„Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre“ – welche Gedicht-Zeilen würde besser für einen Bildstock auf halber Höhe des Himmeldunkbergs passen, als die von Christian Fürchtegott Gellert. 1757 hat er diese Zeilen geschrieben, sie sind der Beginn einer Dichtung, die den Titel „Die Ehre Gottes aus der Natur“ trägt, Ludwig van Beethoven hat sie 1803 vertont.
Der neue Bildstock auf der Gibitzenhöhe an der alten Wegstrecke zwischen Bischofsheim und Gersfeld trägt diesen Schriftzug. „Es ist einer der schönsten Plätze in der Rhön, mit Blick nach Bischofsheim zum Kreuzberg und dem Himmeldunkberg im Rücken“, schwärmt Martin Bühner von der Schönheit der Gibitzenhöhe. Seit vielen Jahren kommt er, ob zur Fuß oder mit dem Mountainbike, hier vorbei und immer fiel ihm der abgebrochene Bildstock ins Auge.
Was es damit wohl auf sich habe?, fragte er sich ein ums andere Mal. Er nahm Kontakt mit Anton Enders aus Frankenheim auf, der sich schon seit vielen Jahren mit der Geschichte der Bildstöcke in der Rhön befasst. Auch Enders sucht schon seit langem nach einer Erklärung, warum nur noch ein abgebrochener Stumpf vorhanden ist. Verschiedene Gerüchte ranken sich um den Bildstock, doch Genaues weiß heute niemand mehr.
Im zweiten Weltkrieg habe ein Panzer den Bildstock zerstört, besagt ein Gerücht. Ein anderes berichtet von einem Langholzfuhrwerk, das den Schaden anrichtete. Ältere erinnern sich, dass der obere Teil früher neben dem Bildstock lag. Anton Enders suchte vergeblich nach der vermissten Platte oder Tafel. Auch Nachforschungen beim Rhönklub blieben erfolglos. Es ist nicht bekannt, wie der Bildstock einmal aussah und aus welchem Grund er aufgestellt wurde.
Dr. Bühner ließ der Bildstock keine Ruhe. Er überlegte eine Rekonstruktion. Doch auf Anraten von Rudolf Schwarzer, dem langjährigen Leiter der Holzbildhauerschule, wurde dieses Vorhaben nicht in die Tat umgesetzt. Schwarzer habe abgeraten den Bildstock, den er als „schlichtes, von Erzählungen berührtes Flurdenkmal“ bezeichnete, zu rekonstruieren. Weil die ursprüngliche Form nicht bekannt und weil die Verbindung jedweden Materials mit dem Stumpf schwierig sei. Zudem würden die Witterungsbedingungen in dieser Höhe dem Werk zusätzlich zusetzen.
So entwarf Schwarzer einen Bildstock, der die übrig gebliebenen Elemente aufgriff und doch ein Neues und in sich geschlossenes Gesamtwerk darstellt. „Als Beitrag volksfrömmiger Geschichte stellt dieser Bildstock eine Verbindung zwischen der Gegenwart und einer vergangenen Epoche her“, sagte Schwarzer bei der Aufstellung und Segnung. „Schon Aufgrund des Alters war der ein Erhalt der Reste empfehlenswert. Die vorhandenen steinernen Teile wurden nicht verändert. Eine Einrüstung mit Metallgestänge bilden einen fiktiven Umriss des Bildstocks in seiner Möglichkeit als Ganzes ab“, so Schwarzer weiter.
Wie Frühformen ähnlicher Bildstöcke in der Region zeigen, seien diese von Rhöner Steinmetzen erstellten Werke mit kompakten hausähnliche Formen nach oben hin abgeschlossen worden. Darauf befanden sich reliefartige Verzierungen mit dem Kreuzsymbol. Die Metallkonstruktion habe eine ähnliche Kontur wie eine an ein Hausdach angeglichene Form. Jedoch fehlen abschließende und raumabschirmende Flächen, erläuterte Schwarzer. Er schlug auch vor, die Schrift „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre“ nach Christian Fürchtegott Gellert, in Anspielung auf den nahe liegenden Himmeldunkberg anzubringen.
Martin Bühner, der den neuen Bildstock sponsorte, ist begeistert von der Umsetzung. „Der Einklang von Natur und Schöpfung kommt zum Ausdruck.“ Das Alte bewahren und zugleich neue Wege gehen, das sei mit dem Bildstock gelungen.
Bürgermeister Udo Baumann unterstützte das Projekt von Anfang an. Der Bauhof richtete den Sockel her und übernahm die Installation der Stele vor Ort. Er dankte sowohl Schwarzer für die Gestaltung wie auch Dr. Bühner für die Finanzierung. Auch der Bürgermeister fand den Spruch für die Stele auf halber Höhe zum Himmeldunkberg sehr passend. „Mit einer Tafel mit dem kompletten Gedicht von Christian Fürchtegott Gellert wollen wir den Betrachter noch zusätzlich inspirieren“, kündete Bürgermeister Baumann an.
Pater Stanislaus Wentowski vom Kloster Kreuzberg und Kaplan Gabriel Gnanathiraviam aus Bischofsheim gestalteten eine kleine, aber durchaus beeindruckende Segensfeier. Auch Landrat Thomas Habermann war gekommen und dankte für das gelungene Werk.