Als ein besonderes und denkwürdiges Zeichen der Wiedervereinigung Deutschlands hat der damalige Rhön-Grabfelder Landrat Dr. Fritz Steigerwald die "Goldene Brücke" am ehemaligen Grenzübergang Eußenhausen-Henneberg bezeichnet. Gemeinsam mit seinem Amtskollegen aus Meiningen, Ralf Luther, übernahm er vor 25 Jahren, am 9. November 1996, die letzten Pinselstriche unter dem Beifall der zahlreichen Gäste.
Schließlich wurde noch die Länderkennzeichen "DDR" und "D" auseinandergesägt, symbolisch zu zwei "D" zusammen gefügt und auf dem Grenzstein, der auf der einstigen Grenze steht, aufgebracht. Die "Goldene Brücke" steht heute noch als Gegenstück zum größtenteils zerstörten einstigen DDR-Wachturm und genau auf der Grenze zwischen Thüringen und Bayern.
Viele Gräben waren zu überwinden
Der Platz sei gut gewählt, hatte der damalige Parlamentarische Staatssekretär im Bundesministerium des Innern, Eduard Lintner (Münnerstadt), festgestellt. Die deutsche Wiedervereinigung sei nicht von heute auf morgen machbar. "Das braucht seine Zeit und zwar mehr als wir geahnt hatten", stellte Lintner damals fest.
Eine Brücke sei über einen Fluß oder einen großen Graben gebaut. Ganz sicher müssten in den kommenden Jahren noch viele Gräben überwunden werden, um ein Zusammenwachsen zu vollziehen. Ein besseres und volkstümlicheres Symbol als die Goldene Brücke sei nicht vorstellbar. Eduard Lintner 1996: "Mit der Grenzöffnung 1989 und der Wiedervereinigung wurde Weltgeschichte geschrieben."
Farbe verwittert, Deutschland wächst zusammen
Die "Goldene Brücke" entstand innerhalb weniger Monate. Nachdem am 17. Juni 1996 der Grundstein gelegt und am 3. Oktober des gleichen Jahres Richtfest gefeiert werden konnte, war das Kunstwerk rechtzeitig zum 7. Jahrestag der Grenzöffnung fertig gestellt. Bewusst habe man damals diese drei, für die Einheit Deutschlands, wichtigen Daten genommen, sagt der Initiator Jimmy Fell heute.
Zum einen war der 17. Juni bis zur Wiedervereinigung 1996 der "Tag der Deutschen Einheit", den man dann auf den 3. Oktober, dem Tag, an dem die Einheit Deutschlands gefeiert wurde, legte. Der 9. November erinnert an das Jahr 1989, als sich nach 40 Jahren die Grenztore öffneten und die einstige todbringende Demarkationslinie der Vergangenheit angehörte. Die Goldene Brücke war sogar dem "Focus" in seiner Ausgabe vom 17. Juni 1996 einen Artikel wert. "Jimmy baut uns eine goldene Brücke auf den Resten der DDR-Grenzbefestigungen an der B 19 zwischen Mellrichstadt und Meiningen." Der Focus-Redakteur sprach von Fells romantischer Vision: "Im selben Maß, in dem die Goldfarbe des Denkmals im Lauf der Jahre verwittern wird, soll Deutschland zusammenwachsen."
Helmut Kohl war Schirmherr
Die Form der Brücke gleicht einem Bauklotz, wie man ihn aus dem Holzbaukasten im Kinderzimmer kennt. Sie ist 16 Meter lang, acht Meter breit und acht Meter hoch. Ein Holzskelettbau mit Brettern verschalt. Die Kosten: 100 000 D-Mark. Auszubildende der Mellrichstädter Berufsschule, der Berufsschule Schmalkalden und des Technologiezentrums Rohr bauten das Kunstwerk. Das Kiefern- und Fichtenholz kam von den Gemeinden beider Landkreise. Insgesamt wurden 140 Liter Farbe aufgetragen, vermischt mit 50 Kilogramm Messingstaub, der dem goldfarbenen Kunstobjekt den gewünschten Glanz bescherte.
Der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl hatte die Schirmherrschaft übernommen. "Das Kunstwerk soll die Menschen aus nah und fern zum Erinnern wie auch zum Nachdenken veranlassen", schrieb Helmut Kohl damals in seinem Grußwort. Heute ist die "Goldene Brücke" nach wie vor der Hingucker des Skulpturenparks Deutsche und Europäische Einheit. Im Laufe der Jahre hat der Berliner Aktionskünstler viele weitere Kunstwerke geschaffen. Sein letztes Werk war ein überdimensionales, aufgeschlagenes Buch: "Stehen auf dem Grundgesetz". Seine neuesten sind "Regenmacher", die hinter der Goldenen Brücke zu finden sind und auf den Klimawandel verweisen.