Mit einem Neujahrsbrunch hat der Frauenbund Bad Neustadt das Jahr 2017 begonnen. Das Thema war jedoch ein sehr ernstes und bewegendes. Dekan Andreas Krefft sprach über die Situation von verfolgten und bedrängten Christen am Beispiel von Syrien – und über die Solidarität mit ihnen. Dazu hatte er drei syrische Familien aus Bad Neustadt, Mühlbach und Hohenroth eingeladen, die selbst Zeugnis von ihren Erlebnissen in der Heimat gaben.

Doch zunächst gab Krefft einen grundlegenden und historischen Einblick in das Thema Christenverfolgung. Drei Hauptgründe gebe es, warum Christen verfolgt werden: In atheistisch geprägten Staaten wie China sei die systematische Verletzung der Religionsfreiheit Ausdruck eines autoritären Systems; andere Staaten, wie etwa Pakistan, unterstützten den Vorranganspruch einer Religion; zudem würden Christen verfolgt, wenn sich Christen für Gerechtigkeit und Frieden einsetzten. Die Gewalt gegen Christen gehe sowohl von Regierungen als auch von nichtstaatlichen Gruppen aus.

Syrien sei ein Vielvölkerstaat (Araber, Kurden, Aramäer, Türken und Palästinenser) und habe viele religiöse Traditionen. Der Bürgerkrieg begann im März 2011. Die Menschen in Syrien verlangten grundlegende wirtschaftliche Veränderungen.

Viele Konfliktparteien

Eine Vielzahl von Gruppen kämpfe im syrischen Bürgerkrieg, die versuchen, ihre Interessen durchzusetzen: Die syrische Armee, die versuche, die Regierung an der Macht zu halten, die freie syrische Armee (Opposition), Kurden, „Islamischer Staat“ (IS), der versuche, ein Kalifat wie zur Zeit Mohammeds zu errichten, die „Islamische Front“, eine Oppositions-Gruppe aus Kurden und Sunniten und die Al-Nursa-Front, eine radikalislamische Terrororganisation. Die Lage der Christen spitzte sich dramatisch zu.

Der Dekan erinnerte an Vorfälle der vergangenen Jahre: drangsalierte Christen, entführte und getötete Gläubige und Priester. Anschläge, Entführungen und Morde häuften sich. Der chaldäische Bischof Audo sagte 2015: „Für uns ist das eine sehr klare Botschaft, die man uns da gibt. Man will, dass die Christen aus Aleppo verschwinden.“

Es sei sehr schwer zu verstehen, was die Christen in Syrien durchmachen, sagte Krefft. „Familie und Heimat verlieren, dass ist nahezu unvorstellbar.“ Warum helfen Christen in Deutschland nicht den syrischen Christen? Das sei er erst vor kurzem von einem syrischen Christen gefragt worden, der nun in Leverkusen beheimatet sei, berichtete der Pfarrer.

Er könne nicht für andere Regionen und Gemeinden sprechen, doch für das Dekanat Bad Neustadt gelte, dass den syrischen Christen und allen Menschen, die aus Kriegs- und Krisengebieten Schutz suchen, ganz gleich welcher Religion, Hilfe entgegengebracht werde.

In der Pfarreiengemeinschaft Bad Neustadt habe eine Familie eine Unterkunft im ehemaligen Pfarrhaus in Mühlbach gefunden, junge syrische Christen wurden im Gemeindehaus einquartiert. Darüber hinaus gebe es Unterstützung über den Schülerhort für die Kinder und Schüler. „Wir zeigen unsere Solidarität“, betonte Krefft und verwies auch auf das Engagement der syrischen Christen in der Pfarreiengemeinschaft.

Zwei Syrer im Ministranten-Team

Die beiden jungen Männer Fadi Alkablan und Fadi Algaith seien als Ministranten tätig und packten auch sonst an, wo Hilfe notwendig sei. „Die heimatlos gewordenen und verfolgten Menschen zu unterstützen, das ist als Christen unsere Aufgabe“, sagte Krefft. „Hoffen wir, dass Krieg und Zerstörung eines Tages ein Ende haben werden und die syrischen Christen wieder in ihrer Heimat leben können.“