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Sulzfeld
Warum bei Sulzfelds Bürgermeister dänische Protestschweine gut gedeihen
Bürgermeister Jürgen Heusinger mästet mit zwei Freunden Exemplare der vom Aussterben bedrohten Schweinerasse auf seinem Grundstück. Dort tummeln sich auch seltene Hühner.
Bürgermeister Jürgen Heusinger (links) und Philip Kalke beim Schweinefüttern in Sulzfeld. Mit der Aufzucht von Exemplaren der seltenen Rotbunden Husumer Schweine schlagen sie zwei Fliegen mit einer Klappe: Sie sorgen mit dafür, dass die Schweinerasse nicht ausstirbt und sichern sich überdies einen leckeren Braten aus Biofleisch.
Foto: Michael Petzold | Bürgermeister Jürgen Heusinger (links) und Philip Kalke beim Schweinefüttern in Sulzfeld. Mit der Aufzucht von Exemplaren der seltenen Rotbunden Husumer Schweine schlagen sie zwei Fliegen mit einer Klappe: Sie sorgen ...
Michael Petzold
 |  aktualisiert: 01.04.2021 02:16 Uhr

"Erhalten durch Essen" - Die These mag befremdlich klingen, aber Artenschützer plädieren dafür, selten gewordene Tierrassen in den Speiseplan aufzunehmen, um ein Aussterben zu verhindern. Sulzfelds Bürgermeister Jürgen Heusinger und zwei seiner Freunde beherzigen - nicht ganz uneigennützig - diese Aufforderung und halten sich zwei Rotbunte Husumer Schweine, die auch als dänische Protestschweine bekannt sind. Wie nicht selten in diesen Fällen, entspringt die Idee ursprünglich einer Bierlaune. Seit Jahren schon kauft Heusinger Enten und Gänse, um sie über den Sommer zu füttern und im Herbst zu schlachten.  Den Winter über stand der Stall dann leer, was man nicht mehr hinnehmen wollte.         

Ein Hausschwein musste her, aber nicht irgendeines, sondern ein Tier, das auch im Winter eine offene Stallhaltung verträgt, das besonders gutes Fleisch liefert und dessen Rasse vom Aussterben bedroht ist. So wie die Husumer Schweine eben. Der Grund, warum diese schönen Tiere schon lange nicht mehr gefragt sind, liegt auf der Hand, brauchen sie in der Aufzucht doch mindestens doppelt so lange zur Schlachtreife wie die Hybridschweine in den Agrarfabriken, auf die schon nach drei, vier Monaten der Bolzen-Schussapparat wartet. Fündig wurden Heusinger und seine Freunde nicht allzu weit entfernt auf dem Biobauernhof der Familie Brand in Aura an der Saale, die diese Rotbunten Husumer Schweine züchtet.         

Nur das beste Futter für das Borstenvieh

Zwei Ferkel traten den Weg nach Sulzfeld an, wo sie auf einem eingezäunten Stück Wiese auf die Gesellschaft von zwei Duroc-Schweinen trafen, die für ihr zartes Fleisch bekannt, aber nicht vom Aussterben bedroht sind. Und damit sie auch wirklich gut gedeihen, gibt es nur das beste Futter. Es besteht aus Bio-Weizen und Gerste, Ackerbohnen als Sojaschrot-Ersatz, Kartoffeln, Futter-und Zuckerrüben, Mineralfutter sowie Brot und Brötchen.   

Schau mir in die Augen:  So treu können Schweine blicken. 
Foto: Michael Petzold | Schau mir in die Augen:  So treu können Schweine blicken. 

Damit die Schweinchen auch stets zuverlässig ihre Mahlzeiten bekommen, haben die Drei einen genauen Ablaufplan entworfen. Jürgen Heusinger ist unter der Woche jeden Morgen mit dem Füttern dran, Christian Vierheilig an den Abenden. Weil er unter der Woche schweinefrei hat, kümmert sich Philip Kalke an den Wochenenden um das grunzende Borstenvieh. Außerdem hält er den Stall sauber und bereitet die Futtermischung für die Woche zu.   

Eine der beiden Husumer Säue ist unlängst wieder zum Biohof in Aura gebracht worden, wo der Eber mit Namen Oscar dafür sorgen soll, dass der Sulzfelder Schweinezucht mit vielen kleinen Ferkelchen eine längere Zukunft beschieden sein wird. "Wir haben einfach Spaß daran", sagt Heusinger, der noch weitere Tiere auf seinem kleinen Hof hält, die alle ein wenig aus dem Rahmen fallen. 

Alle meine Tiere: neben den Schweinen tummeln sich auch seltene Augsburger Hühner und eine kleine Herde Kamerunschafe auf Heusingers Grundstück.
Foto: Michael Petzold | Alle meine Tiere: neben den Schweinen tummeln sich auch seltene Augsburger Hühner und eine kleine Herde Kamerunschafe auf Heusingers Grundstück.

Zum einen wären da die kohlschwarzen Augsburger Hühner, von denen es auch nur noch sehr wenige gibt und die zwischen 120 und 150 Eier im Jahr legen, wie Heusinger weiß. Sie gelten als widerstandsfähig, aber auch etwas brutfaul. Zum Vergleich: ein normales Huhn schafft gut 300 Eier im gleichen Zeitraum. Dazu bevölkert noch eine kleine Herde Kamerunschafe den Heusinger-Hof. Ein Bock, sechs Mutterschafe und zwölf Lämmer sorgen zur Futterzeit für ein fröhliches Blöck-Konzert. Heusinger hat sich unter anderem für sie entschieden, weil sie nicht geschoren werden müssen.  

Dänische  Protestschweine

Heute sitzt die gut 50 000 Menschen zählende dänische Minderheit in Schleswig-Holstein  mit Sitz und Stimme im Landtag, weil sie von der Fünf-Prozent-Hürde befreit ist. Es handelt sich dabei um deutsche Staatsbürger, die sich aber eher Dänemark zugehörig fühlen. Nicht immer genossen sie solche Freiheiten. Anfang des 20. Jahrhunderts war der Minderheit sogar untersagt, die dänische Flagge zu hissen. Deswegen hielten sie die Schweine, deren Fell wegen seiner rot-Weißen Färbung an die dänischen Nationalfarben erinnert, aus Protest gegen das Verbot quasi als "lebende Flaggen".   
Quelle: Schleswig-Holsteinischer Landtag/provieh.de
 
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