
"Respekt, wer’s selber macht" – diesen Werbeslogan einer Baumarktkette haben die Bad Neustädter Schützen verinnerlicht und im Industriegebiet Am Altenberg innerhalb eines Jahres eine neue Schießsportanlage hingestellt. Mit über 4400 Arbeitsstunden Eigenleistung.
Es war nicht die schiere Lust am Selbermachen, die die Frauen und Männer angetrieben hat, ihre arbeitsfreien Samstage und so manchen Feierabend unter der Woche auf der Baustelle zu verbringen. Vielmehr hätte man das Millionenprojekt ohne die tatkräftige Unterstützung der Vereinsmitglieder finanziell nicht stemmen können. Die Eigenleistungen und Spenden waren im Finanzierungskonzept fest eingeplant.
Die Vorgaben waren sportlich: Spatenstich war Anfang September 2018. Schon damals war klar: Das neue Schützenhaus muss am 31. Dezember 2019 bezugsfertig sein. Denn spätestens an diesem Tag muss die Schützengesellschaft ihr altes Grundstück in der Schweinfurter Straße geräumt haben. So war es mit dem neuen Eigentümer, der Firma Preh, vereinbart.

Land unter im Rohbau
Das hat geklappt. Mitte Dezember wurde die erste Weihnachtsfeier im neuen Domizil abgehalten. Mit einer Rekordbeteiligung: Viele wollten die neue Sportanlage in Augenschein nehmen. Während die Gäste in den hellen, freundlichen neuen Gasträumen feierten, dachten einige an die Weihnachtstage vor einem Jahr zurück.
Damals stand gerade der Rohbau, es goss in Strömen. Wasser drang in den Bau ein. Und so legten die Schützen damals an Heiligabend und am ersten und zweiten Feiertag Sonderschichten ein, um Unmengen von Wasser aus den Räumen zu saugen oder zu kehren.
Eine, die das Bauprojekt von Anfang an begleitete, ist Hiltrud Hampl. Sie ist Konstrukteurin in der Tragwerkplanung und brachte ihr Wissen im Bau- und Designausschuss ein und kümmerte sich um den Küchen- und Gastrobereich. Anfangs, schätzt sie, waren es wöchentlich vier bis fünf Stunden, die sie in das Projekt investierte, ab dem Sommer, als es an den Innenausbau des neuen und das Räumen des alten Schützenhauses ging, waren es auch mehr.
Sie bereut den Umzug nicht
"Es war eine intensive Zeit", sagt Hiltrud Hampl, und sie freut sich, dass es jetzt etwas ruhiger wird. Sie fühlt sich wohl in dem neuen Schützenhaus. Den Umzug von der Stadt in das Industriegebiet bereut sie nicht.
Hampl findet das Grundstück, das die Stadt Bad Neustadt der Schützengesellschaft zur Verfügung gestellt hat, optimal als Standort. Das neue moderne Gebäude hat eine weitaus bessere Wärmedämmung als das vorhergehende und ist, was die Funktionalität angeht, weitaus besser konzipiert.
In der neuen Schießsportanlage können Luftdruckschützen künftig an elektronischen Ständen schießen. Die Langwaffenschützen werden nicht nur Kleinkaliber, sondern auch Großkaliber auf dem 50-Meter-Stand schießen können.
Viele haben zum Erfolg beigetragen
Trotz aller Belastungen ist sie sicher: Das Bauprojekt hat die Schützenfamilie zusammengeschweißt. Das gilt nicht nur für den harten Kern von fünf bis 20 Mitgliedern, der Samstag für Samstag zum Arbeitseinsatz kam und sein handwerkliches Wissen und Geschick zum Gelingen des Projektes einsetzte.
Auf etwa 3240 Kubikmeter umbauten Raum haben sie Trockenbauwände installiert, Mauerwerk mit Gipskarton bekleidet, verputzt, Leitungen gezogen, Decken abgehängt und die Fußböden, Wände und Decken in den Schießständen rückprallsicher gemacht.

Auch die Nachwuchsschützen waren auf der Baustelle und halfen überall mit. Eine junge Frau, sie ist noch nicht einmal Vereinsmitglied, strich alle Türzargen der neuen Sportanlage. Und davon gibt es im Schützenhaus jede Menge.
Was machte die "Rentner-Gang"?
Besonders stolz ist Hampl auf die „Rentner-Gang“ der Schützengesellschaft. Einige Herren, alle um die 65 oder älter, haben beispielsweise 318 Tonnen Sand in den Kugelfang des Schießstandes geschaufelt. "Das war Knochenarbeit, die jeden Respekt verdient", sagt sie.

Viele, die nicht tatkräftig zugreifen konnten, griffen in den Geldbeutel und halfen mit Spenden. „Lieferfirmen und Handwerker unterstützten das Projekt durch eine wohlwollende Preisgestaltung“, sagt Schützenmeister Markus Harasim.
Aktuell sind 90 Prozent geschafft, die restlichen zehn Prozent sollen in den kommenden Monaten über die Bühne gehen. "Die 10- und 25-Meter-Schießstände sollen Ende Februar in Betrieb gehen", plant der Schützenmeister. Dann können die Schützen nach Monaten des Schaufelns, Schraubens, Hämmerns und Bohrens wieder das tun, was sie am liebsten machen: Ihrem Hobby, dem Schießen, nachgehen.