Die Frucht, die im hiesigen Gebiet als letztes geerntet wird, ist die Zuckerrübe. In diesen Tagen läuft die Ernte und der Abtransport in die Fabrik nach Ochsenfurt auf Hochtouren. Schon das dritte Jahr in Folge fahren die Landwirte nur unterdurchschnittliche Erträge ein.
Hauptursache war die lang anhaltende Trockenheit im Frühling. Nach der Aussaat fiel wochenlang kein Regen, so dass manche Keimlinge vertrockneten. Auf vielen Flächen gingen die Rüben erst nach dem ersten Regen Mitte Mai auf. Dadurch hatten die Feldfrüchte von Anfang an schlechte Karten. Selbst die Niederschläge im Juni konnten den Wachstumsrückstand nicht mehr wettmachen. Mittlerweile liegen erste Ertragsergebnisse aus dem südlichen Grabfeld vor. Demnach ernteten die Bauern heuer zwischen 40 und 55 Tonnen Zuckerrüben je Hektar. Der langjährige Durchschnitt liegt bei rund 60 Tonnen.
Immer mehr Bauern geben den Rübenanbau auf
Allerdings sind die Landwirte diesbezüglich eh nicht verwöhnt. Bereits 2018 und 2019 mußte man sich mit geringen Erntemengen infolge Trockenheit begnügen. Nicht zuletzt deshalb geben immer mehr Bauern in der Region den Rübenanbau auf. Für den Anbau der süßen Früchte eignen sich eh nur relativ gute Lehmböden. Und diese gibt es nicht überall.
Da heuer weniger Mengen zu bewältigen sind, liegen oft nur wenige Tage zwischen der Ernte und dem Abtransport in die Zuckerfabrik Ochsenfurt. Die sogenannte gelbe Flotte ist den Erntemaschinen dicht auf den Versen. Kaum sind die Rüben aus dem Boden - schon sieht man die Lade- und Transportfahrzeuge am Feldrand. Die "Lademaus" wühlt sich durch die Rübenmieten und belädt in nur zehn Minuten den parallel stehenden Sattelzug. Die Lademaus und 15 LKW sind 24 Stunden am Tag im Einsatz. Beeindruckend ist dabei auch, welche Mengen an einem Tag geladen und abtransportiert werden.
Die Lademaus wird direkt auf dem Feld betankt
Etwa 80 LKW-Ladungen rollen so täglich aus dem hiesigen Gebiet zur Weiterverarbeitung in die Zuckerfabrik. Dies entspricht rund 2000 Tonnen Rüben täglich. Zum Tanken der Lademaus wird der Kraftstoff direkt aufs Feld geliefert, damit keine unnötigen Fahrten entstehen. Knapp 1000 Liter Diesel passen in den Tank der Lademaus.
Auch die Corona-Pandemie wirft ihre Schatten auf den Ablauf der Erntearbeiten. So sind die Landwirte angehalten, den Kontakt mit den LKW-Fahrern zu meiden. Die persönliche Übergabe des Lieferscheins in die Hand des Bauern fällt deshalb dieses Jahr aus. Die Landwirte haben am Feldrand Kisten in der Art eines Briefkastens aufgestellt. Dort werfen die Fahrer die Lieferscheine ein. Auch das Mitfahren auf den Maschinen ist heuer nicht erwünscht. Alle an der Rübenernte Beteiligten sollen das Prozedere ja gesund überstehen.
Damit die Rüben ein wenig länger wachsen können, wurde die Ernte zwei Wochen hinausgezögert. Ursprünglich war geplant, die Rüben aus Rhön-Grabfeld schon Anfang Oktober abzuholen. Der Regen Ende September hatte noch für einen kleinen Wachstumsschub gesorgt. Sonst wären die Erträge noch etwas geringer ausgefallen. Über die Qualität der Rüben wissen die Landwirte momentan noch nichts. Der für die Bezahlung maßgebliche Zuckergehalt wird erst noch in den Labors ermittelt. Fachleute gehen aber auch bei diesem Parameter nur von durchschnittlichen Werten aus. Insider rechnen damit, dass der Zuckergehalt etwa bei 19 Prozent liegen wird.
Nach den Rüben kommt der Weizen
Nach der Rübenernte gilt es die Flächen wieder neu zu bearbeiten und für die anstehende Weizenaussaat herzurichten. In der Regel wird nach Rüben Weizen angebaut. Die Rübe gilt als wohltuende und gesunde Vorfrucht für Weizen. Ruhe dürfte also noch lange nicht auf den Feldern in der Region einkehren.