Die Geschichte des Kreiskrankenhauses in der Goethestraße neigt sich ihrem Ende entgegen. Seit Wochen schon werden große Teile der Einrichtung zum neuen Standort der Rhön-Kreisklinik ins Zentrum für klinische Medizin (ZkM) auf den Campus der Rhön-Klinikum AG gebracht. Die letzten 16 Patienten der Kreisklinik wurden am Mittwoch in ihre neuen Zimmer verlegt.
Noch fahren die Umzugsfahrzeuge zwischen der Rhön-Kreisklinik und dem neuen Campus hin und her. Nicht weniger als 7000 Umzugskisten müssen in rund 300 Transporten in diesen Tagen vom Umzugsunternehmen Alltrans aus Hamburg an den neuen Standort gebracht werden. Aus medizinischer Sicht ist die Rhön-Kreisklinik seit Mittwochnachmittag Geschichte.
Die letzten Patienten wurden vom Bayerischen Roten Kreuz mit vier Rettungswägen und zwei Krankentransportwägen zu den neuen Stationen im ZkM gefahren. Nachdem die Rhön-Klinikum AG das einzig verbliebene Krankenhaus des Landkreises Rhön-Grabfeld zu Beginn des Jahres 2016 übernommen hatte, ist mit der Zusammenlegung der Kliniken auf dem neuen Campus auch dessen Geschichte zu Ende gegangen.
Nach 30 Jahren ausgedient
Bis zu 225 Patienten konnten in der Rhön-Kreisklinik noch bis vor wenigen Wochen stationär aufgenommen werden. Diese Zahl wurde allerdings schon lange vor dem Umzug erheblich nach unten gefahren. Zahlreiche Patienten konnten schon vor Weihnachten entlassen werden. Wenn eine Operation nicht notfalltechnischer Natur war, wurde diese auf die Zeit nach dem Umzug ins ZkM verschoben. Die letzten Operationen in der Kreisklinik wurden am 20. Dezember durchgeführt. Somit waren über das Weihnachtsfest und Neujahr nur noch wenige Patienten, davon auch zwei in der Palliativstation, in der Kreisklinik untergebracht. Am 27. Dezember wurde der letzte Patient in der Kreisklinik aufgenommen, einen Tag später eröffnete die Notaufnahme im ZkM ihren Betrieb. Am Mittwoch Vormittag, einen Tag nach Neujahr, zogen nun auch die letzten Patienten in die neuen Klinikgebäude um. Nach mehr als 30 Jahren hat die Kreisklinik in der Goethestraße nun ausgedient. Betten in großer Zahl sowie mehr als 1800 medizinische Geräte werden derzeit noch demontiert und für den Umzug vorbereitet.
Mit den letzten Patienten sind sämtliche Abteilungen der Rhön-Kreisklinik auf den Campus umgezogen: Die Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie, die Klinik für Innere Medizin inklusive des Fachbereichs Nephrologie und Dialyse sowie die Palliativstation, die Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, die Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe und die Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde. Die neue Zentrale Notaufnahme im ZkM bündelt ab sofort die vier bislang bestehenden Notfallambulanzen des Landkreises. Zum 1. Januar übernimmt Dr. Patrick Kornherr die Leitung der Klinik für Unfall-, Wiederherstellungschirurgie und Sporttraumatologie. Der bisherige Chefarzt Dr. Michael Sperlich übernimmt ab diesem Zeitpunkt die Leitung der neu geschaffenen Klinik für Endoprothetik, die er am Campus aufbaut.
665 Betten, 20 Stationen
Die Abteilungen der ehemaligen Kreisklinik werden künftig gemeinsam mit den Abteilungen der ehemaligen Herz- und Gefäß-Klinik, der Klinik für Handchirurgie und der Neurologischen Klinik am neuen Campus gemeinsam geführt. Der Neubau des ZkM verfügt insgesamt über 665 Betten auf 20 Stationen.
„Der Umzug hat bislang prima geklappt“, sagte Medizin-Vorstand Professor Bernd Griewing beim Blick in die sich zügig leerenden Räume der Kreisklinik. „Die Patientensicherheit beim Umzug war stets gewährleistet“, betont Griewing. Als große Aufgabe der Zukunft gilt für den Vorstand der Zusammenschluss der Teams aus der ehemaligen Kreisklinik und des Campus.
Dass es bei aller Betriebsamkeit in den letzten Tagen der Rhön-Kreisklinik auch menschelte, versteht sich von selbst. Auf einer Schwesternstation tauchte beim Packen der Umzugskisten der alte mechanische Wecker von Schwester Notburga auf, die seit Jahren schon nicht mehr im Haus arbeitet.
Ehrenplatz für den Wecker
Den Wecker, den im digitalen Zeitalter niemand mehr braucht, einfach wegwerfen, das wollten die Schwestern nicht. Also überlegen sie sich gemeinsam nach dem Umzug einen Ehrenplatz für das gute Stück. Im neuen Zentrum für klinische Medizin.