
Der Landkreis Rhön-Grabfeld kommt in die Jahre und ist auf das Wohnen der älteren Menschen nicht vorbereitet: Die Baby-Boomer gehen bis 2035 komplett in Rente. Dann werden in Rhön-Grabfeld rund 4300 Menschen mehr im Ruhestand sein als heute, insgesamt nämlich rund 22.400. Das geht aus einer Regional-Untersuchung zum Senioren-Wohnen hervor, die das Pestel-Institut gemacht hat.
Folgender Text ist einer Pressemitteilung des Pestel-Instituts entnommen: Es gibt rund 35.900 Haushalte im Landkreis Rhön-Grabfeld. In 38 Prozent davon leben Senioren. „Bereits heute braucht Rhön-Grabfeld rund 3.100 Wohnungen für die älteren Menschen, die nicht mehr gut zu Fuß sind. Doch diese Seniorenwohnungen gibt der Wohnungsmarkt im Landkreis nicht her“, sagt Matthias Günther. Für 2045 ermittelt die Untersuchung bei den benötigten Seniorenwohnungen einen deutlichen Anstieg: So wird der Landkreis Rhön-Grabfeld in 20 Jahren für rund 4500 Seniorenhaushalte Wohnungen brauchen, die zum Leben im Alter passen.
Wohnen in den eigenen vier Wänden
Neben dem Neubau sei vor allem eine Sanierungsoffensive notwendig, um für mehr seniorengerechte Wohnungen zu sorgen. Der Chef-Ökonom des Pestel-Instituts hat bei einer Sanierungsoffensive für mehr altengerechte Wohnungen auch die rund 10.100 Haushalte im Landkreis Rhön-Grabfeld im Blick, wo Senioren in den eigenen vier Wänden wohnen: „Ob Eigenheim, Reihenhaus oder Eigentumswohnung – es ist wichtig, älteren Menschen für ihr Wohneigentum rechtzeitig einen Anreiz zu geben, ihr eigenes Zuhause seniorengerecht umzubauen. Dabei ist das Bad das A und O.“ Das Wichtigste seien große Bäder mit einer Dusche ohne Schwellen und Stufen.
Bei Senioren, die zur Miete wohnen, warnt das Pestel-Institut vor Altersarmut: „Bei vielen Babyboomern gab es immer wieder Phasen von Arbeitslosigkeit. Außerdem waren die geburtenstarken Jahrgänge die, die oft zum Niedriglohn gearbeitet haben. Also gehen viele der Babyboomer mit einer eher kleinen Rente nach Hause. In Zukunft werden also deutlich mehr Menschen als heute in Rhön-Grabfeld auf staatliche Unterstützung angewiesen sein, um überhaupt ein Dach über dem Kopf zu haben“, so die Prognose von Pestel-Institutsleiter Günther.
Durchschnittliche Kaltmiete in Rhön-Grabfeld
Die Untersuchung nimmt auch das Mieter-Portemonnaie der Senioren ins Visier: So liegt die durchschnittliche Kaltmiete im Landkreis Rhön-Grabfeld aktuell bei rund 5,20 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche. 66 Prozent der Seniorenhaushalte, die zur Miete wohnen, leben sogar günstiger: Rund 1800 Haushalte im Landkreis Rhön-Grabfeld, in denen Ältere leben, zahlen nach Angaben des Pestel-Instituts derzeit weniger als die Durchschnittsmiete.
„Noch jedenfalls“, sagt Ökonom Matthias Günther. Denn das werde sich deutlich ändern, wenn der Staat nicht bereit sei, den Neubau von Seniorenwohnungen und den altersgerechten Umbau bestehender Wohnungen kräftig zu unterstützen. Dabei warnt der Wissenschaftler: „Eine Wohnung altersgerecht zu machen, kostet Geld und schraubt die Miete nach oben. Aber eine höhere Miete können sich viele Ältere einfach nicht leisten. Und erst recht nicht die Kosten für eine seniorengerechte Sanierung ihrer Wohnung.“
Dabei sei es für die öffentlichen Kassen in der Regel sogar deutlich günstiger, altersgerechten Wohnraum zu schaffen: „Andernfalls sind Ältere nämlich gezwungen, ins Heim zu gehen. Und die Kosten für einen Heimplatz stehen auf Dauer in keinem Verhältnis zu dem, was der Staat investieren müsste, um eine altersgerechte Wohnung zu schaffen“, so Matthias Günther.