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Geckenau
Sie wollen die Flutopfer im Ahrtal nicht vergessen: Rhöner Hilfen kommen unmittelbar an
Noch immer sind die Schäden der Flutnacht im Ahrtal deutlich zu sehen. Auch wenn inzwischen die Infrastruktur wieder aufgebaut wird, sind die Bewohnerinnen und Bewohner weiter auf Spenden angewiesen.
Foto: Wolfgang Grom | Noch immer sind die Schäden der Flutnacht im Ahrtal deutlich zu sehen. Auch wenn inzwischen die Infrastruktur wieder aufgebaut wird, sind die Bewohnerinnen und Bewohner weiter auf Spenden angewiesen.
Klaus-Dieter Hahn
 |  aktualisiert: 29.01.2023 03:06 Uhr

"Für Waffen- und Munitionslieferungen ist Geld da in Deutschland. Aber anscheinend nicht für uns Flutopfer." Im Ahrtal fühlen sich viele Menschen vom Staat allein gelassen. Allein gelassen mit dem Riesenberg an Schäden, der in der verheerenden Flutnacht im Sommer 2021 entstanden ist. So ist es verständlich, dass mancher seinem Ärger und seinem Frust mit derartigen Äußerungen Luft macht.

Auch wenn die Ahrtal-Bewohner es natürlich auch für notwendig halten, die Ukraine in ihrem Existenzkampf zu unterstützen, so setzten sie doch auch große Hoffnungen auf schnelle, staatliche Hilfen. Enttäuscht sind sie aber vor allem darüber, dass es so unendlich lange dauert, bis die vor einem Jahr bei den vielen großen Spendenaktionen zusammengekommenen Gelder endlich ausgezahlt oder auch die Entschädigungen der Versicherungen geleistet werden. "Der Bürokratismus nervt gewaltig, hemmt die Auszahlung anstatt sie zu beschleunigen. Immer wieder müssen noch zusätzliche Nachweise von uns beigebracht werden", stöhnen die Betroffenen.

Umso wichtiger sind private Spendenaktionen, zu denen auch die "Fluthilfe Geckenau" gehört. Hier kommen die Gelder und Sachspenden unbürokratisch und unmittelbar bedürftigen Menschen zugute. Erst vor wenigen Tagen ist Wolfgang Grom mit einigen Helfern von seinem insgesamt schon siebten Hilfstransport aus dem Ahrtal zurückgekehrt. Mit seinem ebenfalls in der Fluthilfe stark engagierten Oberstreuer Kollegen Uwe Müller, dessen Sohn David und Christoph Dorst, dem Fahrer des Sattelzuges, den die Ostheimer Firma Jürgen Dorst kostenlos zur Verfügung gestellt hatte, hatten er sowie Elke Müller und Harald Seufert aus Wegfurt einmal mehr Geld- und Sachspenden, darunter auch mehrere, von der Mellrichstädter Eichersmühle überlassene Säcke voller Mehl, aber auch Christstollen, Plätzchen und Geschenkpäckchen in das Flutgebiet transportiert.

Beim siebten Hilfstransport der 'Fluthilfe Geckenau'  wurden neben dringend benötigtem Brennholz auch wieder Spendengelder übergeben,  wie an Benno und Dorle Gilles vom 'Klosterhof Gilles' im  schwer betroffenen Marienthal.
Foto: Klaus-Dieter Hahn | Beim siebten Hilfstransport der "Fluthilfe Geckenau" wurden neben dringend benötigtem Brennholz auch wieder Spendengelder übergeben,  wie an Benno und Dorle Gilles vom "Klosterhof Gilles" im  schwer ...

40 Ster Brennholz hatten die Rhöner zusätzlich gespendet, was dort dringend gebraucht wird, um durch den Winter zu kommen. Die Rhöner Helferinnen und Helfer wurden auch diesmal wieder freudig empfangen. Nur die gewohnt herzliche Begrüßung durch die Heimbewohner der Lebenshilfe Ahrweiler in Rolandseck musste diesmal ausfallen, da Corona im Heim grassierte. Doch die Betreuer versprachen, Stollen und Plätzchen, Mehl und Geschenke an die behinderten Menschen zu verteilen. Noch immer beschäftigt sie die Ereignisse in der Flutnacht. Noch immer sind sie traumatisiert, als damals zwölf ihrer Mitbewohner in den reißenden Fluten ihr Leben verloren haben.

Immense, glücklicherweise aber nur materielle Schäden hat das Hotel Post von Günter und Petra Lang in Altenahr damals erlitten. Das 177-Betten-Hotel fungierte aufgrund seines Standorts unmittelbar am Bett der Ahr quasi als "Prellbock" für die dahinterliegenden Häuser. Das Hallenbad, der große Speisesaal, die Küche sowie das gesamte Erdgeschoss wurden komplett verwüstet. Die Hotelinhaber werden wohl auf einen Wiederaufbau verzichten. Stattdessen soll das Bettenhaus gegenüber ausgebaut und mit Küche und Speiseraum im Erdgeschoss ausgestattet werden. Doch die Arbeiten gehen nur zäh und schleppend voran. Nach anderthalb Jahren warten die Langs noch immer auf Baumaterial und auf Heizungsinstallateure.

Eine große nachweihnachtliche Freude haben Wolfgang Grom & Co. auch dem Winzerhof "Klosterhof Gilles" von Benno und Dorle Gilles im ebenfalls schwer betroffenen Marienthal bereitet, die dankbar Brennholz und eine Geldspende entgegen nahmen. Zwar kehren die meisten Menschen nach und nach wieder in eine einigermaßen akzeptable Normalität zurück. In fast allen Ortschaften wird kräftig an der Wiederherstellung der Infrastruktur gebaut, wird an der Entsorgung, an der Wasser- und Stromversorgung gewerkelt, sind an vielen Stellen auch schon neue Wohnhäuser gebaut worden. Doch es wird wohl noch sehr lange dauern, bis die Wunden dieser Schreckensnacht verheilt sind.

Auch Brennholz wird von den Einwohnerinnen und Einwohnern gerne angenommen, um über den Winter zu kommen.
Foto: Wolfgang Grom | Auch Brennholz wird von den Einwohnerinnen und Einwohnern gerne angenommen, um über den Winter zu kommen.

An ein unbeschwertes Weihnachtsfest war so auch in diesem Jahr nicht zu denken. Zu oft schwirren die damaligen Geschehnisse noch im Hinterkopf herum, sorgen für Alpträume. Besonders die Kinder ängstigen sich bei Starkregen. Da fällt es natürlich schwer, eine fröhliche Weihnachtszeit zu besingen.

Katharina Prax und Wolfgang Grom, die beiden Köpfe der "Fluthilfe Geckenau", werden, wie auch Uwe Müller deshalb nicht müde, trotz des 2022 in den Vordergrund gerückten Ukraine-Krieges weiterhin um Spenden für die Menschen im Ahrtal zu bitten. Immer wieder zeigt sich bei ihren Besuchen dort, dass die Bewohner auf das gute Herz ihrer Mitmenschen angewiesen sind, um über die Runden zu kommen. Insgesamt hat die Geckenauer Hilfsaktion schon über 43.000 Euro an Spendengeldern gesammelt und unmittelbar an die bedürftigen Menschen und Einrichtungen im Ahrtal weitergegeben.

Geldspenden können unter dem Stichwort "Flutopfer" auf das Konto IBAN DE29 7935 3090 0011 0693 25 eingezahlt oder unmittelbar in die Spendenbox im Bastheimer "Dorfladen Besengau" eingeworfen werden. 

 
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