
Die Protestbewegung "Black lives matter" sorgt in den USA für Unruhe, Diskriminierung von dunkelhäutigen Mitmenschen und übermäßige Polizeigewalt haben eine Protestbewegung ausgelöst. Wie sieht es vor unseren Haustüren aus? Gibt es Intoleranz, Diskriminierung und Ausgrenzung von Menschen, die anders aussehen? Eine Umfrage ergab, dass Menschen mit Migrationshintergrund auch in unserem Landkreis oft schlechte Erfahrungen machen, aber auch gute.

"Du bist hier nicht geboren, geh zurück in deine Heimat", sagte jemand zu Sinem Camilji, deren Eltern aus der Türkei stammen, die aber in Deutschland das Licht der Welt erblickte. Miri Redjepov (29 Jahre) erlebte in einem Möbelgeschäft Beschimpfungen. "Die Frau war gleich aggressiv und vermittelte uns das Gefühl, wir tun nichts und leben von Steuergeldern", sagt Miri Redjepov, die mit ihrem Mann zwei Bäckereien betreibt. "Wir arbeiten und zahlen unsere Steuern", antwortete ihr Bruder damals. Geschäftsschädigung, Unhöflichkeiten und Benachteiligungen hat die Familie bereits erlebt. "Man muss doch auf den Menschen schauen und nicht auf seine Herkunft", sagt Miri Redjepov.
Mobbing und Ausgrenzung
Kinder und Jugendliche leiden besonders unter Mobbing und Ausgrenzung. Sie werden manchmal geschubst, angespuckt und beleidigt. H. (Namen sind der Redaktion bekannt) ist 14 Jahre. Die Eltern stammen aus dem Kosovo, er ist in Deutschland geboren. Er erinnert sich nur ungern an die ersten Jahre in der Schule. Als "Kanake" beschimpft und in die Toilette eingesperrt, hat er sich extra für die Nachmittagsbetreuung gemeldet, um nicht mit allen mittags im Bus fahren zu müssen. Dort haben ihm andere Schüler immer von hinten auf den Kopf geschlagen. Beim Schwimmunterricht wurde er unter Wasser gedrückt.
Ein 25-jähriger Afghane, der namentlich nicht genannt werden will, erzählt von mehreren Erlebnissen bei denen Streit gesucht wurden, er bestohlen wurde und von seinem entwendeten Handy aus "Ich bin schwul" gepostet wurde. Auf seiner Arbeitsstelle sei alles o.k., sagt er. "Man muss doch erst einen Menschen kennenlernen, um ihn zu beurteilen", sagt er. "Ich grüße ja auch jeden und sage zu keinem ein Schimpfwort". "Scheiß-Kanake" hat R. (14 Jahre) mehrmals gehört, nicht nur auf dem Fußballplatz, sondern auch in der Schule, sogar von einer Lehrerin, als er im Unterricht Quatsch machte.

D. (15 Jahre) fordert mehr Menschlichkeit, auch sie hat negative Erfahrungen gemacht mit Mobbing und Ausgrenzung in der Schule, ebenso wie die gleichaltrige A.. Beide sind in Deutschland geboren. A. erinnert sich, dass sie jeden Tag nach der Schule geweint hat und die Mutter sie hinbringen und abholen musste. "Wenn man sich wehrt, laufen die deutschen Kinder gleich zum Lehrer und beschweren sich. Dann wird es noch schlimmer." In ihrer Klasse waren Kinder mit Migrationshintergrund nicht willkommen. "Die Leute fragen, wo man herkommt. Wenn man Russland sagt, heißt es gleich, dort saufen alle", ist ihre Erfahrung. "Ich möchte nicht, dass meine Kinder das erleben müssen", sagt sie. "Die Leute kaufen Pizza und Döner, aber sind gegen Ausländer", ergänzt D..
Schlimme Erfahrungen

Niyaz Behdarvand (20 Jahre) kam vor einen Jahr und neun Monaten zunächst nach Bamberg und sprach kein Deutsch. Bei einem Spaziergang mit Freunden und einer Schwester wurde ihre Gruppe verprügelt. Obwohl die jungen Frauen "Help" riefen, griff keiner der Umstehenden ein. Die Polizei fragte nur, was sie spät abends noch auf der Straße zu suchen hätten. Jetzt ist sie in Bad Königshofen gelandet und hat hier bessere Erfahrungen gemacht. Veronika Keim und Renate Knaut vom JUZ (Jugendzentrum) und der Vhs hätten immer ein offenes Ohr und unterstützen sehr. Sie habe hier schon Freunde gefunden, berichtet sie. Momentan besucht sie die FOS, wo es keine Probleme gibt.
Die 14-jährige A. ist in Kasachstan geboren und kam mit acht Jahren hierher. Sie geht aufs Gymnasium und hat überhaupt keine negativen Erfahrungen gemacht, sie fühlt sich nicht ausgegrenzt. Yezdansher Mohammed (20 Jahre) kam mit 15 nach Deutschland und spricht schon ausgezeichnet Deutsch. In der früheren Schulklasse gab es viele Diskussionen, berichtet er. Momentan besucht er die FOS. "Jetzt mobbt mich keiner mehr, auf der FOS gibt es keinen Rassismus", sagt er.
Die Sprache ist so wichtig
Sehr unterschiedlich sind die Erfahrungen, die Menschen mit Migrationshintergrund machen. Manche lernen sich durchzusetzen, einige lassen in den schulischen Leistungen nach, resignieren, verfallen in Depressionen, bis hin zum Selbstmord. Was alle betonten, ist die Bedeutung der Sprache. Wer gut Deutsch spricht, kann sich auch verbal verteidigen.
Wenn ich Migrant wäre, würde es mich ankotzen von den Medien ständig nur gefragt zu werden, wo ich Rassismus erlebe! Es ihnen ständig aufs Brot zu schmieren, dass sie ja die armen verachteten Menschen sind, trägt nicht gerade zur Stärkung des Selbstbewußtseins und somit auch nicht zur Integration bei!
Mal ganz davon abgesehen, dass auch erbdeutsche Kinder Mobbing erleben und auch bei uns in der Schule manch fieser Spaß getrieben wurde. Sommersprossige Rothaarige sage ich nur, oder solche mit besonders dicken Brillengläsern... Doch wir mussten das ertragen, bzw. haben uns zu wehren gelernt und nicht ständig bei den Medien rumgeflennt!