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Schönau
Schönau: Die "Pumpl" und der "Wofürenner"
Zwei, die sich verstehen. Lore Hock aus Waldaschaff und Fredi Breunig, zwei unterfränkische Kabarettisten der Spitzenklasse absolvierten  in Schönau mit „Rhön meets Spessart“ erstmalig „Kabarett im Kolpingsaal.
Foto: Manfred Zirkelbach | Zwei, die sich verstehen. Lore Hock aus Waldaschaff und Fredi Breunig, zwei unterfränkische Kabarettisten der Spitzenklasse absolvierten in Schönau mit „Rhön meets Spessart“ erstmalig „Kabarett im Kolpingsaal.
Manfred Zirkelbach
 |  aktualisiert: 06.12.2019 02:10 Uhr

Premiere im Schönauer Kolpingsaal. Im „Wohnzimmer“ der Schönauer Fosenöchter fand erstmals ein Kabarettabend statt und das mit zwei außergewöhnlich starken Könnern ihres Faches, Fredi Breunig aus Salz und Lore Hock aus Waldaschaff.

„Rhön meets Spessart“ hatten die Schönauer Kolpinger dem Abend deshalb auch einen recht anspruchsvollen Titel verpasst. "Mussig" gab es in zünftiger Art und Weise mit den Schönauer Kermesmusikanten unter der Leitung von Helmut Zirkelbach, Sprüch' wurden geklopft von den beiden Protagonisten Fredi und Lore und das angekündigte frische Hausbraubier, erst kürzlich im Schönauer Dorfbrauhaus eingebraut, trug schließlich zur richtig guten Stimmung des Publikums bei. Die Moderation des Abends besorgte Elmar Reubelt in seiner gewohnt launigen Art, welcher sich dann auch selbst amüsiert und entspannt die spaßigen Vorträge anhören und ansehen konnte.

Mit dem Frankenlied der Schönauer Kermesmusikanten unter der Leitung von Helmut Zirkelbach (links stehend) und gemeinsam gesungen ging die Premiere von „Kabarett im Kolpingsaal“  zu Ende. Sitzend von links: Gustav und Lore Hock, Fredi Breunig und Moderator Elmar Reubelt.
Foto: Manfred Zirkelbach | Mit dem Frankenlied der Schönauer Kermesmusikanten unter der Leitung von Helmut Zirkelbach (links stehend) und gemeinsam gesungen ging die Premiere von „Kabarett im Kolpingsaal“ zu Ende.

Der Fredi war noch nie in Schönau auf der Bühne

Fredi Breunig war überrascht. „Do in Schönaa wor ich jo noch gor net, Ich muss 60 Johr alt wern, bis ich e mal in Schönaa auftret döff“. Es machte ihm sichtlich Spaß, auf der kleinen Schönauer Kolping-Bühne zu stehen und in seiner unverwechselbaren Art loszulegen. Als geborener Grabfelder komme er beim Dialekt der Rhöner selber an seine Grenzen, meinte er verschmitzt und machte die Hardcore-Dialektgrenze so kurz vor Schönau fest, an welcher jeder Tourist dann schließlich unweigerlich scheitern müsse. Beispiel? Frage eines Wanderers an den Rhöner angesichts der vielen Bergkuppen rundum: „Wie heißt denn der Berg da drüben“? Rhöner: „Wofürenner?“ „Aha, komischer Name, Wofürenner“.

Oder wie kommt sich wohl ein „Nordlicht“ vor, wenn er bei einer Unterhaltung zweier Einheimischer, welche sich über das „Schafkopfen“ unterhalten, konfrontiert wird, dass die „Pumpl die alt Sau gschtoche hat. Der gricht doch Angstzuständ“. Einen Franken oder noch spezieller einen Rhöner kann sich der Fredi als Flugkapitän überhaupt nicht vorstellen. Den näselnden Ton des „Kapitän Hansen“ auf der Flugroute Mallorca nach Frankfurt habe ein Franke wohl kaum Ähnliches entgegenzusetzen. Schlimm würde es aber erst, wenn das Bordmikrofon aufbleibe und der Rhöner Kapitän kurz vor der Landung seinen Co-Käptn anweist: „Rudolf mach mer e Bier auf, dass mer gut aufsetze.“ Rauschender Applaus für diesen gelungenen Einstand.

Ein nächtliches Treffen

Lore Hock machte dort weiter, wo der Fredi aufgehört hat. Fränkische Mundart klingt da allerdings ganz anders. „E bissle babbele“ möchte sie halt, fast spitzbübisch erzählt sie von ihren vielen Erlebnissen und Begegnungen in ihrem Heimatdorf Waldaschaff. Dass die Spessartdörfer wegen ihrer engen Tallagen recht in die Länge gezogen sind, ist allerorts bekannt. „Wos e Glick“, versichert die Lore, welche ein Lottogeschäft in der Ortsmitte betreibt. denn von beiden Seiten seien es zur Ortsmitte zwei Kilometer. „Die ham bei uns Lotto gespielt, weil se all uff de Klo musste bei dem lange Weech“. Und dann hat sie verraten, dass „mei Gustav un ich getrennte Schlofzimmer ham. Des eenzich Mol wo mir zammkumme sinn, wor, wann mie gkeichzeitich in der Nocht uff de Klo gange sinn“. Dass sie nach einem Einbruch im Lottogeschäft dann einen in Dialekt handgeschriebenen Brief an die Versicherung geschrieben hat, brachte ihr schließlich die gewünschte Versicherungssumme ein: „Mer muss sich zu Helfe wiss“. Lore Hock erntete mit ihrer Vorstellung reichlich Applaus.

In einem zweiten Durchgang dann lief der Fredi noch einmal zur Höchstform auf. Den Schönauern wollte er doch etwas nachhelfen bei der Suche nach einem Bürgermeisterkandidaten. Bei einer Talkshow sollten vier Kandidaten herausfinden, was sie mit einem geschenkten Betrag von einer Million Euro in Schönau bewerkstelligen werden. Die Vorschläge waren recht vielfältig, das „Haus der Begegnung“ von Altbürgermeister Walter Vey gehörte da genauso dazu wie ein ordentlicher Zuschuss für die Fosenöchter oder die Sanierung des Schwimmbades. Da war der Fredi richtig gefordert, aber mit seiner Spontaneität erntete er auch hierbei tüchtig Beifall.

Rhönmarsch von Gustav Janz

Zwischen den einzelnen Auftritten steuerten die Kermesmusikanten zur Stimmung mit zünftigen Polkas, mit fränkischen und Rhöner Liedern auf. „Ja in der Rhön da ist es schön, wir schreiten kräftig aus“, der Schönauer Gustav Janz hat vor über einem halben Jahrhundert einen Rhönmarsch geschrieben, den die Musikanten nun wieder einmal auflegten, die Gäste durften kräftig mitsingen. Ohne nennenswerte Absprache kamen Fredi und Lore noch einmal gemeinsam auf die Bühne. „Jetz solle mie uns zehn Minutte unnerhalt un wisse net wos mer sooch solle“. Aber sie hatten beide ganz schnell eine Idee. Wegen ihres Altersunterschiedes „spille mir Mutter un Sohn“. Gemeinsamkeiten gab es da genug, schließlich sind alle zwei ja Träger des Frankenwürfels, das gemeinsame Gen der Spaßmacher haben sie ebenfalls beide verinnerlicht. „Aber dann kamen dem Fredi doch Zweifel“. Wer issn nocher mei Vodder, weche dem unnerschiedliche Dialekt vo uns zwee?“ Lore ungerührt: „ Gustav, ich glaab jetz biste raus“. Der Gustav revanchierte sich auf seine Art mit einem Liebeslied, gemeinsam gesungen mit seiner Lore: „ Ich bin kein Bajazzo, bin auch ein Mensch wie du und leise schlägt mein Herz dir zu“.

Nach knapp drei Stunden ging ein Abend zu Ende, von dem viele Gäste anschließend richtig ins Schwärmen gerieten. Und das Hausbraubier? Für die „Nachsitzer“ war es leider aus. Schade. Aber der neue Braumeister Christian „Ballack“ Nöth beruhigte. „Beim nächste Kabarettabend is widder genug für alle da“. Noch einmal Applaus.

 
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