Für knapp 40 Minuten war am vergangenen Donnerstagabend im Bereich Oberelsbach, Urspringen und Sondheim/Rhön der Strom weg. Gegen 18.20 Uhr gingen in vielen Haushalten die Lichter aus, wie Kunden aus den Gemeinden beim Überlandwerk Rhön gemeldet hatten.
Der kommunale Energieversorger nennt als Ursache für den Stromausfall einen strafbaren Eingriff in seine Netzanlagen. Wie das Überlandwerk in einem Gespräch mit dieser Redaktion informiert, hatten eine oder mehrere unbekannte Personen an einem Mastschalter am Umspannwerk Nordheim das Schloss aufgebrochen und den 20-kV-Schalter ausgeschaltet. "Der Schalter wurde anscheinend fachkundig und somit gezielt ausgewählt, um einen möglichst großen Stromausfall zu erreichen", machen die Geschäftsführer des Überlandwerks, Roland Göpfert und Joachim Schärtl, deutlich.
An einem zweiten Mast wurde ihrer Aussage nach das Schloss ebenfalls aufgebrochen und entfernt, jedoch wurde der Schalter nicht bewegt. Das hätte zu einem noch größeren Ausfall geführt.
Tatort wurde vermutlich gezielt ausgesucht
"Manuelle Abschaltungen dieser Art werden vom Netzleitsystem nicht erfasst und wir waren auf die Anrufe der Kunden angewiesen, um überhaupt auf den Stromausfall aufmerksam zu werden", teilen die Geschäftsführer des Überlandwerks mit. In dem Stromkreis habe es zudem noch eine Straßenbaustelle in Unterelsbach gegeben, sodass die Netzumschaltungen eine längere Zeit in Anspruch nahmen, bis die Haushalte wieder mit Strom versorgt werden konnten. "Der oder die Täter scheinen über hinreichend technisches Verständnis zu verfügen und haben hier vermutlich gezielt den Tatort ausgesucht und gehandelt", ist sich Roland Göpfert im Gespräch mit dieser Redaktion sicher.
Die Verantwortlichen des Überlandwerks Rhön haben den Vorfall bei der Polizei angezeigt. "Solch ein Handeln stellt einen Eingriff in unsere Versorgungsinfrastruktur dar, den es bislang in dieser Form noch nicht gegeben hat", macht die Geschäftsführung deutlich. Es sei nicht auszuschließen, dass sich ein solcher Vorfall wiederholt. Aus diesem Grund habe sich das Überlandwerk entschlossen, offensiv die Bevölkerung zu informieren und damit zu sensibilisieren.
Die Geschäftsführer rufen die Bevölkerung dazu auf, auf ungewöhnliche Fahrzeugbewegungen und Personen in der Nähe der Netzanlagen und Schaltstationen zu achten.
Die Kriminalpolizei hat die Ermittlungen übernommen
In dem Fall ermittelt nun die Kriminalpolizei Schweinfurt. Wie der Chef der Polizeiinspektion Mellrichstadt, Thomas Reubelt, auf Nachfrage dieser Redaktion und nach Rücksprache mit der Kripo informiert, geht es laut Strafgesetzbuch um Sachbeschädigung sowie die Störung öffentlicher Betriebe. Dem Täter drohe eine Geldstrafe oder eine Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren.
Am Tatort habe man versucht, Spuren zu sichern und hoffe im Zuge des Öffentlichkeitsaufrufs auf Zeugen, die möglicherweise etwas Verdächtiges gesehen haben.
Konkret lautet die Frage: Wer hat am 16. November gegen 18 Uhr Fahrzeuge und/oder Personen in der Nähe des Umspannwerks Nordheim, das an der Straße zwischen Nordheim und Stetten liegt, beziehungsweise an den dortigen Leitungsanlagen beobachtet? Hinweise nimmt die Polizeiinspektion Mellrichstadt unter Tel. (09776) 80 60 entgegen.
Wie die Geschäftsführung des Überlandwerks bittet auch Reubelt die Bürgerinnen und Bürger, aufmerksam zu sein, um möglicherweise weitere Eingriffe in das Stromnetz zu verhindern beziehungsweise den Täter zu ermitteln.
Diese sind in der überwiegenden Anzahl ungeschützt und nur weil bis jetzt nichts passiert ist, sei es durch derartige Abschaltungen oder auch gezielte Angriffe auf die Wasserversorgung, darf das nicht so bleiben. Die Leitwarte bei denen ist 24/7 besetzt, also wäre eine Öffnung des Kastens mit entsprechender Lokalisierung des Ereignisses ein technischer Klacks.