Das Jubiläumsjahr ist gleichzeitig das Jahr der Schließung: Vor 25 Jahren übernahmen die Schwestern Gabriele Neugebauer und Sabine Guck gemeinsam das Schuhhaus Rambacher von ihrem Vorgänger Klaus Schilling. Doch warum heißt das Geschäft heute noch "Rambacher"? Ein Blick in die Geschichte des Hauses erklärt den Namen.
Vor dem Zweiten Weltkrieg gehörten viele Königshöfer Geschäfte (damals ohne "Bad") jüdischen Familien, wie man im Buch "Geschichte der Juden im Grabfeld" von Reinhold Albert nachlesen kann. In einem alten Verzeichnis von 1920/1930 steht hinter vielen Namen der Beruf "Kaufmann", darunter sind drei Schuhgeschäfte erwähnt. Ob das spätere Schuhhaus Rambacher darunter ist, lässt sich nicht mehr nachvollziehen. Fest steht, dass Adelbert Rambacher das Haus einem Juden abkaufte, vermutlich als in den Jahren 1933 bis 1938 die meisten Juden emigrierten oder wegzogen. Laut Statistik verließen in dieser Zeit 69 von 94 Juden Königshofen. Ehefrau Paula Rambacher überlebte ihren Mann, der bis dahin in dem Haus ein Schuhgeschäft betrieb und verpachtete es an Klaus Schilling. Bedingung war, dass das Haus den Namen "Schuhhaus Rambacher" behielt, um das Andenken an ihren Mann zu bewahren. Schilling hatte neben dem Laden in Königshofen noch einen in Coburg und bewohnte eine Wohnung über dem "Webers Bäck" in der Schlundstraße.
Ersparnisse geopfert und Kredit aufgenommen
Gabriele Neugebauer und Sabine Guck sind Einzelhandelskauffrauen und haben im Schuhhaus berufliche Erfahrungen gesammelt. Als das Geschäft nicht mehr richtig lief und dem Betreiber zwei Niederlassungen zu viel wurden, ergriffen die Schwestern die Gelegenheit, sich selbständig zu machen. Um keine Mitarbeiter einstellen zu müssen, gestalteten sie den Laden übersichtlicher. Damen-, Herren- und Kinderabteilung wurden auf einer Ebene zusammengefasst. Zuvor war die Kinderabteilung im Keller und die Herrenabteilung im Nebenraum. Es entstand eine Verkaufsfläche von rund 100 Quadratmetern, angeschlossen war eine Reparaturannahme. "Wir haben uns einfach getraut", sagen die Schwestern heute, obwohl sie ihre Ersparnisse opfern und einen Kredit aufnehmen mussten, um die Erstausstattung zu finanzieren. Der Vorgänger hatte den Laden komplett ausgeräumt.
Sie wussten aus Erfahrung, was die Leute brauchen und was sie am liebsten kaufen, außerdem besuchten sie Messen in Nürnberg, um auf dem Laufenden zu bleiben. Im August 1997 wurde das neue Schuh-Rambacher eröffnet und setzte sich im Laufe der Jahre durch, obwohl das "Schuhhaus Müller" am Marktplatz ein großer Konkurrent war. Das Schuhhaus Müller gibt es seit Jahren nicht mehr, dafür kam das Problem Internet-Bestellungen. "Die Leute probierten Schuhe im Laden an und bestellten dann im Internet", berichtet Sabine Guck. Zuletzt hat Corona dem Geschäft sehr geschadet. Mehrmals Shutdown, darunter einmal direkt vor Weihnachten, bei Schnee und Eis. "Wir hätten viele schöne Winterstiefel verkaufen können", sagten die Schwestern.
Gründungsmitglieder der Werbegemeinschaft
Da Schuhgeschäfte anfangs nicht zu den systemrelevanten Geschäften zählten, war der Umsatz fast bei null. Mit Bestell-, Abhol- und Lieferservice gab es einige wenige Einnahmen. Erst später setzte sich die Einsicht bei den Politikern durch, dass Schuhe, besonders bei schnellwachsenden Kindern durchaus systemrelevant sind. Die allgemeine Lage und gesundheitliche Probleme bei Sabine Guck führten zu dem Beschluss, am 31. Juli 2022 die Tür zu schließen.
"Wir haben den Laden gern und mit Leidenschaft geführt", sagt Gaby Neugebauer, beiden Schwestern fällt der Abschied schwer. Mit dem Geschäft verbunden war auch ihr Engagement im ehemaligen City-Ring, beide waren auch Gründungsmitglieder der Werbegemeinschaft Bad Königshofen, wo sie im Vorstand mitarbeiten.