
Gemeinsam mit seinem Cousin Felix Erhart bewirtschaftet Christian Ganz einen landwirtschaftlichen Nebenerwerbsbetrieb ohne Tierhaltung. Auf 80 Hektar Fläche wachsen Weizen, Gerste, Raps und Mais. Letzterer wurde erst vor wenigen Jahren neu in die Fruchtfolge mit aufgenommen. Für die in der Nähe liegende Biogasanlage Großbardorf und für einen befreundeten Milchviehhalter werden insgesamt 15 ha Mais angebaut.
Schlimmster Feind der Maispflanzen ist der Maiszünsler (Ostrinia nubilalis). Er gehört zur Familie der Kleinschmetterlinge. Seine Larven fressen sich gierig durch den Kolben und die gesamte Pflanze. Auch im Grabfeld richtet der Zünsler jedes Jahr immense Schäden in den Maisfeldern an. Um auf den Einsatz von Insektiziden zu verzichten, beteiligen sich Christian Ganz und Felix Erhart - wie viele andere Landwirte aus der Region - am Projekt "Natürliche Schädlingsbekämpfung mit Schlupfwespen".
Maßnahme wird gefördert
Die Maßnahme wird im Rahmen des Kulturlandschaftsprogramms (KULAP) durch das bayrische Landwirtschaftsministerium gefördert. Mit einer speziell für diesen Zweck präparierten Drohne werden dabei die Felder überflogen und Eier der Trichogramma-Schlupfwespen abgeworfen. Die Schlupfwespen gelten als die natürlichen Feinde des Maiszünslers und zerstören dessen Gelege. Auf diese Weise werden im Rhön-Grabfeld-Kreis in diesen Tagen gut 500 ha Mais mit Drohnen überflogen.
Christian Ganz, der im mittelfränkischen Triesdorf Landwirtschaft studiert hat, arbeitet hauptberuflich als Pflanzenbauberater bei einem privaten Agrarhandelsbetrieb in Bad Königshofen. Von dort aus wurde auch der Drohneneinsatz organisiert. Ganz erzählt, dass in den zurückliegenden Wochen das Auftreten des Zünslers genau beobachtet wurde.:"Wir haben in Bad Königshofen, Mellrichstadt und Kleineibstadt sogenannte Pheremonfallen aufgestellt". So konnte man sich einen Überblick über das aktuelle Maiszünsler-Vorkommen verschaffen und nach Überschreiten der Schadschwelle zur Bekämpfung per Drohne aufrufen.

Der 25-jährige Pflanzenbauberater erklärt, dass für eine effektive und nachhaltige Bekämpfung die Flächen zweimal überflogen werden müssen. Dazwischen sollte ein Abstand von 14 Tagen liegen. Diese Art der biologischen Schädlingsbekämpfung betrachtet Ganz nicht nur als innovative Technologie, sondern auch als nützlingsschonende und effektive Methode, dem bei den Maisbauern gefürchteten Zünsler Einhalt zu gebieten.
Zehntausende Hektar in ganz Bayern überflogen
Jan Schreyer arbeitet für ein Unternehmen aus der Nähe von Stuttgart und ist der "Pilot" der Drohne. Er berichtet, dass sein Arbeitgeber insgesamt 20 solcher Drohnen im Einsatz hat. "Unser Unternehmen hat heuer den Auftrag, insgesamt rund 30.000 Hektar Mais in ganz Süddeutschland zu überfliegen". Schon 2016 sei dieses Verfahren entwickelt worden und wurde stetig verfeinert.
Schreyer berichtet, dass die Drohne in Bahnen in einem Abstand von 14 m das Feld überfliegt und auf jeweils 100 Quadratmetern eine Kugel abwirft. Jede Kugel enthält 1100 Eier der Trichogramma-Schlupfwespen. Die Kugeln sind mit winzigen Öffnungen versehen. Drei Tage nach Abwurf schlüpfen die Larven und beginnen mit der biologischen Zünslerbekämpfung. Schreyer erzählt, dass er täglich - je nach Schlaggröße und Lage - durchschnittlich 70 ha Mais überfliegen kann. Eine "Tankfüllung" reicht aus, um 10 ha Fläche nonstop zu behandeln.

Schreyer hat für seine Tätigkeit eine Ausbildung absolviert und sich so in Theorie und Praxis fit gemacht für die Arbeit auf den Feldern. Die Drohne hat übrigens einen Wert von gut 10.000 Euro. Manchmal würden auch Passanten anhalten und fragen ob sie gefilmt werden. Ein paar freundliche aufklärende Worte sind da oft angebracht.
Übrigens bestehen die abgeworfenen Kugeln aus Mais-Stärke und sind biologisch schnell abbaubar. Somit schließt sich der Kreislauf, der Umweltfreundlichkeit, Nachhaltigkeit und ackerbauliche Effizienz in genialer Weise mit einander verbindet.