Im voll besetzten Lola-Montez-Saal im Staatsbad blieb kaum ein Auge trocken. Nicole Wirth und ihre Theatergruppe Spektakulös von der Bad Brückenauer Realschule führten das Stück „Geldfieber“ vor, eine Kriminalkomödie von Kathrin Heinrichs. Donnernder Applaus und laute Pfiffe belohnten die Jugendlichen für ihre Darstellung.
Die Story: Josephine Hornung als Urban Stolzinger, ein aus einer nahe gelegenen Justizvollzugsanstalt entflohener Sträfling, versteckt einen Geldkoffer in einer Klinik. Patienten und Klinikpersonal geraten in helle Aufregung. Endlich ist mal was los zwischen all dem Blutdruckmessen und den Darmspiegelungen.
Zum Amüsement aller Gäste war das Stück in Bad Brückenau, „in Nordbayern, mit dem stillgelegten Bahnhof“ angesiedelt. Ein Dreibettzimmer bildete das Bühnenbild, und das gleich doppelt. Raffiniert gelöst war der Wechsel vom Herren- zum Damenzimmer. Die Putzfrauen Hannelore, Brunhilde und Lieselotte räumten auf und dekorierten um. Währenddessen keiften sie sich an, warfen sich gegenseitig Faulheit vor und sangen Schlager wie zum Beispiel: „Liebeskummer lohnt sich nicht“ oder „Schuld war nur der Bossa Nova“.
In einem der Zimmer lagen die Herren Kowalski (David Kunkel), ein dreister Heiratsschwindler, Professor Reutlinger (Patrick Matysiak) und Rolf Benrath (Valentin Hirschler), ein Muttersöhnchen. Kunkel, gibt den topp organisierten Frauenversteher. Für jede seiner Freundinnen hat er ein separates Handy mit den entsprechenden Namensschildern Erika, Trixi und so weiter aufgeklebt. Je nach Anruf wechselt Kunkel den Slang und lügt das Blaue vom Himmel runter. Mit dem Spruch „Bin geschäftlich unterwegs“, er sorgt immer wieder für Lacher.
Den Koffer mit dem Geld entdeckt er als erster auf dem Balkon, behält das aber natürlich für sich. Hervorragend auch Valentin Hirschler als zaghafter junger Mann mit Plüschtier. Sein Satz: „Wenn das meine Mutter wüsste.“ Matysiak als Intellektueller rauft sich mit Kowalski notgedrungen zusammen und verbündet sich mit ihm beim gemeinsamen Schnapstrinken und Kartenspielen gegen Benrath: „Sie sind besser ganz ruhig!“ Gegen Ende allerdings zeigt sich, dass der Professor gar keiner ist, sondern zur Überraschung aller ein verdeckter Ermittler. Er ist derjenige, der sich schließlich mit dem Geldkoffer vom Acker macht. „Die sind super, die Käuz“, kommentierten Stimmen aus dem Publikum die Auftritte der drei.
Im zweiten Zimmer liegen die Frauen Jana König (Johanna Heinze), Renate Kaltwasser (Sophie Schuhmann) und die komplett verpeilte Frau Plassmann. Kathrin Vogler zeigte in dieser Rolle als Patientin, die sich für eine Kellnerin hält und ständig Bestellungen aufnimmt, Mut zum gewagten Outfit. Sie steckte in einem farbenfroh gestreiften Bademantel, trug verschiedenfarbige Strümpfe und asymmetrische Zöpfe. Auf ihrem Rücken baumelte ein großes Schild mit ihrem Namen, der Zimmernummer und dem Hinweis „Bitte zurückbringen!“
Grandios auch das Klinikpersonal, allen voran der sympathische Pfleger Ingo (Michael Müller). Unglücklich verliebt in die Sexbombe mit knallroten High Heels und Netzstrumpfhose, Schwester Netti (Denise Müller). „Sie ist so betörend wie eine Vollnarkose!“ Leider hat er keine Chance bei ihr, sie interessiert sich eher für den wohlhabenden Chefarzt Dr. Steinfest (Nicole Herzen).
Nicole Wirth und ihre Truppe verschafften ihrem Publikum einen wunderschönen Abend mit viel herzlichem Gelächter. Die Jugendlichen sind fest entschlossen, das im nächsten Jahr zu wiederholen.
Geldfieber
Die Theatergruppe Spektakulös der Bad Brückenauer Realschule:
Darsteller David Kunkel, Patrick Matysiak, Valentin Hirschler, Nicole Herzen, Josephine Hornung, Michael Müller, Vanessa May, Johanna Heinze, Sophie Schuhmann, Kathrin Vogler, Alisa Knüttel, Lorena Schmidt, Denise Müller, Albina Justus, Janine Fläschner, Lisa Wich, Paula Platzer Souffleuse Christin Martin
Regisseurin Nicole Wirth
