Das blaue Schild mit den Symbolen für spielende Menschen, Auto, Haus und Straße ist als Kennzeichnung für eine Spielstraße ja so neu nicht mehr und zeigt eine verkehrsberuhigte Zone an. Das ist jetzt der Fall vom Bürgerhaus bis auf Höhe vor dem VG-Gebäude – auf einer Länge von etwa 250 Meter. Alle Verkehrsteilnehmer (Fußgänger, Radfahrer und Kraftfahrzeuge) sind hier gleichberechtigt, dürfen sich aber gegenseitig nicht behindern. Und ganz wichtig: Der Fahrzeugverkehr muss Schrittgeschwindigkeit einhalten.
Und daran scheint es auch nach einer Toleranzzeit von mehr als zwei Wochen noch gewaltig zu hapern. Dass der gewünschte verkehrsberuhigende Effekt in der Innenstadt bislang eher ausgeblieben ist, macht Bürgermeister Eberhard Streit aber doch Kummer. In einer Pressemitteilung kündigte er daher an, dass ab Mitte nächster Woche verstärkt mit einer Verkehrsüberwachung durch die Polizei zu rechnen ist. Konkret: Es werden Geschwindigkeitsmessungen des Durchgangverkehrs vorgenommen.
Aus gutem Grund, wie der Bürgermeister deutlich macht. Die Beobachtungen vor Ort zeigen nämlich, dass vor allem der Durchgangsverkehr die Schilder ignoriert und gegebenenfalls noch Gas gibt, um vor dem Gegenverkehr am „Hindernis“ vorbei zu kommen. „Und das wird für die Fußgänger gefährlich“, notiert Streit in seiner Pressemitteilung.
Die Alternative, dass der Effekt der verkehsrberuhigten Zone nicht funktioniert, wäre nur der Rückbau und die Herstellung der alten Situation, gab das Stadtoberhaupt zu bedenken. „Aber damit wird sich in Mellrichstadt nichts ändern“, warnte er davor, die Ziele der Innenstadt-Gestaltung aufzugeben.
Wie bekannt, ist die Außenterrasse der Pizzeria Arena der zentrale Punkt, mit dem der Testlauf für die Altstadt-Umgestaltung gestartet wurde. So wurden aus Sicherheitsgründen vor und hinter der Terrasse , quasi als Puffer, jeweils zwei Parkplätze in der Ortsdurchfahrt geschaffen. Um auch den Gegenverkehr abzubremsen, wurden auf Höhe des NKD-Bekleidungsmarktes zwei weitere Parkbuchten ausgewiesen. Offensichtlich ist die damit einhergehende Tempodrosselung längst nicht bei allen Verkehrsteilnehmern angekommen.
Zur Erinnerung: Viele Bürger haben in den Workshops zur Stadtentwicklung die Belebung der Innenstadt gewünscht Sie ist aber nur im Rahmen der baulichen Gegebenheiten möglich – was bedeutet: Verkehrsberuhigung und Behinderung für den (Durchgangs-) Verkehr.
Klar ist auch: Die Mellrichstädter Bürger wollen von beiden Seiten in die Stadt. Die Einbahnlösung (beim Abriss der Carl-Fritz-Wohnanlage) kann nach Aussage der Gewerbetreibenden in der Innenstadt nicht akzeptiert werden, weil diese Lösung Kunden eher abschreckt.
Bürgermeister Streit macht daher in aller Konsequenz deutlich: „Was wir jetzt als 'nicht machbar' ablehnen, kann auch in der endgültigen Lösung nicht realisiert werden.“
Vom reinen Durchgangsverkehr hat die Stadt nichts. Streit: „Was nützt es uns, wenn Fremde von Mellrichstadt nur sagen können, dass man durch diese Stadt gut und schnell durchfahren kann?“
Die Antwort darauf müssen sich die Mellrichstädter schon selbst geben.