"Es war einmal…." So fangen üblicherweise Märchen an. Dass aus einem Märchen Realität werden kann, beweist die Verwandlung des Wollbacher Dorfplatzes: So ähnlich, wie aus "Aschenputtel" eine strahlende Prinzessin wurde. Am Samstag, 20. Mai., wird die in den letzten Jahren völlig umgestaltete Ortsmitte feierlich gesegnet.
Es war einmal ... ein unansehnlicher, komplett versiegelter, abschätzig als "Asphaltsee" bezeichneter Platz mitten im Ort zwischen Rathaus, Pfarrkirche und Lebensmittelladen, den man zwar prima befahren und wo man Autos abstellen konnte, der aber so gar nicht zum Verweilen, zum gemütlichen Plausch oder zum Genießen der Umgebung einlud. Einziger grüner Farbtupfer damals: Die drei alten, in all dem umgebenden Asphalt dahindarbenden Linden in der kleinen Grünanlage hinter dem Denkmal des Kirchenpatrons, des Hl. Bonifatius.
Heute dagegen tummeln sich auf dem Bereich vor und neben dem neuen Rathaus Kinder und Jugendliche auf der hellen Pflasterfläche, fahren Inliner, Roller und Skateboards, schieben Mütter und Väter Kinderwägen und sitzt die ältere Generation im Gespräch vertieft auf den Ruhebänken hinter und zwischen den neugepflanzten Bäumen. Und wenn dann noch der Eiswagen mitten auf dem Dorfplatz hält, wird der Platz gleich zur großen Outdoor-Eisdiele. Wie kam es, dass das Dorfzentrum aus seinem "Dornröschenschlaf" erwacht ist?
Anfangs regte sich Widerstand in der Bevölkerung von Wollbach
Schon als noch Karl Fiedler als Bürgermeister amtierte, war der Bereich vielen Ortsbürgern und Gemeinderatsmitgliedern ein Dorn im Auge und eine Neugestaltung gewünscht worden. Doch erst mit dem Bau der Wollbacher Umgehung und der daraus resultierenden Verkehrsberuhigung im Dorfzentrum war es möglich, den langersehnten Umbau auch tatsächlich anzupacken.
Ein Glücksfall war es für Bürgermeister Alois Gensler und seinen Gemeinderat, dass man in den Genuss der Dorferneuerung und deren staatlicher Fördermittel kam. Anfang März 2012 stellte Architekt Achim Wüst die Planung für die neue Ortsmitte vor.
Das alte Rathaus sollte abgebrochen werden, dort ein neues Dorfgemeinschaftshaus mit Bürgermeisterbüro, Sitzungssaal, Vereinsraum, Dorfbücherei und Zweigstelle der VR-Bank entstehen und das Umfeld angepasst werden.
Zunächst regte sich Widerstand in der Bevölkerung, da es unterschiedliche Auffassungen zum Umfang und zur Gestaltung des "Dorfgemeinschaftshauses", aber auch zur geplanten Fällung der alten Linden am Bonifatius-Denkmal gab. Schließlich hatte sich der Gemeinderat zum Abbruch und Neubau des Rathauses durchgerungen.
Bauarbeiten dauerten fast zehn Jahre
Den gravierendsten Einschnitt bei der Dorfplatzneugestaltung gab es um die Linden herum an der Nordwestecke des Rathauses. Dort wurde die ursprüngliche steile Abfahrt zur Joachim-Baumeister-Straße beseitigt. Stattdessen gelangt man nun von dort unten über eine barrierefreie Fußgänger-Rampe auf den Dorfplatz. Das Denkmal des Kirchenpatrons hat nach seiner Restaurierung seinen Platz behalten.
Eine Neupflanzung von Bäumen ist erfolgt, so dass es auch in einigen Jahren wieder beschattet sein wird. Insgesamt ist das Gelände nicht zuletzt auch durch das Verschieben der Stützmauer zum Anwesen Ludwig Reichert hin großzügiger und großflächiger geworden. Der Platz soll zum Aufenthalt einladen und primär den Fußgängern dienen. Daher sind auch nur wenige Kurzzeitparkplätze eingerichtet worden. Einige Bauminseln, Ruhebänke und die große Infotafel bereichern das Zentrum zusätzlich. Die Zugänge zur Pfarrkirche und zur alten Schule und Pfarrheim wurden mit in die Umgestaltung einbezogen.
Fast zehn Jahre zogen sich die Bauarbeiten hin. In dieser Zeit sind neben Neubau "Dorfgemeinschaftshaus" und Umgestaltung des Dorfplatzes auch der "Bietbrunnen" und die Kreuzung an der Pizzeria mit den Bereichen ringsherum neu gestaltet und umfangreiche Bepflanzungen im Zuge der Dorferneuerung erfolgt.
Der neue Dorfplatz kommt bei der Bevölkerung gut an, wie schon verschiedene Veranstaltungen gezeigt haben. Insgesamt sind, so der Vorsitzende der Teilnehmergemeinschaft Wollbach 3, Amtsrat Mario Leisten vom ALE Unterfranken, etwa 80 Prozent der rund 1,65 Millionen Euro Kosten über das ALE Unterfranken gefördert worden. Die Neugestaltung des Dorfplatzes kostete allein circa 1,1 Millionen, wovon die Gemeinde 20 Prozent aus dem eigenen Säckel finanzieren musste.