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Bad Neustadt
Sommerrätsel: Im alten Sprengstofflager hausen heute Fledermäuse
Versteckt hinter dichtem Grün liegt ein idyllischer Ort, der von Radlern meist übersehen wird.
Foto: Eckhard Heise | Versteckt hinter dichtem Grün liegt ein idyllischer Ort, der von Radlern meist übersehen wird.
Eckhard Heise
 |  aktualisiert: 03.09.2020 14:51 Uhr

Woran mag Erwin Kruczek, der stellvertretende Bürgermeister von Hohenroth, auf dem Foto unserer Sommerserie „Vergessene und verlassene Orte“ am vergangenen Freitag wohl gedreht haben? Es handelt sich nicht um den Tresor, in dem die Gemeinde ihre Schätze versteckt hat. Nein, es ist vielmehr ein ehemaliges „Pioniersperrmittelhaus“, wie es im Bundeswehrjargon heißt. Es befindet sich im Staatswald in der Nähe von Hohenroth.

Der sperrige Begriff lässt sich ganz einfach als Sprengstofflager übersetzen. Genauer gesagt, sind es drei bunkerartige, halb im Boden versenkte Depots, in denen die Bundeswehr einst mehrere Tonnen Sprengstoff untergebracht hatte.

Das Sprengstofflager im Wald bei Hohenroth hat ausgedient, jetzt wird es von Fledermäusen genutzt.
Foto: Eckhard Heise | Das Sprengstofflager im Wald bei Hohenroth hat ausgedient, jetzt wird es von Fledermäusen genutzt.

Dicke Betonwände

Die Lager bestanden aus meterdicken Betonwänden und waren durch mindestens drei Tore gesichert, eines davon hatte eine 20 Zentimeter starke massive Stahltür. Das Innere besteht aus einem Vorraum und einem etwa zehn Quadratmeter großen Lager. Hinter einer massiven Stahlklappe gibt es noch eine kleinere Kammer. "Da waren die Zünder drin", erklärt Kruczek. Die drei Lager sind so stark gebaut und mit Schlössern gesichert, wie man es ansonsten nur von mächtigen Banktresoren kennt. Das liegt daran, dass sie nicht bewacht wurden. Letztendlich sind sie Relikte des kalten Kriegs.

Der „Eiserne Vorhang“ war der sichtbare Ausdruck dafür, dass sich die Region an der Konfliktlinie zweier unversöhnlicher politischer Systeme befand. Zu den weniger offensichtlichen Merkmalen zählen militärische Einrichtungen - wie die Munitionslager bei Hohenroth -, die komplett entlang der einstigen deutsch-deutschen Grenze angelegt wurden. Das nächste befindet sich bei Burgwallbach.

Sprengstoff für Sprengschächte

Der Bau geht auf den kalten Krieg zurück, berichtet Kruczek weiter, der als Rekrut selbst mit solchen Depots zu tun hatte. Aufbewahrt wurden darin Sprengstoffe für Sprengschächte. Das waren Schächte, die in strategisch wichtigen Straßen eingelassen waren und im Krisenfall mit dem Sprengstoff „scharf“ gemacht wurden, um dann zur Detonation gebracht zu werden. Dabei wurden etwa zwölf mal sechs Meter große Krater aus dem Erdreich gerissen, gewöhnlich wurden drei Ladungen nebeneinander angebracht, so dass die Hindernisse nicht so schnell überwunden werden konnten.

Nach der Grenzöffnung wurden nicht nur die Sprenglöcher beseitigt, auch die Lagerstätten wurden überflüssig und an die Bayerischen Staatsforsten übergeben. Bei einer Besichtigung stellte  Revierleiter Andre´ Schönfeldt vor, wie sie jetzt genutzt werden.

Bei der äußeren Tür handelt es sich um ein Gitter, die dahinterliegende Tür ist unverschlossen. „So können Fledermäuse ungehindert ins Innere gelangen, um dort ihre Winterquartiere einzurichten. Außerdem lagern die Staatsforsten verschiedene Gerätschaften ein, „so haben die Anlagen doch noch einen guten Nutzen“, stellt Kruczek fest.

Das neue Rätsel

Einen deutlich friedlicheren Charakter hat der Ort, den wir in unserer heutigen Aufgabe präsentieren. Allerdings hängt sein Untergang mit einer militärischen Auseinandersetzung zusammen. Unscheinbar versteckt sich das gesucht Objekt in einem kleinen Hain, mitten in Kornfeldern. Radfahrer passieren ihn meist ohne Halt,dabei lädt das idyllische Plätzchen an der Landkreisgrenze zum Ausruhen ein. Wo liegt es wohl?

Auch in diesem Sommer haben wir eine Sommerserie vorbereitet. Wir präsentieren vergessene oder verlassene Plätze oder Stätten im Landkreis und fragen, wo sie sich befinden. Antworten bitte per E-Mail an redaktion.rhoen-grabfeld@mainpost.de (Einsendeschluss ist Donnerstag 13. August, 23.30 Uhr) oder als Postkarte an Main-Post, Industriestraße 8, 97616 Bad Neustadt (Einsendeschluss: Donnerstag, 13. August). Unter allen Teilnehmern verlosen wir am Ende der Sommerserie als 1. Preis 60 NES-Euro, 2. Preis 40 NES-Euro und 3.- 5. Preis je 20 NES-Euro. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen, eine Barauszahlung des Preises ist nicht möglich.

 
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