"Erhalten durch Essen" - Die These mag befremdlich klingen, aber Artenschützer plädieren dafür, selten gewordene Tierrassen in den Speiseplan aufzunehmen, um ein Aussterben zu verhindern. Sulzfelds Bürgermeister Jürgen Heusinger und zwei seiner Freunde beherzigen - nicht ganz uneigennützig - diese Aufforderung und halten sich zwei Rotbunte Husumer Schweine, die auch als dänische Protestschweine bekannt sind. Wie nicht selten in diesen Fällen, entspringt die Idee ursprünglich einer Bierlaune. Seit Jahren schon kauft Heusinger Enten und Gänse, um sie über den Sommer zu füttern und im Herbst zu schlachten. Den Winter über stand der Stall dann leer, was man nicht mehr hinnehmen wollte.
Ein Hausschwein musste her, aber nicht irgendeines, sondern ein Tier, das auch im Winter eine offene Stallhaltung verträgt, das besonders gutes Fleisch liefert und dessen Rasse vom Aussterben bedroht ist. So wie die Husumer Schweine eben. Der Grund, warum diese schönen Tiere schon lange nicht mehr gefragt sind, liegt auf der Hand, brauchen sie in der Aufzucht doch mindestens doppelt so lange zur Schlachtreife wie die Hybridschweine in den Agrarfabriken, auf die schon nach drei, vier Monaten der Bolzen-Schussapparat wartet. Fündig wurden Heusinger und seine Freunde nicht allzu weit entfernt auf dem Biobauernhof der Familie Brand in Aura an der Saale, die diese Rotbunten Husumer Schweine züchtet.
Nur das beste Futter für das Borstenvieh
Zwei Ferkel traten den Weg nach Sulzfeld an, wo sie auf einem eingezäunten Stück Wiese auf die Gesellschaft von zwei Duroc-Schweinen trafen, die für ihr zartes Fleisch bekannt, aber nicht vom Aussterben bedroht sind. Und damit sie auch wirklich gut gedeihen, gibt es nur das beste Futter. Es besteht aus Bio-Weizen und Gerste, Ackerbohnen als Sojaschrot-Ersatz, Kartoffeln, Futter-und Zuckerrüben, Mineralfutter sowie Brot und Brötchen.
Damit die Schweinchen auch stets zuverlässig ihre Mahlzeiten bekommen, haben die Drei einen genauen Ablaufplan entworfen. Jürgen Heusinger ist unter der Woche jeden Morgen mit dem Füttern dran, Christian Vierheilig an den Abenden. Weil er unter der Woche schweinefrei hat, kümmert sich Philip Kalke an den Wochenenden um das grunzende Borstenvieh. Außerdem hält er den Stall sauber und bereitet die Futtermischung für die Woche zu.
Eine der beiden Husumer Säue ist unlängst wieder zum Biohof in Aura gebracht worden, wo der Eber mit Namen Oscar dafür sorgen soll, dass der Sulzfelder Schweinezucht mit vielen kleinen Ferkelchen eine längere Zukunft beschieden sein wird. "Wir haben einfach Spaß daran", sagt Heusinger, der noch weitere Tiere auf seinem kleinen Hof hält, die alle ein wenig aus dem Rahmen fallen.
Zum einen wären da die kohlschwarzen Augsburger Hühner, von denen es auch nur noch sehr wenige gibt und die zwischen 120 und 150 Eier im Jahr legen, wie Heusinger weiß. Sie gelten als widerstandsfähig, aber auch etwas brutfaul. Zum Vergleich: ein normales Huhn schafft gut 300 Eier im gleichen Zeitraum. Dazu bevölkert noch eine kleine Herde Kamerunschafe den Heusinger-Hof. Ein Bock, sechs Mutterschafe und zwölf Lämmer sorgen zur Futterzeit für ein fröhliches Blöck-Konzert. Heusinger hat sich unter anderem für sie entschieden, weil sie nicht geschoren werden müssen.