
Am 16. Mai war ganz Willmars in Aufruhr: Ein Großaufgebot an Rettungskräften suchte nach einem elfjährigen Mädchen, das am frühen Morgen sein Zuhause verlassen hatte und über Stunden hinweg verschwunden blieb.
Um 9.30 Uhr hatten die Erziehungsberechtigten die Polizei alarmiert, die schnell eine großangelegte Suchaktion startete. Dass das Mädchen am Spätnachmittag gefunden werden konnte, verdankten die Rettungskräfte letztlich zwei aufmerksamen jungen Frauen. Die 22-jährige Luisa König aus Willmars und ihre 21-jährige Freundin Tabea Roßhirt aus Unterelsbach fanden ein Kleidungsstück des Kindes im Wald und brachten die Retter mit ihrem Hinweis auf die richtige Spur.
120 Rettungskräfte waren im Einsatz
Thomas Pfennig, stellvertretender Dienststellenleiter der Polizeiinspektion Mellrichstadt, war beim Einsatz dabei. Insgesamt 120 Rettungskräfte von Polizei, Feuerwehr, Bergwacht, Wasserwacht und dem Roten Kreuz suchten die Waldgebiete um Willmars ab, zudem war die Bevölkerung zur Mithilfe aufgerufen.
"Da die Elfjährige kein Handy bei sich hatte, war eine Ortung nicht möglich", sagt er rückblickend. Eine Suche aus der Luft war im dichtbelaubten Wald ebenfalls keine Option. Freiflächen wurden mit Drohnen abgesucht und auch Hundestaffeln waren vor Ort, doch die stundenlange Suche blieb zunächst erfolglos.
Den entscheidenden Tipp, wo das Kind entlanggekommen war, lieferten Luisa König und Tabea Roßhirt den Rettungskräften. Die beiden Freundinnen hatten sich in Willmars verabredet und unternahmen einen Spaziergang im Wald, ohne zu diesem Zeitpunkt von der Vermisstensuche zu wissen.
Doch ihr Weg erwies sich als goldrichtig: Die Studentinnen bemerkten ein Kleidungsstück am Weg. Als sie wieder im Ort ankamen, trafen sie auf eine Suchmannschaft des Roten Kreuzes und informierten die Retter über ihren Fund. "Wir dachten, dass das vielleicht irgendwie hilfreich sein kann", erinnern sich die jungen Frauen im Gespräch mit dieser Redaktion.
Freundinnen gaben den entscheidenden Hinweis
Es war viel mehr als das, es war die richtungsweisende Wende. "Wir hatten die Suche nach einem ersten Hinweis auf den Wald zwischen Willmars und Stockheim konzentriert", so Thomas Pfennig. Das Kleidungsstück hatten die jungen Frauen allerdings im Wald zwischen Willmars und Filke gefunden, entgegen der Suchrichtung der Rettungsmannschaften.
Luisa König und Tabea Roßhirt lotsten ein Rot-Kreuz-Team zur Fundstelle, und kurz darauf herrschte bei allen Akteuren große Erleichterung: "Das Kind kam aus dem Wald gelaufen und war offensichtlich sehr erleichtert, die Helfer zu sehen. Es hatte wohl die Orientierung im Wald verloren und war froh, dass es gefunden wurde", schildert Thomas Pfennig den glücklichen Abschluss der Suchaktion.
"Nach neun Stunden konnten wir das Mädchen wohlbehalten nach Hause bringen", so Pfennig. Ohne den Hinweis der Spaziergängerinnen hätte die Suche womöglich die ganze Nacht angedauert. "Wir waren mit Fußmannschaften in einer ganz anderen Richtung unterwegs und hatten bereits weitere Hundestaffeln aus Nürnberg angefordert, um die Suche zu forcieren", erinnert sich der Polizeihauptkommissar. Die Aufmerksamkeit der jungen Frauen war laut Pfennig Gold wert: "Ohne den entscheidenden Tipp hätte die Sache auch anders ausgehen können."
Polizei bedankt sich mit Geschenken
Die Feuerwehr bedankte sich bei Luisa König und Tabea Roßhirt gleich nach der Suchaktion mit einem großen Kuchenpaket. Dass die Cleverness der Studentinnen belohnt werden muss, fand auch der Mellrichstädter Polizei-Dienstellenleiter Thomas Reubelt. Er wandte sich an den unterfränkischen Polizeipräsidenten Detlev Tolle, der ein Dankesschreiben an die jungen Frauen aufsetzte. "Durch Ihr umsichtiges Verhalten haben Sie maßgeblich zur Sicherheit und Gesundheit des Mädchens beigetragen und dabei gleichzeitig auch in einer entscheidenden Phase uns als Polizei unterstützt. Damit verbunden sind Sie für uns ein leuchtendes Beispiel für eine engagierte und couragierte Zivilgesellschaft", heißt es darin.
Vonseiten der Mellrichstädter Polizei gab es dazu einen Frühstücksgutschein und ein Kochbuch von Alexander Herrmann mit dem passenden Namen "Heldenküche", gespickt mit den Lieblingsrezepten von Polizeieinheiten und spannenden Geschichten aus dem Polizeialltag. Damit lagen die Beamten insbesondere bei Tabea Roßhirt genau richtig: Die 21-Jährige studiert Ernährungswissenschaften in Fulda und wird die Rezepte sicherlich genau unter die Lupe nehmen.
Luisa König studiert Medizin in Würzburg und arbeitet zudem bei den Maltesern in Mellrichstadt. Die Anerkennung ihrer Kollegen nach der Suchaktion war ihr gleich sicher. Und auch Thomas Reubelt und Thomas Pfennig werden nicht müde, die jungen Frauen zu loben: "Dank eures Hinweises ist Hilfe erfolgt. Das ist nicht selbstverständlich und muss entsprechend gewürdigt werden."