Die Selbsthilfegruppe (SHG) Neurodermitis und Psoriasis Ostheim feierte ihr 20 jähriges Bestehen im Rathaussaal. Die SHG operiert inzwischen deutschlandweit, nicht zuletzt durch die von ihr seit Jahren organisierten Klimareisen und der Dank neuen Medien gut funktionierenden Netzwerke. So waren zum Jubiläum Weggefährten aus dem ganzen Bundesgebiet angereist. Es wurden viele Informationen geboten und gemeinsamer Austausch großgeschrieben. Viel Beachtung fand auch der Vortrag der Autorin Dr. Christina Berndt in Anlehnung an ihren Bestseller über Resilienz, das Geheimnis der psychischen Widerstandskraft.
So wie es dem Selbstverständnis dieser SHG entspricht, wurde der runde „Geburtstag“ eben nicht nur als Anlass zum Feiern betrachtet, sondern vielmehr auch als Gelegenheit, die Arbeit und das Angebot der Gruppe der Öffentlichkeit vorzustellen. Für Menschen, die das gleiche Schicksal haben, ist es wichtig, sich mit anderen Betroffenen austauschen zu können und in der Gemeinschaft gegenseitige Hilfe und Kraft zu erfahren. Ostheims dritter Bürgermeister Stefan Malzer, der die Besucher willkommen hieß, zeigte sich stolz über die positive Entwicklung und den langjährigen Bestand der SHG. Er unterstrich die Bedeutsamkeit solcher ehrenamtlich organisierten Gemeinschaften. Selbsthilfegruppen allgemein könnten neben der ambulanten, stationären und öffentlichen Gesundheitspflege zweifelsohne als die vierte tragende Säule im Gesundheitswesen bezeichnet werden.
Start mit acht Mitgliedern
Wie Vorsitzende Margitta Heß betonte, war es ihr mit dem Jubiläum nicht nur Anliegen, die Arbeit der von ihr 1999 mit weiteren Betroffenen aus der Region gegründeten SHG aufzuzeigen. Sie wollte auch generell die Bedeutung selbst organisierter Gemeinschaften und den hohen Stellenwert des Ehrenamtes in den Blick der Öffentlichkeit rücken. Heß führte in einem Rückblick die Entwicklung der SHG Ostheim vor Augen. 1997, während eines Klinikaufenthaltes, hatte sie einen Leiter für Gruppen mit Hauterkrankungen kennengelernt, wobei bei ihr das Ansinnen reifte, selbst einen Kreis Betroffener zu gründen. Durch eine SHG habe sie die Möglichkeit gesehen, sich in ihrer Hilflosigkeit Erleichterung zu verschaffen und gleichzeitig für andere Betroffene da zu sein. Noch gut könne sie sich an das erste Treffen in der evangelischen Gemeindescheune erinnern – immerhin acht Personen waren anwesend. Mit weiteren Zusammenkünften sei dann auch die Zahl der Mitglieder und damit auch der Aktivitäten gewesen.
Mehrmals jährlich werden Referenten zu den verschiedenen Krankheitsbildern eingeladen. Unter anderen werden Informationsfahrten und Patientenseminare organisiert. Aber ganz wichtiger Bestandteil seien nach wie vor die regelmäßigen Gesprächskreise, wie Heß anführte. Auch die Geselligkeit wird gepflegt, dazu gehören das schon traditionelle Sommerfest und die Weihnachtsfeier. 2001 wurde die erste Klimareise ans Tote Meer unternommen. Seitdem wird diese jedes Jahr angeboten und Betroffene mit verschiedensten Hauterkrankungen aus dem ganzen Bundesgebiet nehmen daran teil. 2004 konnte man das fünfjährige Bestehen feiern – da zählte man bereits 30 Mitglieder. Heute verzeichnet man 49 Mitglieder.
Unterhaltsamer Vortrag
Wie Heß weiter ausführte, ist das Internet zum unverzichtbaren Medium geworden, so unterhält man Kontakte in der ganzen Republik. Einzigartig dürfte ihren Worten nach der Experten-Button auf der Homepage der SHG Ostheim sein. Hier bekomme man anonym und schnell Rat von Fachleuten. Dennoch könne die persönliche Begegnung durch Foren im Internet nicht ersetzt werden. Die Nähe, Wärme und Vertraulichkeit sei nur in Selbsthilfegruppen möglich. Heß legte Betroffenen ans Herz, die Gemeinschaft mit Leidensgenossen zu suchen. „Ziehen Sie sich nicht zurück, werden Sie aktiv“. Hilfe annehmen ist Stärke“, so der Appell der Vorsitzenden, die sich wünschte, dass es mit der SHG auch in Zukunft weiter gehen möchte. Denn nach 20 Jahren an der Spitze möchte sie ihr Amt in jüngere Hände geben, wie sie ankündigte.
Christine Berndt als Referentin ist Redakteurin im Resort „Wissen“ der Süddeutschen Zeitung. Sie hielt einen kurzweiligen Vortrag darüber, wie unterschiedlich Menschen mit Stress, Krisen und Herausforderungen umgehen und welche Strategien es zur Alltags- und Lebensbewältigung gibt. Etwas mit anderen Menschen unternehmen, Gemeinschaft erfahren – das ist eines der wissenschaftlich belegten Mittel zur Stärkung der Seele. Dazu hatten die Mitglieder am Samstag beim anschließenden Sommerfest der SHG, das in Sands stattfand, Gelegenheit.
Mehr Infos zur SHG im Internet: www.shgostheim.de