Welche Erfahrungen hat Schulleiter Jürgen Seidenzahl in der Mittelschule Bad Königshofen während der coronabedingten Einschränkungen gemacht? Wie haben die Schüler diese Zeit erlebt, wie wirken sich Lernlücken auf die Zukunft aus? In der Schulverbandsversammlung ging man neben den üblichen Sachthemen auch diesen Fragen nach.
In die Mittelschule gehen in diesem Schuljahr 263 Schüler, die in 15 Klassen von 29 Lehrkräften (inklusive Religionslehrkräfte) unterrichtet werden. Die Klassengröße ist mit durchschnittlich 17 Schülern ideal, es gibt 19 Kinder von Geflüchteten, dazu kommen 12 mit Migrationshintergrund und 25 Inklusionskinder. In die offene Ganztagsschule gehen 18 Schüler. Die Hygienevorschriften, Distanzunterricht, Wechselunterricht, Kontakte mit den Eltern, Präsenzunterricht bei den Abschlussklassen, Schulschließungen und Quarantäne – alles musste organisiert werden.
Es gab auch Totalverweigerer in der Online-Phase
Dazu kamen Lieferschwierigkeiten bei Schülerleihgeräten, denn nicht alle Haushalte sind so ausgestattet, dass sie dem Kommunikationstool folgen konnten. Ausdrucke konnten dann in der Schule abgeholt werden. Es habe auch Totalverweigerer gegeben, berichtete Seidenzahl. Probleme bereiteten die teilweise schlechten Internetverbindungen, einige Familien hatten gar keinen Netzanschluss. Inzwischen hat sich vieles eingespielt. „Wir haben versucht, alle Fächer zu unterrichten, schwierig war es in Musik und Religion“, so Seidenzahl. Das Klassenlehrerprinzip habe sich bewährt, er habe darauf geachtet, dass alle Aufgaben maßvoll bleiben. „Distanzunterricht darf nicht zur Dauervideokonferenz werden“, ist eine seiner Erkenntnisse.
Trotz aller Bemühungen: „Wir haben mehr als ein Jahr verloren“, sagt Seidenzahl. Brücken- und Förderangebote in den Sommerferien sollen laut Regierung helfen, Versäumtes nachzuholen, das hält er für wenig erfolgversprechend. Externes Personal soll die Lücken in wenigen Wochen füllen, außerdem ist das Ganze freiwillig und viele, die es nötig hätten, werden nicht erscheinen.
Kritik von den Eltern, Lob von den Verbandsmitgliedern für die Lehrer
Zu allen Schwierigkeiten komme die mangelnde Anerkennung, die Leute denken, die Lehrer sitzen zu Hause und tun nichts. Das Gegenteil sei der Fall, erklärte Seidenzahl, manche Lehrer sitzen zusätzlich den ganzen Vormittag im Chat, denken sich motivierende „Challenges“ aus, erklären Aufgaben und beantworten Fragen.
Lob gab es aus den Reihen der Schulverbandsmitglieder für Schulleiter und Lehrer, aber auch für die Eltern, die manchmal Sonntagabend erfahren haben, dass am Montag keine Schule ist, und auch für engagierte Schüler, von denen stellvertretender Schulleiter Martin Mock berichtete. Seidenzahl geht im nächsten Jahr von 33 Schülern in der 5. Jahrgangsstufe aus, verringert sich die Zahl, darf er die Klasse nicht teilen.
Es werden wahrscheinlich von den 46 Viertklässlern aus der Grundschule 13 in die Mittelschule gehen, ergänzte die Schulleiterin der Grundschule, Kerstin Ebner, 16 gehen ins Gymnasium und 17 in die Realschule. Sie geht im nächsten Schuljahr von 29 Erstklässlern in zwei Klassen aus, das kann sich noch ändern. Insgesamt werden ungefähr 151 Schüler die Grundschule besuchen, momentan sind es 171.
Beauftragte Standort-Analyse finden nicht alle Bürgermeister gut
Die Jahresrechnung 2020 wurde gemeinsam mit Kämmerer Vitali Auch durchgesprochen, gebilligt und der örtlichen Rechnungsprüfung übergeben. Digitale Tafeln werden für die Mittelschule angeschafft, 21 stationäre und zwei mobile, für 113 020 Euro von wende.interaktiv. Beschlossen wurde die Herabsetzung des Kalkulatorischen Zinssatzes von bisher 3,5 Prozent auf 3 Prozent.
Kritik gab es besonders von Bürgermeisterin Angelika Götz und Bürgermeister Michael Custodis in Bezug auf eine Zeitungsmeldung, nach der zwei Büros mit einer Standortanalyse und mit der Entwicklung neuer Varianten für die Grundschule Bad Königshofen beauftragt wurden, wobei auch die Mittelschule einbezogen werden soll. Da stieg der Blutdruck, berichteten sie, zumal die Mittelschule Sache des Schulverbands ist und man sich eigentlich – nach einem Gespräch im Februar mit Landrat Thomas Habermann – alle sechs Wochen besprechen wollte. Man habe seitdem nichts mehr gehört. Man müsse das ganze Grabfeld sehen, ergänzte Bürgermeister Georg Rath und Bürgermeister Burkard Wachenbrönner sprach davon, dass die Schülerzahlen überall zurückgehen und man im Gespräch bleiben müsse. Aubstadt könne auch anbauen.
Wie der Schulverbandsvorsitzende abschließend mitteilte, gab es Unterstützung für das Inklusionsprojekt der Mittelschule: Jeweils 1000 Euro haben die Sparkasse und der Lionsclub gespendet.
Liebe Redaktion bitte gehen Sie doch mit gutem Beispiel voran und belassen Sie es doch beim Wort Kinder.