Alle sind froh in einer Stadt, wenn dort viel eingekauft wird. Schließlich ist das einer der wichtigsten Indikatoren für die Attraktivität und belegt die Wirtschaftskraft. Wie es da in Unterfranken aussieht, zeigt eine Studie der Industrie- und Handelskammer Würzburg, die sich mit den Kennzahlen für den Einzelhandel in Mainfranken 2016 beschäftigt (wir berichteten überregional).
In dieser Studie wird auch die Situation der Mittelzentren wie Bad Neustadt beleuchtet. Dabei ergibt sich auf Basis der Zahlen der Gesellschaft für Konsumforschung in Nürnberg ein gemischtes Bild für die Kreisstadt. Die Studie stellt zunächst die Frage nach der Kaufkraft, die belegt, wieviel Geld für den Konsum zur Verfügung steht. Bei den Städten mit über 10 000 Einwohnern liegt Bad Neustadt in Mainfranken dabei auf Platz sieben. 95,9 Millionen Euro stehen hier demnach zur Verfügung. Vor fünf Jahren – mainfrankenweit ist übrigens in allen Regionen in diesem Zeitraum ein Zuwachs an Kaufkraft zu verzeichnen – waren es nur 78,3 Millionen Euro in Bad Neustadt gewesen.
Im Oberzentrum Würzburg sind es 2016 842,2 Millionen Euro, in Schweinfurt 327,5 Millionen und in Bad Kissingen immerhin noch 143,6 Millionen Euro. Kitzingen, Lohr und selbst Karlstadt – vor fünf Jahren noch hinter Bad Neustadt – liegen ebenfalls vor der Kreisstadt.
Gut 6000 Euro pro Einwohner
Ganz anders sieht die Rangverteilung aus, wenn man die einzelhandelsrelevante Kaufkraft pro Einwohner betrachtet. Nach den Berechnungen der IHK-Studie landet Bad Neustadt da nur noch auf Platz neun von insgesamt 13 Städten – was immerhin zwei Ränge besser ist als noch vor fünf Jahren. 6322 Euro stehen durchschnittlich jedem Bad Neustädter pro Jahr für Einzelhandelsausgaben zur Verfügung. Miete, Hypothekenzinsen, Versicherung, Kraftfahrzeuge, Reisen und Dienstleistungen sind da schon abgezogen. Bad Neustadt liegt damit unter dem Bundesdurchschnitt. Platz eins in Mainfranken erreicht Ochsenfurt mit 7550 Euro pro Einwohner.
Die IHK-Studie vergleicht aber nicht nur die größeren Städte miteinander, sondern auch die Landkreise und kreisfreien Städte. Rhön-Grabfeld liegt mit einer Gesamtkaufkraft von 493 Millionen Euro allerdings gerade mal auf dem vorletzten Platz in Unterfranken. Nur die Stadt Schweinfurt ist mit 327 Millionen Euro schlechter.
Immerhin nicht mehr auf dem allerletzten Platz landet der Landkreis Rhön-Grabfeld, wenn man sich die Kaufkraft pro Landkreiseinwohner betrachtet. Mit 6182 Euro Kaufkraft im Jahr hat der Rhön-Grabfelder Einwohner den aus den Haßbergen (6168 Euro) knapp überholt. Vor fünf Jahren waren noch die Haßberge vorne gelegen. Die kreisfreie Stadt Würzburg, die wohlhabendste in Mainfranken, liegt mit 6647 Euro 189 Euro über dem Bundesschnitt.
Überholt von Bad Kissingen
Die Studie geht aber auch auf den Umsatz im Einzelhandel ein. Da liegt die Stadt Bad Neustadt mit insgesamt 195 Millionen Euro auf dem recht guten fünften Platz nach der benachbarten Kreisstadt Bad Kissingen mit 207 Millionen Euro. Vor fünf Jahren war die Reihenfolge noch umgekehrt gewesen: Bad Kissingen lag mit 148 Millionen Euro Umsatz hinter Bad Neustadt mit 154 Millionen Euro. Und beim Umsatz pro Kopf belegt Bad Neustadt mit 12 836 Euro sogar mainfrankenweit Platz zwei nach Haßfurt (13 849 Euro).
Blickt man wieder auf die Landkreise, nicht auf die Gemeinden, liegt Rhön-Grabfeld als kleiner Landkreis mit 413 Millionen Euro Gesamtumsatz in Mainfranken hinter Bad Kissingen (486 Millionen Euro) aber vor den Landkreisen Kitzingen, Haßberge und Schweinfurt. Pro Einwohner erreicht Rhön-Grabfeld beim Umsatz allerdings den deutlich besseren dritten Platz mit 5170 Euro. Besser sind nur die kreisfreien Städte Schweinfurt und Würzburg.
Als Indikator für die Attraktivität eines Standortes als Einkaufsort kann die Zentralitätskennziffer dienen. Sie ermöglicht Aussagen über die Fähigkeit eines Ortes, die Kaufkraft seiner Bewohner und die Kaufkraft der Bewohner anderer Gebiete an den örtlichen Einzelhandel zu binden. Hier belegt Bad Neustadt in der Region nach Haßfurt (Index 248,7) den zweiten Platz (Index 227,8).