Das war doch eine tolle historische Aufnahme, die wir bei der letzten Ausgabe unseres Sommerrätsels "Vergessene und verlassene Orte" ausfindig gemacht haben. Dort waren drei Herren zu sehen, die mit ihren Bierkrügen vor einer Wirtschaft standen. Diese gibt es heute noch. Sie war in den 1970er Jahren allerdings als Disco bei der Jugend aus dem gesamten Landkreis populär und nannte sich "Panorama". Groschen gefallen? Richtig, sie stand in Wargolshausen.
Die Hochzeiten der Diskotheken scheinen heute vorüber zu sein. In den 1970er und 1980er Jahren gab es sie noch zuhauf in vielen Dörfern. Eine davon war das "Panorama" in Wargolshausen. Kordula und Horst Hartmann führten das Lokal von 1979 bis 1984, nachdem der Bruder von Kordula, Toni, 1972 die ehemalige Dorfwirtschaft gekauft hatte und sie 1976 als Diskothek eröffnet hatte.
Alles verlief gesittet, nur bei der "Happy Hour" wurde teils übertrieben
Genutzt wurde der ehemalige Tanzsaal im Obergeschoss, erzählt das Ehepaar. Rund herum waren Sitznischen eingerichtet, in der Mitte war die Tanzfläche. Für die Musik sorgten abwechselnd DJs aus der Umgebung. Angesagt war vor allem Popmusik und Schlager aus der damaligen Zeit. "Die Tanzfläche war immer voll", berichten die beiden. Aus dem gesamten Landkreis und sogar darüber hinaus kamen die Gäste. Bis zu vier Mal die Woche war geöffnet.
"Es war eine schöne Zeit", erinnert sich Horst Hartmann. Das Publikum war gesittet, Ärger mit der Polizei und mit Drogen habe es nicht gegeben. Nur wenn die "Happy Hour" mit Cocktails für eine D-Mark angesagt war, schlugen einige Gäste über die Strenge und ließen sich gleich ein ganzes Tablett mit Getränken kommen. Auch Schlägereien habe es nicht gegeben. Ab und zu hätten sich Anlieger über zuknallende Autotüren beklagt, von der Musik war draußen jedoch nichts zu hören.
Zeit der großen Diskotheken machte es dem "Panorama" schwerer
Dann kam die Zeit der großen Diskotheken, was sie zu spüren bekamen. 1984 war Schluss, nachdem Kordulas Bruder Toni wieder zurückkehrte, der schließlich den Tanzsaal umbaute und eine Pension einrichtete, fährt Kordula Hartmann fort. 1999 kaufte Jürgen Geßner das Anwesen und eröffnete das "Dorfstüble". Das Obergeschoss nutzt er zu Wohnzwecken. Über die Jahre hinweg konnte er immer auf seine Stammgäste zählen. In jüngster Zeit wuchs der Zuspruch sogar noch, vor allem seine Brathähnchen und der erst jüngst eröffnete Biergarten machen die Dorfwirtschaft immer beliebter.
Mit unserer nächsten Aufgabe machen wir nicht nur thematisch, sondern auch örtlich einen großen Sprung. Dieses Mal geht es mehr in den nördlichen Landkreis, in den Bereich der Hochrhön. Dort gab es einst einen florierenden Wirtschaftszweig, der heutzutage aber fast gänzlich von der Bildfläche verschwunden ist. Zeugnisse dieser Zeit gibt es noch in der Landschaft. Auch einige bauliche Relikte sind noch vorhanden, wenn auch tief im Wald versteckt. Wie das abgebildete Bauwerk, das gleichzeitig ein Zeuge für die schwierigen Transportverhältnisse in der Region ist, die sogar Wege durch die Luft beinhalteten. Wo ist dieser Gebäuderest zu finden?
Auch in diesem Sommer haben wir eine Sommerserie vorbereitet. Wir präsentieren dieses Mal vergessene oder verlassene Plätze oder Stätten im Landkreis und fragen, wo sie sich befinden. Antworten bitte per E-Mail an redaktion.rhoen-grabfeld@mainpost.de (Einsendeschluss Montag, 24. August, 23.30 Uhr) oder als Postkarte an Main-Post, Industriestraße 8, 97616 Bad Neustadt (Einsendeschluss: Montag, 24. August). Unter allen Teilnehmern verlosen wir am Ende der Sommerserie als 1. Preis 60 NESEURO, 2. Preis 40 NESEURO und 3.bis 5. Preis je 20 NESEURO. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen, eine Barauszahlung des Preises nicht möglich.