
Zwei kultivierte Menschen, ganz ihrer Musikalität und ihrem Spiel hingegeben, und ganz ihre Zuhörer für sich einnehmend: So präsentierte sich am Sonntag das „Duo de Novo“ (Juliane Mack und Luís Maria Hölzl) bei ihrem Konzert „Tango for Two“ auf Schloss Wolzogen. Beide sind akademisch gebildete Künstler und erteilen auch selbst Unterricht an der Universität Augsburg: Sie vor allem für das Spiel auf der Querflöte, er als klassischer Gitarrist.
Wieder einmal hatte das Schloss in Mühlfeld – dank des Vereins „Aktives Mellrichstadt“ – mit dem Auftritt dieses Duos Instrumentalmusik in absoluter Perfektion zu hören bekommen, und das mit einer Musik, die auch allerhöchste Beherrschung der Instrumente forderte. Von der Körpersprache her wirkten die beiden Musiker eher kühl, in sich gekehrt, aber hoch konzentriert. Wie sie spielten, das war jedoch absolute Perfektion.
Wer aufgrund des Konzerttitels Tangos in der Art populärer Schlager, von Sporttanz-Wettbewerben oder argentinischer Folklore erwartete, wurde enttäuscht. Tanzbar waren die Stücke nicht, dazu waren sie, wie eine Besucherin treffend sagte, zu akademisch-intellektuell, zu konzertant. Aber darin bestand ja auch die Faszination des Konzerts, bei dem beide Künstler ihre Instrumente bis zu höchster Brillanz vorführen konnten.
Einige der Stücke waren ursprünglich für den Gesang und Orchester geschrieben, so etwa die „Aria“ aus Bachianas Brasileiras von Heitor Villa-Lobos, den Hölzl bei seiner Anmoderation nicht als typischen Tango-Vertreter beschrieb, aber als den populärsten und größten brasilianischen Komponisten, an dem es kein Vorbeikommen gebe.
Nach diesem schwerblütigen Auftaktstück folgten drei der vier Sätze aus der „Suite de Buenos Aires“ von Máximo Diego Pujol: „Pompeya“ (wie die beiden anderen nach Stadtteilen von Buenos Aires benannt), „Palermo“ und „San Telmo“. Letzterer muss ein Stadtteil der Lebensfreude sein, denn der hüpfende Rhythmus mit seiner fröhlichen Melodie lässt kaum noch die unterschwellige Melancholie erkennen, die eigentlich dem Tango von seiner Herkunft aus der sozialen Unterschicht eigen ist.
Piazzolla und Pujol
Eine zweisätzig vorgetragene „Sonatina für Flöte und Gitarre“ von Radamés Gnattali war alles andere als „mit Einfachheit zu singen“, wie der erste Satz „Cantando con simplicidade“ nahelegte. Der zweite Satz „Adagio“ wechselte mit ruhigen Stimmungslagen und in schrille Höhen reichende, schnellere Passagen.
„Verano Porteno“ von Astor Piazzolla ist ein außerordentlich anspruchsvolles, schnelles Solostück, das Luís Maria Hölzl mit sehr differenzierter Technik und höchster Perfektion der Gestaltung spielte.
Nach der Pause setzten die beiden Musiker ihr Programm mit dem französisch gebürtigen Carlos Gardel fort. „Por una cabeza“ ist das Lied eines Wettsüchtigen, das mit seiner Singbarkeit nicht verleugnen kann, dass sein Komponist selber auch ein Tangosänger war. Eine keineswegs fröhliche Milonga war „Canción al árbol del olvido“ (Lied vom Baum des Vergessens).
Eine viersätzige Suite mit dem Titel „Histoire du Tango“ von Astor Piazzolla beendete das Programm. Piazzolla zeichnet hier musikalisch die Entwicklung des Tango nach: „Bordel 1900“, „Café 1930“, „Nightclub 1960“ und „Concert d'aujourd'hui“ (Konzert von heute).
Mit der Zugabe „Wave“ von Antonio Jobim ließen die beiden Virtuosen ihr Konzert mit leichterer Kost ausklingen: eine Bossa Nova mit Gesangseinlage von Luís Hölzl.
Die beiden Künstler verabschiedeten sich unter dem stürmischen Applaus des Publikums, das auch während der Stücke schon in Begeisterung ausgebrochen war.