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Bad Neustadt
So verlief die Corona-Pandemie 2020 in Rhön-Grabfeld
Der erste Corona-Fall im März, zum Jahresende über 1500. Wie sich das Pandemiegeschehen in Rhön-Grabfeld entwickelt hat und wie der Landrat auf diese Zeit zurückblickt.
Im ersten Lockdown im März 2020 präsentiert sich Bad Neustadt trotz blauem Himmel und Sonnenschein als Geisterstadt.
Foto: Markus Büttner | Im ersten Lockdown im März 2020 präsentiert sich Bad Neustadt trotz blauem Himmel und Sonnenschein als Geisterstadt.
Christian Hüther
 |  aktualisiert: 10.02.2024 05:20 Uhr

Seit dem 2. März 2020 zeichnet das "Covid-19-Dashboard" des Robert Koch-Instituts (RKI) Tag für Tag die Corona-Fallzahlen für alle Landkreise auf. Nicht nur für Medienschaffende dieser Redaktion, sondern auch für viele Bürger ist der morgendliche Blick auf dieses neben der ersten Tasse Kaffee zur Routine im besonderen Jahr 2020 geworden. Aber wie hat sich die Pandemielage in Rhön-Grabfeld seit März eigentlich entwickelt?

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Unter anderem die Gastronomie trifft es in diesem Corona-Jahr 2020 mit wochenlangen Zwangsschließungen hart. 
Foto: Stefan Kritzer | Unter anderem die Gastronomie trifft es in diesem Corona-Jahr 2020 mit wochenlangen Zwangsschließungen hart. 

Die "Stunde Null" in Rhön-Grabfeld ist laut RKI der 12. März. An jenem Donnerstag erreicht das Coronavirus mit dem ersten nachgewiesenen Fall den Landkreis. Eine männliche Person im Alter von 27 Jahren sei zu Hause in Quarantäne und zeige lediglich eine milde Symptomatik, heißt es damals vom Landratsamt. Da der Infizierte in keinem Zusammenhang mit Schulen oder Kindertagesstätten steht, sieht sich der Anfang März einberufene Krisenstab zu diesem Zeitpunkt noch nicht gezwungen, einschneidende Maßnahmen zu beschließen.

Mittlerweile über 170 Status-Updates

An jenem 12. März beginnt auch der Landkreis, die Medien und die Bevölkerung in Form eines Status-Updates über die aktuelle Corona-Situation in Rhön und Grabfeld zu informieren - mittlerweile sind es über 170.

Ende März klären (von links) Alexander Klamt vom BRK, Landrat Thomas Habermann und Christian Moritz von der Bundeswehr über den Ablauf an der frisch eingerichteten Corona-Teststation in Heustreu auf.
Foto: Christian Hüther | Ende März klären (von links) Alexander Klamt vom BRK, Landrat Thomas Habermann und Christian Moritz von der Bundeswehr über den Ablauf an der frisch eingerichteten Corona-Teststation in Heustreu auf.

"Das ist zu unserem täglichen Begleiter geworden, unser Hauptschwerpunkt", erklärt Julia Weber vom Presseteam des Landratsamtes. Nach der morgendlichen Überprüfung der RKI-Zahlen findet im Laufe des Tages unter anderem der Austausch mit dem Gesundheitsamtstatt, welches neben den aktuellen Corona-Zahlen auch besondere Ereignisse, wie beispielsweise besondere Ausbruchsgeschehen, für das Statusupdate mitteilt.

Mitte März: Rasanter und dynamischer Verlauf

Am 19. März berichtet das Landratsamt von einem "rasanten und dynamischen Verlauf",der erste Corona-Patient befindet sich da in stationärer Behandlung. Auch deshalb bittet Landrat Thomas Habermann dringend darum, "Sozialkontakte auf das absolute Mindestmaß zu begrenzen".  

So verlief die Corona-Pandemie 2020 in Rhön-Grabfeld

Kurz nach Verkündung der Ausgangsbeschränkung im sogenannten "Frühjahrs-Lockdown" bereitet der Landkreis eine "Drive-Through-Teststation" auf dem Sportgelände in Heustreu vor,die am 30. März offiziell in Betrieb genommen wird. Nach einem zwischenzeitlichen Umzug in den Wirtschaftshof der ehemaligen Kreisklinik in Bad Neustadt im Sommer werden dort noch heute Personen nach einer amtlichen Aufforderung durch das Gesundheitsamt auf das Virus getestet.

Anfang April: Viele Anzeigen wegen Corona-Verstößen

Nach positiven Corona-Fällen von Patienten und Mitarbeitern wird Anfang April das Klinikgebäude der kardiologischen Rehabilitation in Bad Neustadt, die "Frankenklinik", vollständig geräumt. Unterdessen berichtet die Polizei von bis dato 91 Anzeigen wegen Verstößen gegen das Infektionsschutzgesetz, 60 Bußgeldbescheide werden erlassen. 

Am 10. April bestätigt der Landkreis zwei Todesfälle in Zusammenhang mit Covid-19, beide Verstorbene hatten erhebliche Vor- bzw. Begleiterkrankungen. Bis heute (Stand 1. Januar 2021, 0 Uhr) sind in Rhön-Grabfeld 22 Todesopfer zu beklagen.

Sitzordnung wie in einer Abiturprüfung - die neue Normalität bei Sitzungen von politischen Gremien. Der Bad Neustädter Stadtrat tagt hier im Frühjahr mit reichlichem Abstand zueinander in der Stadthalle.
Foto: Stefan Kritzer | Sitzordnung wie in einer Abiturprüfung - die neue Normalität bei Sitzungen von politischen Gremien. Der Bad Neustädter Stadtrat tagt hier im Frühjahr mit reichlichem Abstand zueinander in der Stadthalle.

Ende April macht Rhön-Klinikum Gründer Eugen Münch mit einer äußerst großzügigen Spende auf sich aufmerksam. Er spendet Schutzausrüstung im Wert von über 200 000 Euro an Landkreis-Einrichtungen und gibt darüber hinaus aufgrund der herrschenden Knappheit die Produktion von 80 000 Mund-Nasen-Masken für die Bürgerinnen und Bürger in Rhön-Grabfeld in Auftrag. Viele Vereine und Ehrenamtliche aus dem gesamten Landkreis sorgen für die Verteilung der kostenlosen Masken an alle Haushalte.

Ende Juni: Corona-Bürgerhotline wird eingestellt

Dass sich die Corona-Lage etwas stabilisiert hat, zeigt sich Mitte Mai auch an der zurückgehenden Nachfrage der Bürgertelefon-Hotline. Diese ist daher fortan auch nicht mehr an Wochenenden und Feiertagen besetzt, Ende Juni wird sie ganz eingestellt. 

Besondere  Zeiten - besondere Maßnahmen auch am Kreuzberg (Foto aufgenommen am Vatertag)
Foto: Anand Anders | Besondere  Zeiten - besondere Maßnahmen auch am Kreuzberg (Foto aufgenommen am Vatertag)

Nach einer ruhigeren Zeit in den Sommermonaten - zum Stand 27. Juli gibt es in Rhön-Grabfeld keinen einzigen aktiv mit Corona Infizierten - zeigen sich Anfang September die Mitglieder des Corona-Krisenstabs dennoch beunruhigt. Es wird von Fällen berichtet, in denen Betroffene "unverantwortlich und leichtfertig mit Quarantänebestimmungen umgehen", heißt es. Zudem gehe von Feiern - mitunter auch im nicht rein privaten Bereich - ein hohes Infektionsrisiko aus.

Am 20. September bestätigt das Landratsamt denn auch ein größeres Infektionsgeschehen nach einer Hochzeitsfeier im Raum Bad Königshofen, auf der sich zunächst 17 Gäste infiziert haben sollen. Aufgrund von weiteren positiven Tests werden kurz darauf alle Schulen und Kitas in Bad Königshofen geschlossen, in dortigen Alten- und Pflegeheimen besteht Besuchsverbot.

Ende September: Inzidenzwert über der kritischen Marke von 50

Im Hinblick auf den 7-Tage-Inzidenzwert überschreitet Rhön-Grabfeld kurz darauf erstmals den kritischen Wert von 50 Fällen je 100 000 Einwohner. Eine Allgemeinverfügung mit Einschränkungen für den Aufenthalt im öffentlichen Raum und in Bezug auf die maximale Teilnehmeranzahl bei Feiern wird erlassen.

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Arbeit nur mit kompletter Schutzausrüstung. Die 'Marsmenschen' in der Wohnstätte der Lebenshilfe in Mellrichstadt sorgen dafür, dass die Versorgung der Bewohner trotz des großen Corona-Ausbruchs im Oktober sichergestellt werden kann.
Foto: Jens Fuhl | Arbeit nur mit kompletter Schutzausrüstung. Die "Marsmenschen" in der Wohnstätte der Lebenshilfe in Mellrichstadt sorgen dafür, dass die Versorgung der Bewohner trotz des großen Corona-Ausbruchs im Oktober ...

In einer Wohnstätte der Lebenshilfe Rhön-Grabfeld in Mellrichstadt breitet sich Anfang Oktober das Coronavirus innerhalb weniger Tage rasant aus. Nahezu alle der 25 Bewohner und einige Mitarbeiter werden positiv getestet.

Anfang November: Inzidenz erstmals über 100

In der Folgezeit müssen im gesamten Landkreis immer mehr Kindergärten oder Kitas zeitweise geschlossen werden, für einzelne Gruppen oder Schulklassen wird Quarantäne angeordnet. Am 5. November liegt der Inzidenzwert mit 118 erstmals im dreistelligen Bereich.  Das Virus macht auch vor Mitarbeitern des Gesundheitsamtes und Bürgermeistern nicht Halt. Sechs der sieben Bürgermeister der VG Bad Neustadt müssen Ende November in Quarantäne.

Unterdessen steigen die Fallzahlen immer rasanter an. Neben einem Inzidenzwert von über 200 am 25. November sind in der Folge auch wieder einige Todesfälle zu beklagen. Am 8. Dezember meldet das RKI den insgesamt 1000-ten Corona-Fall in Rhön-Grabfeld. Pünktlich zum Stichtag 15. Dezember ist das Impfzentrum des Landkreises im ehemaligen Kreiskrankenhaus Bad Neustadt startklar, am 27. Dezember werden die ersten Impfungen durchgeführt. Kurz vor dem Jahreswechsel (30. Dezember) registriert das RKI 80 Neuinfektionen aus Rhön-Grabfeld - so viele wie noch nie an einem einzigen Tag. Am 23. Dezember bedeuten noch 67 neue Fälle einen Negativ-Höchstwert.

Kurt Höret aus Wülfershausen ist im BRK Alten- und Pflegeheim Bad Neustadt mit 101 Jahren nicht nur der älteste Bewohner, sondern auch der erste Rhön-Grabfelder, der am 27. Dezember den Impfstoff gegen das Virus Covid 19 bekommt.
Foto: Hanns Friedrich | Kurt Höret aus Wülfershausen ist im BRK Alten- und Pflegeheim Bad Neustadt mit 101 Jahren nicht nur der älteste Bewohner, sondern auch der erste Rhön-Grabfelder, der am 27.

Hochzeit nur mit Brautpaar und Standesbeamten

"Die Pandemie hat Regierung, Verwaltung und Bürger vor völlig neue Herausforderungen gestellt", bilanziert Landrat Thomas Habermann kurz vor Ende des Jahres. Ein Beispiel habe es auch in seiner Familie gegeben. Bei der Hochzeit des Sohnes war neben der Braut nur noch der Standesbeamte dabei. Das sei natürlich harmlos im Vergleich zu den Tragödien, von denen andere Familien betroffen waren, so der Landrat. 

Die entscheidende Herausforderung sei es, die Balance zwischen Infektionsschutz und dem Erhalt des öffentlichen Lebens herzustellen. Es galt und gelte, sie jeden Tag neu auszutarieren.

Landrat ist stolz, im Landkreis zu leben

Auch wenn es natürlich Fehler und Schwierigkeiten gegeben habe, habe man das Beste aus der Situation gemacht, sagt Habermann. Er lobt unter anderem die "grandiose Arbeit" und das Engagement der Mitarbeiter im Landratsamt sowie das in großen Teilen hervorragende Verhalten der Bürger. Das mache ihn stolz, in diesem Landkreis zu leben. 

Für die Zukunft setzt er seine Hoffnung auf die Impfungen. Dann werde es 2021 wieder mehr Freiheiten und weniger Furcht geben, hofft er.

Das Impfzentrum in der ehemaligen Kreisklinik in Bad Neustadt ist seit Mitte Dezember pünktlich betriebsbereit. 
Foto: Sigrid Brunner | Das Impfzentrum in der ehemaligen Kreisklinik in Bad Neustadt ist seit Mitte Dezember pünktlich betriebsbereit. 
 
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