(kv/sw) Die Veränderungen durch die Kommunalwahlen haben in der Verbandsversammlung des Regionalen Planungsverbands Main-Rhön dazu geführt, dass 46 neue Mitglieder zur ersten Vollversammlung der Amtsperiode geladen waren. Die Versammlung in Haßfurt bot deshalb so eine Art Crash-Kurs für die Neueinsteiger in Sachen Regionalplanung.
Oliver Weidlich von der Regierung von Unterfranken erklärte, „der Raum ist ein knappes Gut“. Deshalb gelte es, alle Interessen – von Wohnbebauung über Verkehrstrassen bis hin zu Gewerbe- und Industriegebieten – koordinierend unter einen Hut zu bringen. Zum regionalen Windkraft-Konzept erläuterte er, dass derzeit in Unterfranken 163 Windräder in Betrieb sind, etwa die gleiche Anzahl ist genehmigt. In der Region Main-Rhön drehen sich bereits 44 Anlagen, für 51 weitere liegen Genehmigungen vor. Ob diese Anlagen unter den geänderten gesetzlichen Rahmenbedingungen allerdings noch alle realisiert würden, sei derzeit fraglich.
Welche Herausforderungen die Energiewende für regionale Energieversorger schafft, dazu sprach Helmut Grosser, Geschäftsführer des Überlandwerks Rhön aus Mellrichstadt. Die Energiewende sei „planbar und umsetzbar“, betonte der Experte. Die Gesetze und Verordnungen gingen aber nicht weit genug, das Erneuerbare-Energien-Gesetz sei nicht mehr zeitgemäß. „Dieses Flickwerk hemmt eher die Energiewende.“
Die Einspeisung von regenerativer Energie ins Stromnetz erfordere durch die bei Wind und Photovoltaik ständig wechselnden Einspeise-Mengen hohen Aufwand an Steuerungstechnik. Für kleine kommunale Versorger wie das Überlandwerk Rhön seien deshalb sowohl schwankende Ströme als auch wachsende Bürokratie eine Herausforderung.
Während die technischen Herausforderungen bisher gemeistert wurden, brauche man zunehmend Personal für die Verwaltung, „wir sind zum Inkassounternehmen für den Staat geworden“, so Grosser. Er stehe hinter der Energiewende, doch müsse der Ausbau der Energieerzeugung eingebremst werden, um Speichermöglichkeiten und Leitungsausbau entwickeln zu könnten.
Waldemar Bug, Bürgermeister von Burkardroth, äußerte sich kritisch zum drohenden Bau der SüdLink-Stromtrasse. Seiner Meinung nach müsste mehr in Speichertechnologie investiert werden, beispielsweise in „Power to gas“, also in die Umwandlung von Strom in Brenngas.
Landrat Thomas Habermann (Rhön-Grabfeld) forderte, man müsse weg von einer „ideologiebasierten Diskussion“ hin zu einer technikbasierten. Jeder wolle mit Biogas, Windkraft oder Solar viel Energie erzeugen und ins Netz stellen, ohne sich Gedanken über Speichermöglichkeiten zu machen. Oberstes Ziel für viele sei es offenbar nur, die staatlichen Fördermittel abzuschöpfen.