Statistiken über das Ehrenamt zufolge liegt die Zahl der ehrenamtlich tätigen Personen in Deutschland bei rund 16 Millionen Menschen. Ein winziger Teil davon ist im Altlandkreis Königshofen eine Gruppe von 29 Schulweghelfern. Ein Großteil von ihnen versammelte sich diese Woche zu einem Jahrestreffen im Schlundhaus. Eingeladen waren sie zu einem gemeinsamen Essen von der Gebietsverkehrswacht, die seit 38 Jahren dieses Projekt fördert und organisiert.
Erste Initiatoren waren damals der Schulleiter der Volksschule Hans Schlagbauer und der Elternbeiratsvorsitzende Paul Hofmann. Anlass war ein Unfall des Erstklässlers Stefan M. auf dem Straßenübergang Martin-Luther-Straße/Dr.-Karl-Grünewald-Straße. Inzwischen umfasst die Schulweghilfe die Betreuung von Kindern an gefährlichen Straßenübergängen sowie die Aufsicht an Bushaltestellen. Das Besondere daran ist die Nachhaltigkeit des drei Generationen übergreifenden Projekts. Es sind nämlich nicht nur Eltern und Großeltern von Schulkindern, sondern auch viele Helferinnen und Helfer, Rentnerinnen und Rentner, die selber gar keine schulpflichtigen Kinder mehr haben und dennoch über Jahre, manche Jahrzehnte, ihren Dienst tun, "der den Schutzbedürftigsten unserer Gesellschaft zugute kommt", so die Worte von Bürgermeister Thomas Helbling, dem Vorsitzenden der Verkehrswacht.
Mehr als 50.000 Schulweghelfer
Menschen, die es einfach selber glücklich macht, anderen Eltern und ihren Kindern zu helfen, bei jeder Witterung und jeder Jahreszeit sicher zur Schule und wieder nachhause zu kommen. Dafür "und gewissermaßen stellvertretend für viele Eltern, die es längst für eine Selbstverständlichkeit halten", bedankte sich Helbling bei den 29 Männern und Frauen, deren mehr symbolischer Lohn für ein Jahr ehrenamtliche Hilfe ein gemeinsames Abendessen samt Austausch über Erlebnisse in dieser Zeit an den Straßenübergängen und Bushaltestellen war. "Sie gehören damit zu den mehr als 50.000 Menschen in Deutschland, die mithelfen, Schulwege für die schwächsten Verkehrsteilnehmer unserer Gesellschaft sicherer zu machen."
Jeder und jede Einzelne habe dazu beigetragen, dass kein einziges Kind an diesen Brennpunkten verletzt oder gar getötet wurde. "Für die Eltern bedeutet dieser erste Schritt ihres Kinds in die Selbstständigkeit häufig aber auch große Sorgen. Statistiken belegen, dass 25 Prozent aller Unfälle mit Kindern in den für den Schulweg typischen Zeitfenstern passieren." Deshalb gehe er davon aus, dass es für viele Eltern eine Beruhigung bedeute, zu wissen, wenn ihr Kind früh bei Nacht und Nebel aus dem Haus geht, dass an dieser oder jener Gefahrenstelle, Straßenübergang oder Bushaltestelle jemand aufpasst und dem Kind sicher über die Straße hilft.
Freude über Dankbarkeit der Kinder und Eltern
In Bad Königshofen teilen sich diesen Dienst die erwachsenen Schulweghelfer mit jugendlichen Schülerlotsen aus der Mittelschule, der Realschule und dem Gymnasium. Wie den Gesprächen während des Jahrestreffens zu entnehmen war, sind nahezu alle derzeitigen Ehrenamtler bereit, auch im nächsten Jahr ihren Dienst am Nächsten fortzusetzen. Die Begründungen für ihre Entscheidung und so viele Berichte von Erlebnissen bei ihrer Tätigkeit hatten eines gemeinsam: Die Freude und eine gewisse Genugtuung, dass viele Eltern und sogar Kinder im Vorbeigehen eine Art Dankbarkeit zum Ausdruck bringen.
Einer von fünf älteren Herren aus Sulzfeld, die sich die Wochenschultage aufteilen, berichtete, was er just an diesem Tag erlebt habe. Da sei ein kleines Mädchen, "wahrscheinlich eine Erstklässlerin", auf ihn zugekommen, habe ihm eine in Weihnachtspapier eingepackte Schachtel Pralinen überreicht und gesagt, "des is für dir und ich soll danke sag´." Als er das erzählte, strahlte er mindestens so sehr wie die Kleine frühs bei der Übergabe.
Als Schulweghelfer fungieren in Bad Königshofen Martina JeanRichard (Koordination), Harry Trott (Logistik, Geschäftsführer der Verkehrswacht), Hiltrud Falkenstein, Ursula Leichsenring, Christine Nieder, Sieglinde Bösemann, Frau Kneitz, Karola Ramthun, Rita Platzöder, Frau Wachmer, Bernhard Zeitz sowie für die Organisation Maritta Köhler und Elke Konrad (Mittelschule), Ute Beck (Gymnasium) und Peter Fischer (Realschule). In Saal an der Überquerung der B 279 sind es Claudia Reichert, Heike Werner, Konrad Bindrim und Klara Düring, in Eichenhausen Frau Koza, in Wülfershausen Johanna Gensler, Kerstin Bach und Verena Grund sowie in Sulzfeld Reinhold Weigand, Werner Heusinger, Hans Loster, Hilmar Streit und Pius Krug.