
Für allzu viel Freundlichkeiten in der von zwei klassischen Bronzestatuen geprägten Eingangshalle des Osnabrücker Ratsgymnasiums ist keine Zeit. Bis zum Abend muss das ehrwürdige Schulgebäude aus der Gründerzeit, das einen Steinwurf vom Osnabrücker Schloss entfernt liegt, als Familienzentrum einsatzbereit sein.
„Im ersten Stock stehen 80 Tische im Flur. Die müssen aus dem Weg, ins Klassenzimmer der 6a“, lautet die Anweisung für die Gruppe junger Leute, die zusammen mit Hoffelner schon am Mittwoch nach Osnabrück gereist waren.
„Eigentlich sind wir fest als Helfer im Theater am Dom eingeplant, wo Daniel Bauß aus Nordheim/Rhön Hallenleiter ist. Aber da war gerade nichts für uns zu tun“, erläutert Christian Hofmann (22) aus Würzburg. Bei seinem dritten Katholikentag wollte er einmal nicht einfach nur als Teilnehmer dabei sein. „Das ist einfach ein intensiveres Erlebnis, und man bekommt einen Blick hinter die Kulissen.“ Helfer müssen nichts für Kost und Logis zahlen, bekommen als äußeres Zeichen ein blaues Tuch mit Aufdruck Helfer. Sie schlafen in Massenunterkünften wie Turnhallen und verpflichten sich, acht Stunden pro Tag mit anzupacken.
So wie Sebastian Sterzinger (16) aus Mellrichstadt. Voller Tatendrang wuchtet der Schüler gleich zwei der Tische mit Stahlrohrgestell in die Höhe und läuft los. „Gefühlte 95 Kilogramm pro Tisch“, konstatiert er, während er seine Ladung um fünf Ecken lotst. „Da kommt man ins Schwitzen“, sagt Eva Mathe (17) aus Kleineibstadt. Wie allen anderen macht ihr vor allem die Rampe zu schaffen, die etwa auf der Hälfte der rund 100 Meter langen Strecke recht steil bergab führt. Nach etwa zehn Minuten werden die Gespräche und Scherze weniger, dafür steigt die Zahl der Schweißperlen im Gesicht der Helfer.
„Ich bin nicht bescheuert“
„Ein paar meiner Kumpels sagen, ich muss bescheuert sein, wenn ich mich engagiere. Für mich ist das aber ganz selbstverständlich – hier genauso wie in der Pfarrei“, erläutert Benedikt Gutermuth (17) aus Ostheim/Rhön seine Motivation. Andreas Hoffelner (30) versucht spielerisch sein Team etwas anzutreiben und rammt – Tischplatte voraus – gegen die Tischbeine seines Vordermanns. „Klasse Spiel: Tischscooter statt Autoscooter!“ Irgendeiner aus der Gruppe amüsiert sich besonders über den durch die engen Flure bedingten Gänsemarsch und stimmt den Faschingsklassiker „Die Karawane zieht weiter“ an.
Im Klassenzimmer steht der Mellrichstädter Daniel Griebel (16) derweil schon auf den Tischen und stapelt hoch: Drei Tische stehen jeweils übereinander, damit später noch viel anderes, was stört, dort Platz findet. Von draußen dringt der Klang der Musikproben für den Fronleichnamsgottesdienst am benachbarten Schlossplatz herein.
Nach getaner Arbeit greifen die Rhöner im Helferraum des Ratsgymnasiums zum Getränk und setzen sich kurz. „Ganz so anstrengend wie gerade muss es für den Rest des Katholikentags aber nicht sein“, sagt Daniel, bevor der Überdruck in Sebastians Mineralwasserflasche den Umstehenden eine unfreiwillige Dusche beschert.
„Kummt's mit“, winkt der niederbayerische Hallenleiter dem Team zu. Es gibt noch einiges an Ausrüstung im Schulhaus zu bewegen: Videowägen und Stellwände zum Beispiel. „Im Theater wird's ruhiger“, versichert Hoffelner seinen Leuten. „Da sind alle Möbel festgeschraubt.“