Im vergangenen Winter sorgte viel Schnee für einen regelrechten Ansturm auf die herrliche Winterlandschaft der Rhön. Unter den Touristenmassen und deren Verhalten haben aber viele sensible Bereiche gelitten. Enorme Mengen an Müll und Dreck lagen nach der Schneeschmelze in der Landschaft. In diesem Jahr könnte eine ähnliche Situation drohen.
Schon am vergangenen Sonntag waren die Parkplätze auf der Wasserkuppe – dort liefen die Skilifte – bereits früh überfüllt. Die Polizei musste den Verkehr dort zeitweise ableiten und forderte Autofahrer unter anderem über Twitter dazu auf, den Bereich zu umfahren. Die Situation habe sich erst mit Einbruch der Dämmerung entspannt, berichtete die Fuldaer Zeitung.
Um dem rechtzeitig einen Riegel vorzuschieben, sind Verantwortliche im Landkreis Rhön-Grabfeld aktiv geworden. Mit einem ausgeklügelten Konzept sollen die Touristen gelenkt werden. Im Landkreis Bad Kissingen sieht das etwas anders aus. „Wir haben zur Besucherlenkung bisher noch kein Konzept erarbeitet“, teilt Nathalie Bachmann, zuständig für die Pressearbeit des Landratsamtes, mit. Der Grund: Aufgrund der aktuellen Lage erachtet die Behörde einen solchen Plan als nicht notwendig.
Lösungen über Ländergrenzen nötig
Rückblick ins vergangene Jahr: Damals staute sich beispielsweise der Verkehr von Oberwildflecken bis zum Kreuzbergsattel, Rettungswege waren an der Schornhecke wie in den Schwarzen Bergen versperrt, für viele Autofahrer und auch für den Notarzt gab es kein Durchkommen mehr. Die Situation erstreckte sich über die Rhöner Landkreise hinweg.
Torsten Kirchner ist Gebietsbetreuer für das Naturschutzgebiet der Langen Rhön. Er forderte jüngst einen länderübergreifenden Ansatz, um einheitlich vorgehen zu können – etwa bei der Sperrung von Parkplätzen. „Es braucht einen Einsatzplan auf Knopfdruck.“ Ähnlich sahen es weitere Naturschützer und Jäger.
Konferenz wegen Corona abgesagt
Das Thema der Besucherlenkung sollte eigentlich Ende November im Rahmen einer Konferenz besprochen werden. Auf Nachfrage dieser Redaktion zeigte sich, dass weder die Rhön GmbH in Oberbach, die für die Vermarktung der gesamten Region zuständig ist, als auch das Bad Kissinger Landratsamt beteiligt gewesen wären – und das, obwohl sich im Landkreis ebenfalls Kernzonen und sensible Schutzflächen befinden.
Laut Johannes Hardenacke, Pressesprecher der unterfränkischen Bezirksregierung, hätte das Bad Neustädter Landratsamt zu dem Termin eingeladen. Gäste wären beispielsweise die Naturschutzwacht gewesen. Wären, weil das Treffen wegen Corona ausfallen musste. Johannes Metz, Prokurist der Rhön GmbH und bei den Touristikern für die Kommunikation zuständig, sagt: „Wir als Rhön GmbH sind an der Besprechung selbst nicht beteiligt, sondern erst wieder im Anschluss.“
Besucher zunächst in die Ortschaften leiten
Ideen darüber, was möglich ist, um die Touristenströme zu lenken, gibt es aber bereits. Johannes Hardenacke nennt eine Möglichkeit, etwa für die "Lange Rhön": „Eine Vision ist, die Besucher zunächst in die Ortschaften rund um die "Lange Rhön" zu leiten und von dort aus das Gebiet erkunden zu lassen, anstatt die Besuchermassen direkt in beziehungsweise durch das Gebiet fahren zu lassen.
"Tagesgäste sollen bei der Anreise über den Verkehrsfunk und das Navi gelenkt werden. Ob es die von Torsten Kirchner geforderte Sperre für Parkplätze in der Rhön gibt, ist derzeit unklar. Einen konkreten Entwurf für ein Konzept gibt es bislang noch nicht. Allerdings: "Tatsächlich vorgeschlagen wurde aber die Sperrung der Parkplätze in den Nachtstunden, um dem Schutzgebiet zumindest nachts die nötige Ruhe zu gönnen." Zuständig wären in diesen Fällen dann die Eigentümer. Heißt: Landkreise und Kommunen. In Bad Kissingen möchte das Landratsamt die Situation – so Nathalie Bachmann – zunächst beobachten. "Sollte sich andeuten, dass es Probleme gibt, sind wir in der Lage, schnell zu reagieren", teilt sie mit. Das soll dann in „enger Abstimmung mit der Rhön GmbH und dem Biosphärenreservat Bayerische Rhön“ geschehen.
Vor 1 1/2 Jahren riefen alle: nicht ins Ausland reisen, Deutschland ist auch schön, lernt die Heimat kennen.
Wenn das immer mehr machen ist es gleich zuviel. Es zeigt sich, Deutschland ist auch in diesem Bereich eine "Exportnation".
Getan wurde für ein höheres Touristenaufkommen nichts. Wenn es zuviel wird, sperrt man ab - fertig, wenden woanders suchen oder zurück.
Mann könnte ja auch alle Hütten und Lokale schließen, dann wären schon mal 1/3 weg.
Oder den Hochrhönbus auch im Winter, und nicht nur 2 bzw 3 mal am Tag einsetzen.
Und vor allem: Denkt auch noch an die Heimatregion, wenn die weite Welt wieder allen offen steht.
Nix für ungut.
Mit den "Erfahrungen" des letzten Winters sollte doch auch der letzte Langschläfer bei diversen Behörden aufgewacht sein.
Oder heißt die Devise: Prävention brauchen wir nicht, wir machen zunächst die Augen zu und im Fall des Falles wursteln wir uns irgendwie durch ?
Hier zeigt sich im regionalen Umfeld die gleiche Unfähigkeit wie in der "grossen Politik" bei der zielgerichteten Bekämpfung der Corona-Pandemie ("bestes Beispiel" dort die im Sommer getroffene Entscheidung, die 7-Tages-Inzidenz als nicht mehr relevant einzustufen, obwohl diese Kennzahl immer als Vorwarnung für kommende Ereignisse dienen konnte).
Sie haben so recht! Was spricht gegen einen rechtzeitig erarbeiteten Plan? Wenn man 75% bedacht, im Griff hat, bleibt Zeit, sich um Auswüchse zu kümmern. Befremdlich mutet mich an, die Rhön GmbH nicht von Anfang an mit im Boot zu haben. Gerade durch rechtzeitig gezieltes Marketing gemeinsam beeinflussen, was in dem anvisierten Zeitraum, wo und weshalb „in“ sein sollte! Evtl. nicht perfekt, aber besser, als der Musik hinterher zu laufen. Hier rächt sich, dass es so viele Jahre keine Strategie und übergreifende Steuerung gab. Lt. Studie eines Wintersportverbandes war die Rhön als touristische Region ganz am Ende des Rankings. Image und Marken aufzubauen, dauert Jahre. Abwärts geht schneller, unzufriedene Gäste zurück zu gewinnen, ist teurer und schwer. Was nach einer hochgelobten, nur als Lückenbüßer akzeptierten Destination bleibt, ist oft nicht das Publikum, dass man wollte. Es braucht mehr, investieren, Angebote mit gestalten, statt zu warten, ob oder bis es gebraucht wird.