
Die Pfarrei St. Konrad im Bad Neustädter Stadtteil Gartenstadt feiert ihren 70. Geburtstag, blickt zurück auf die Anfangszeit der "Siedlung" und dem Einzug in das Gotteshaus, das dem heiligen Konrad geweiht wurde.
Die Ansprechpartnerin des Gemeindeteams und Vorsitzende der Pfarrgemeinderats Elisabeth Ruhwedel beantwortete die Frage, warum man nicht auf das 75. jährige Jubiläum warte, mit der Tatsache, dass man eigentlich den zweiten Geburtstag feiere. Die Pfarrgemeinde wurde zunächst durch das Bistum Würzburg in die "E-Kategorie" eingestuft, was das Aus der Pfarrei bedeutet hätte. Nach Bittgängen und Argumentationen rutschte man dann doch in die "C-Kategorie" und St. Konrad bleibt.

Es ist wie ein gefühlter Neuanfang, aber in eine ungewisse Zukunft, so Ruhwedel. Und dabei blickt man im Bad Neustädter Stadtteil auf eine bewegte, aber auch lebhafte Zeit.
1938 wurde die Gartenstadt im Rahmen des Dr. Hellmuth-Planes zur Verbesserung der wirtschaftlichen Lage in der Rhön gegründet. Zu dieser Zeit herrschte Wohnraummangel, denn man brauchte Wohnraum für Fabrikmitarbeiter. Kreisleiter Andreas Ingebrand trieb das Projekt bis zu Beginn des Zweiten Weltkrieges voran. So erhielt der damals "neue Neuschter Stadtteil" auch seinen Beinamen Ingebrand-Siedlung.
Wunsch nach Ort des Glaubens und Gebets
Aus einer Barackensiedlung wuchs ein bis heute beliebter Wohnort. Dem Geist der damaligen Zeit folgend, war aber an die Errichtung einer Kirche nicht zu denken. Der Krieg war aus, die Mangelwirtschaft aber noch lange nicht. Der Strom aus deutschen Ostgebiets-Flüchtlingen riss nicht ab und die "Industriesiedlung", wie seit 1945 genannt wurde, wuchs. Und damit wuchs auch der Wunsch nach einem Ort des Glaubens und Gebets. Ein Jahr später dachte man zumindest über eine Notkirche nach, doch es vergingen noch einmal drei Jahre bis aus der 120 Quadratmeter großen "Baracke 13" die mittlerweile 1000 Seelen sich zum Gottesdienst treffen konnten. Das Glöckchen im hölzernen Kirchturm lieh man sich von der Schlosskapelle Bad Neuhaus.
Der Traum von einer Kirche ging weiter. Wer Kirchenpatron werden sollte, war aber schon fix und ebenso der Wunschplatz für das Gotteshaus. Hoch oben in der Gartenstadt sollte sie stehen. 1951 startete das Bischöfliche Ordinariat erste Gedanken und zwei Jahre später erfolgte die Genehmigung auch von der Regierung.

Grundsteinlegung war am 31. Januar 1953 durch Generalvikar Dr. Vinzenz Fuchs und der Rohbau ging zügig voran. Anfang Mai im Folgejahr feierte man gemeinsam mit dem Würzburger Bischof Julius Döpfner deren Segnung. Von der Notkirche zog damals die Kirchengemeinde hinauf in ihre Gartenstädter Kirche.:35 Meter lang, 14 Meter breit und Raum für 550 Sitzplätze. Die Gesamtkosten für Kirche, Turm und Pfarrhaus waren mit 405.000 Mark notiert.
1956 bestellte man fünf Glocken bei der Firma Schilling in Heidelberg und das Cis ging an den heiligen St. Konrad, dessen Bild überlebensgroß am Fuße des Turms jeden begrüßt. Einer Geschichte nach hatte man dem heiligen Mann an einer Hand einen Finger zu viel gemalt und Nacharbeiten standen an.
Reparaturarbeiten, Umbau und Modernisierung standen in den Jahren am Kirchberg an und dabei stand immer wieder der große Zusammenhalt der Gartenstädter im besonderen Fokus. Der Friedensstern zur Weihnachtszeit leuchtet hoch oben am Kirchturm in alle Richtungen und will ein Botschafter des tiefen Willens, eine eigene Kirche zu wollen, sein. Ruhwedel merkte an, dass es in der Gartenstadt nicht ohne Kirche gehe und so feiere man jetzt Kirchengeburtstag.
Umfangreiches Jubiläumsprogramm startet diesen Sonnatg
Beginn ist am Sonntag 14.April um 10.30 Uhr mit einem Jubiläumsgottesdienst mit Generalvikar Dr. Jürgen Vorndran, Bläsern und Chor. Am gleichen Tag ab 17 Uhr wird Dekanatskantor Matthias Braun an der Klais-Orgel zu bestaunen sein und danach sind Grillen und Gemütlichkeit angesagt.
Am 21. April steht die Messe zum Patrozinium mit anschließendem Verkauf von "Bruder Konrad Brot" auf dem Plan.
Am 6. und 7. Juli startet das Kindergarten- und Pfarrfest mit rockigen Klängen am Samstagabend.
Am 3. Oktober steht die Kreuzbergwallfahrt unter dem Stern des Bruder Konrads und am 14. Dezember heißt es "Unterm Christbaum". Die Termine für Dia- und Filmpräsentationen aus den frühen Tagen der Pfarrei werden noch bekanntgegeben. Im Jubiläumsjahr startet die Fronleichnamsprozession in der Gartenstadt.
