Seit einigen Jahren betreibt der BRK-Kreisverband Rhön-Grabfeld im Obergeschoss des früheren Schwesternhauses ein Kinderwohnheim, in dem Kinder und Jugendliche leben, die aus sozial schwierigen Verhältnissen kommen. Das Miteinander innerhalb der Dorfbevölkerung klappt nicht immer reibungslos.
Zu einem Meinungs- und Erfahrungsaustausch waren Kreisgeschäftsführer Ralf Baumeister und der für die heilpädagogische Jugendwohngruppe verantwortliche Zoher Said in die jüngste Sitzung des Gemeinderats gekommen. Mit dabei an diesem Abend waren auch einige Anwohner, die täglich die dort untergebrachten bis zu 14 Kinder und Jugendlichen erleben.
"In den vergangenen Jahren hat das Zusammenleben im Großen und Ganzen gut funktioniert. Natürlich gab es dabei ein Auf und Ab", betonte Bürgermeister Thomas Bruckmüller eingangs. Doch in jüngster Zeit gibt es immer wieder Vorfälle, die insbesondere die Anwohner belasten. Die schilderten dann auch drastisch Sachbeschädigungen, lautstarke Auseinandersetzungen unter den Jugendlichen und Verunreinigungen.
Für Beseitigung der Schäden heranziehen
Eindringlich mahnten sie an, die Betreuer aufzufordern, geeignete erzieherische Maßnahmen zu ergreifen, um dies künftig zu verhindern. "Die Verursacher müssen dann halt mal selbst zur Beseitigung der Schäden herangezogen werden oder das Handy für ne Woche abgeben !", schlugen sie vor.
Dem hielten allerdings die beiden BRKler entgegen, dass man schon Fehlverhalten entsprechend sanktioniere. Nur müssten die Vorfälle gleich gemeldet werden. Zoher Said wie auch Ralf Baumeister baten eindringlich darum: "Kommen Sie auf uns zu, wenns Probleme gibt! Wir müssen wissen, welches Kind da Unfug gemacht hat."
Beide verwiesen allerdings auch auf die schwierigen familiären Verhältnisse, aus denen die Jugendlichen kommen: "Das ist schon kein einfaches Klientel. Oft wissen wir auch gar nicht, welche Kinder nun neu zu uns kommen !", führten sie an.
"Können sie nicht an die Leine legen"
Die Kinder und Jugendlichen der Wohngruppe sind zwischen zwölf und 18 Jahren alt. "Sie haben ein Recht, auch einmal alleine für eine gewisse Zeit draußen unterwegs sein zu dürfen. Wir können sie dabei nicht an eine Leine legen", räumten die Fachleute vom BRK ein.
"Wenn Sie belästigt werden oder Beschädigungen beobachten, melden Sie uns bitte sofort die Vorfälle, damit wir den Schuldigen unmittelbar ansprechen können! Allerdings können wir die Probleme nicht von heute auf morgen beseitigen. Wir brauchen einfach Zeit, müssen mit den Kindern noch intensiver arbeiten!", baten die BRKler um Verständnis.
Derzeit sind es ein Mädchen und ein Junge, die die "Sorgenkinder" darstellen. Alle anderen kämen gut miteinander aus und würden keine großen Probleme bereiten. Das Nebeneinander des örtlichen Kindergartens, der im Erdgeschoss des Gebäudes untergebracht ist, und der Wohngruppe hat bisher funktioniert. Klagen oder Beschwerden liegen Bürgermeister Thomas Bruckmüller jedenfalls nicht vor.
Vorfälle unmittelbar melden
Aus der Mitte des Gemeinderates wurde darauf hingewiesen, dass man wegen der beiden schwarzen Schafe nicht die gesamte Wohngruppe an den Pranger stellen dürfe. "Auch unsere Kinder sind sicherlich nicht immer brave Lämmer !", wurde zu bedenken gebeten.
Die Anwohner erhielten die Kontaktdaten von Ralf Baumeister und Zoher Said, über die sie sich künftig unmittelbar bei Vorfällen melden können. In einigen Monaten will man sich dann wieder im Rathaus treffen, um zu erfahren, wie sich die Situation bis dahin entwickelt hat.
Mittelfristig wird sich die Wohngruppe allerdings ohnehin aus Wollbach verabschieden. Ralf Baumeister rechnet damit, dass in zwei Jahren der Umzug nach Bad Neustadt erfolgen wird. Dann können auch die notwendigen Renovierungsarbeiten am früheren Schwesternhaus ausgeführt werden, an dem der Zahn der Zeit nagt.