Die freudige Erwartung war den Oberstufenschülern der Irena-Sendler-Schule in Hohenroth förmlich anzumerken, denn es hatte sich Besuch angekündigt. Die Aula war festlich im indischen Flair hergerichtet worden. Teppiche lagen auf dem Boden, bunte Sitzkissen waren verteilt, Räucherstäbchen schickten ihren Duft durch den Raum, Teegläser standen bereit, eine Kerze brannte in einer Laterne.
Ein Tisch für die Gäste war mit herrlich grünem Tuch und Teelichten verschönert worden, im Hintergrund sah ein gestickter Elefant von einem Wandteppich auf das ungewöhnliche Szenario herab.
Doch nicht alles im Raum war ungewohnt, denn auf Tischen lagen wichtige Schul-Utensilien, die die Schüler aller Klassen der Irena-Sendler-Schule für die indischen Schüler ihrer Partnerschule gesammelt hatten. Schulranzen, Hefte, Ordner, Stifte aller Couleur fanden da fein säuberlich aufgereiht ihren Platz. Es waren nicht nur neue Dinge, denn angebrochene Hefte und Malkästen waren ordentlich aufbereitet worden, so dass die Kinder in Indien sie jederzeit gebrauchen konnten.
Diese Sammlung und die Beschäftigung mit dem Schulalltag der Kinder in Kerala (Südindien) war das Hauptthema des Indien-Projekttages in Hohenroth. Zur Freude der Schüler hatte Initiatorin und Konrektorin Dietlinde Brüggemann einen Gast aus Kerala und Ebba-Karina Sander, eine Indien-Kennerin, eingeladen.
Jancy Jojo arbeitet als Physiotherapeutin in der Ayurvedischen Klinik Bad Bocklet, deren Geschäftsführerin Ebba-Karina Sander ist. Jancy gab Auskunft über das Schülerleben in Kerala. Ebba-Karina Sander fungiert als Dolmetscherin, da Jancy außer Hindi (offizielle Sprache aller Inder) und Malayalam (Muttersprache) nur Englisch sprach.
An den interessanten Fragen merkte man sofort, dass sich die Schüler gemeinsam mit ihren Lehrern im Vorfeld über Indien und die schulische Situation kundig gemacht haben. So wollten sie wissen, was der Morgenappell bedeutet, um welche Uhrzeit die Schule beginnt oder wie viel Ferien die indischen Schüler haben. Interessant fanden die Jungen und Mädchen auch, dass die Schüler in Indien auf dem Boden sitzen und mit den Händen essen, dass Jungen und Mädchen getrennt sitzen und dass die Eltern Geld für den Schulbesuch bezahlen müssen.
Dietlinde Brüggemann beleuchtete in ihrer Präsentation auch die Geschichte Indiens und berichtete begeistert von ihrer Indien-Reise 2012. Damals knüpfte sie erste Kontakte mit der Partnerschule in Kerala. Diese soll jetzt die dringend benötigten Schulsachen erhalten. Doch der Transport ist noch ungeklärt. Brüggemann hofft auf Sponsoren, die sich an den Frachtkosten beteiligen. Zudem werden Schüler Fluggesellschaften anschreiben und ihr Projekt erklären. Vielleicht ist ein kostenloser Transport möglich, hoffen die Schüler.
Auch in der Adventszeit wird das Projekt „Schulsachen für Kinder aus Kerala“ bei den Weihnachtsfeiern eine Rolle spielen. Das Sammeln geht weiter. Wichtig sei, so Brüggemann, dass nicht nur indische Kinder von dem Schulprojekt profitieren, sondern auch die Hohenrother Schüler. Sie erweitern hierdurch ihre soziale Kompetenz wie Einfühlungsvermögen, Hilfsbereitschaft und Engagement für Schwächere und sie lernen, mit den eigenen Mitteln sorgsam umzugehen. Jancy Jojo und Ebba-Karina Sander bedankten sich für den „total lieben Empfang“, das große Interesse und das Sammeln der Schulsachen für die indischen Kinder in Kerala. „Jancy wird Mitte Januar ihren Aufenthalt in Deutschland beenden, dann kann sie vielleicht einen kleinen Teil der Schulsachen schon in ihrem Gepäck mitnehmen“, sagte Sander zum Schluss.