In Hausen hat sich Stefan Knöss ein kleines Paradies geschaffen und betreibt seine Bio-Imkerei "Rhöner Honigfarm" auf einer Streuobstwiese mit vielen Apfelbäumen. Geboren ist er in Frankfurt am Main, wuchs aber mitten in der Natur, in Hausen, auf. Sein Interesse an Bienen weckte der Förster Hubert Steigerwald, der ihn als Kind zu seinen Carnica-Bienen mitnahm und ihn für die Imkerei begeisterte.
"Die Bienenvölker mit ihrem einzigartigen Zusammenleben haben mich gleich fasziniert", berichtet Knöss. Für ihn stand bereits in jungen Jahren fest, dass er sich einmal selbst Carnica-Bienenvölker halten will. Nachdem er die im Familienbesitz befindlichen landwirtschaftlichen Flächen und Forsten übernommen hatte, konnte er sowohl zum Erhalt der Rhöner Streuobstwiesen beitragen als auch eine Imkerei mit ökologischer Betriebsweise gründen.
Zertifizierung als Bio-Imkerei ist an viele Bedingungen geknüpft
Da die Streuobstwiese mit ihrem alten Baumbestand naturbelassen ist und ökologisch bewirtschaftet wird, lag es nahe, sich diese auch "Bio" zertifizieren zu lassen, sagt er. Der Standort für die Bienenhaltung und die Betriebsweise müssen passen, um die Zertifizierung zu erhalten. Hierzu benötigt man Beuten aus natürlichem Material, zum Beispiel Weymouthskiefer, in welche dann die Bienenvölker einziehen. Für die Mittelwände darf nur Biowachs verwendet werden. Zur Bekämpfung der Varroamilbe werden nur organische Säuren eingesetzt. Nach dem letzten Honigschleudern im Juli, werden die Bienen bis Ende September mit Biozuckerwasser für die Wintermonate eingefüttert.
In seine Bio-Imkerei hat Knöss viel investiert, unter anderem baute er eine Halle mit Mehrzweckraum, der zur Herstellung, Bearbeitung, Lagerung und zum Verkauf dient. Auf dem Anwesen findet jährlich das Rhöner Honigfarm-Fest statt. Auf einem Areal, umgeben von Wald, stehen seine 31 Carnica-Völker. Nachdem er eine Wasserstelle für die Bienen geschaffen hat, tummeln sich dort auch Frösche, Vögel und Insekten aller Art. "Es ist schön, die Artenvielfalt zu sehen. Sogar einen Waldameisenhaufen gibt es dort, der ist faszinierend", beschreibt Knöss das Gelände, auf dem ihm neben Wildschweinen auch schon Rehe und Waschbären begegnet sind.
Knöss: Bio-Verpflegung sollte auch in den Schulen möglich sein
Die Streuobstwiese liefert Äpfel, daraus wird Bio-Apfelsaft. Es gedeihen dort auch seltene, alte Sorten. Auf sie weist ein beschilderter Streuobstlehrpfad hin. Geerntet werden die vorhandenen Sorten wie zum Beispiel der Doppelte Prinzenapfel, Kaiser Wilhelm, Boikenapfel und Hauxapfel per Hand zur jeweiligen Reifezeit.
Trotz der Idylle gibt es auch Enttäuschendes: "Gute Ernährung hat bei uns einen zu geringen Stellenwert", findet Knöss. Und was hält er von mehr Bio-Schulverpflegung? Knöss lacht zu dieser Frage. Man müsse hier erst einmal die normale Verpflegung in den Griff bekommen und dann könne man über die Bio-Variante nachdenken. In Rhön-Grabfeld wird nicht an allen Grundschulen dafür gesorgt, dass die Schüler dort die Möglichkeit haben, sich etwas zum Essen und zum Trinken zu kaufen. Insgesamt denkt er, dass eine Bio-Verpflegung, trotz zum Teil höherer Preise, möglich sei: "Wir können uns in Deutschland durchaus Bio-Verpflegung leisten." Die Frage sei nur, ob man das auch möchte.
Knöss: Blühstreifen an Straßen sind nur was fürs Auge
Gut findet er, dass es im Landkreis viele Blühflächen gibt, die genügend Platz für Nist- und Brutmöglichkeiten bieten und für Nahrung sorgen. Sie würden wirklich etwas bewirken in Sachen Artenvielfalt und Lebensraum, im Gegensatz zu den drei Meter breiten Blühstreifen. "Die sind nur was fürs Auge", findet er. Denn neben der Straße gelegen, erwarte die Insekten der Verkehrstod und neben einem normalen Feld erreichen sie die Spritzmittel. "Solange einige Entscheidungsträger für ihre Entscheidungsfindung mehr Zeit, Energie und Gelder dafür verschwenden, erst einmal ihr Gesicht zu wahren, als die eigentlichen Probleme zu lösen, wird sich nichts ändern", sagt er. Er sieht die Politik in der Pflicht und kritisiert, dass es zu wenig gute Ergebnisse gebe.
Neben dem Verkauf von Bio-Honig, Carnica-Bienenvölkern und Königinnen leitet er Imker-Kurse, welche durch das Imkernetzwerk Rhön-Grabfeld angeboten werden. Auch bei Führungen mit Schulklassen, Kindergarten- und Touristengruppen versucht er das Bewusstsein für die Zusammenhänge in der Natur zu wecken. Das für Sonntag, 11. Oktober, geplante Rhöner Honigfarm-Fest muss coronabedingt dieses Jahr ausfallen.