenden benötigt. Pater Stanislaus baut auf die Unterstützung der treuen Kreuzbergfreunde, die ihn in seinem Anliegen unterstützen, den Kreuzweg zu vervollständigen. „Für mich ist wichtig, dass ein Kreuzweg zum Beten da ist. Und dazu muss er vollständig sein“, so Pater Stanislaus. „Die Möglichkeit, die fehlenden Platten zu ergänzen, sollten wir nutzen!“