Manfred Markert ist schon so etwas wie ein Tausendsassa in Bischofsheim. Stadtrat in der zweiten Wahlperiode, Bademeister im Bischofsheimer Freibad, Pferdebesitzer auf einer Koppel oberhalb seiner Heimatstadt, ein Bischofsheimer Original durch und durch eben.
Nun ist er auch noch unter die Schneemelder gegangen. Seit Anfang 2022 betreut er für den Deutschen Wetterdienst eine Station auf seinem Anwesen in Bischofsheim. Um Schnee geht es dabei nicht einmal in erster Linie. Denn vor allem geht es auch darum, anhand der Schneesituation Prognosen zu erstellen für mögliches Hochwasser.
Das Landesamt für Umwelt (LfU) hatte 2022 zusammen mit dem Deutschen Wetterdienst (DWD) einen Aufruf gestartet und um neue Schneemelderinnen und Schneemelder für verschiedene Regionen in Bayern geworben. Diese werden mit einer Schneemess-Sonde ausgestattet, mit der sie einmal täglich die Schneehöhe an einem vereinbarten Standort - beispielsweise im eigenen Garten - messen. Rund 300 manuelle Schneebeobachtungsmessstellen gibt es im Freistaat, die entweder beim LfU oder beim DWD unter Vertrag stehen.
Speziell für Bischofsheim hatte das LfU einen zusätzlichen Schneebeobachter gesucht. Und mit Manfred Markert schnell gefunden. Mit Unterstützung der von den Schneebeobachtern gelieferten Daten soll die Entwicklung der Schneedecke über den gesamten Winter genauer verfolgt werden.
Anhand der Schneemessungen könnten laut LfU zudem Wasserhaushaltsmodelle und Wettervorhersagen geprüft werden. Das heißt konkret: Der Schnee in der Rhön und sein Schmelzen geben wichtige Anhaltspunke für Hochwässer, die sich in den niederen Lagen im weiteren Verlauf der Flussläufe bilden können.
Wichtig sei, dass sich die Messstellen nicht über einer Asphaltdecke, sondern möglichst über Grasboden befinden, teilte ein Sprecher mit. Zudem dürften sie nicht geschützt an Hauswänden oder neben Hecken liegen - aber auch nicht in Bereichen von Schneewehen. Gemessen werde ab einer Schneedecke von fünf Zentimetern.
Der Rhöner Winter im Visier
Die Messstelle von Manfred Markert trägt die offizielle Nummer 19425 und liegt auf einer Höhe von 554 Metern. Sie liegt nahe der Koppel für seine zwei Pferde und erfüllt nahezu perfekt die Vorgaben der Wetterämter. Wie an vielen Stellen in der Rhön, hatte der 64-Jährige bis vor wenigen Tagen kaum Nennenswertes vom Rhöner Winter zu vermelden. Seit vergangenem Mittwoch ist das mit den ersten halbwegs ordentlichen Schneefällen anders.
Hightech gibt es für die Arbeit von Manfred Markert, nebenbei auch Dritter Bürgermeister von Bischofsheim, nicht. In einer schwarzen Tragetasche verbirgt sich das gesamte Equipment, das er für seine Messungen braucht. Gerät Nummer eins ist ein längeres Rohr, das am einen Ende gezackt ist. Dieses Rohr steckt Markert in den Schnee. Die Zacken dienen auf Eisflächen der Stabilität. In dem Rohr sammelt sich der Schnee, dessen Höhe Markert dann exakt ablesen kann.
Gerät Nummer Zwei ist eine Waage. Mit der wird das Gewicht der zuvor abgemessenen Menge Schnee gemessen. Das Verhältnis von Schneehöhe und Gewicht gibt Aufschluss über die Menge Wasser, die im Schnee gespeichert ist. Somit bekommen Deutscher Wetterdienst und LfU Anhaltspunkte über die Tauwassermengen, die bei der Schneeschmelze dann zu erwarten sind und die talwärts in die Gewässer abfließen.
Daten gehen an den Deutschen Wetterdienst
Zwischen 12 und 14 Zentimetern Schnee zeigte Markerts Mess-Station übers Wochenende auf den rund 550 Höhenmetern an. Seine Daten schickt er tagesaktuell an die Behörden, die aus seinen und vielen anderen Stationen Prognosemodelle entwickeln.
Manfred Markert ist ein Neuzugang, aber nicht der einzige Schneemelder im Landkreis. Gemessen wird auch in Birx, in Leubach, in Heufurt, Sandberg, Ostheim, Mellrichstadt, Bad Königshofen und in Sulzdorf an der Lederhecke.
Beitrag zur Sicherheit der Menschen
Die anderen mobilen Schneemelder werden wohl ähnlich wie Manfred Markert denken: "Ich liebe es in der Natur zu sein", nennt Markert einen Grund für sein Engagement. "Und es ist ein gutes Gefühl, dass diese Liebe auch zur Sicherheit der Bevölkerung beitragen kann", ergänzt der Bischofsheimer. Denn je mehr die Wetterforscher und Behörden über den Rhöner Schnee wissen, desto besser können sie reagieren, wenn das nächste Hochwasser droht.